Bear Again: Pflegestation für verwaiste Bärenjungen
Nirgendwo gibt es in Europa mehr wild lebende Braunbären als in Rumänien. Doch auch dort haben sie es schwer: Immer wieder werden Braunbären gejagt oder gefangen. In Rumänien gibt es auch die einzige Auffangstation für verwaiste Bärenjungen.
Ștefan Baciu, 07.09.2020, 18:00
Über ein Video-Streaming soll künftig den verwaisten Bärenjungen geholfen werden. Die breite Öffentlichkeit sowie die Spender werden sich von nun an über die Plattform Bearflix aktuelle Videos mit den im Waisenhaus lebenden Braunbärenjungen anschauen können. Die Videos zeigen den Alltag der Jungbären, die in der Auffangstation für Braunbärenwaisen in den rumänischen Karpaten leben. Alle Videos, die über Bearflix gesehen werden können, erzählen Geschichten verwaister Bärenjungen. Und die drei möglichen Abos für den steten Zugang zur Plattform stellen eigentlich Spendenmöglichkeiten zur Unterstützung des genannten Projekts dar.
Die Auffangstation für verwaiste Braunbären in Rumänien — kurz Bear Again — wurde vor 16 Jahren ins Leben gerufen. Alles fing mit drei kleinen Braunbären-Jungen an, die ihre Mutter verloren hatten und nun als Waisen zu sterben drohten. Die Jungbären hatten Glück im Unglück. Sie trafen auf Leo Bereczky, der sich der Kleinen annahm, sie fütterte und pflegte, bis sie stark genug waren, um alleine für sich zu sorgen. Leo fand auch den abgelegenen Ort in den Bergen, wo er für die Gründung der Auffangstation sorgte. Seit ihrer Gründung wurden fast 150 Braunbärenjungen dahin gebracht und praktisch gerettet. Mehr Einzelheiten über das bislang einzige Bärenwaisenhaus in Europa lieferte uns Livia Cimpoeru, Kommunikationszuständige bei WWF Rumänien:
Die Bärenjungen, die in die Auffangstation ankommen, werden zunächst in einem Bärenhäuschen gepflegt und betreut. Mit der Zeit, innerhalb von 2 Jahren, werden sie sie in immer größere Bärengehege verlegt. Die Auffangstation erstreckt sich auf einer Oberfläche von 20 Hektar. Etwa 2,5 Km Elektrozäune grenzen das Betreuungsgebiet für Bären vom restlichen Wald ab. Die Kosten sind ziemlich hoch, die Elektrozäune müssen letztendlich instandgehalten werden. Sie müssen alljährlich geprüft und repariert werden. Derzeit finden Wartungsarbeiten statt. Vor kurzem passierte es, dass ein paar Bärenjungen eine Lücke im Zaun fanden und in den Wald flohen. Die Jungbären sind stark genug, allerdings soll sie der Elektrozaun vor großen Bären schützen. Leider gelingt es ab und zu einem erwachsenen Bären, in das abgezäunte Gebiet einzudringen. Deshalb muss es so gut wie möglich abgeriegelt werden.“
Die Bären sind ein Hinweis auf eine gesunde Umwelt. WWF erkannte die Bedeutung der Aktivität der Auffangstation von verwaisten Bärenjungen in Rumänien und unterstützte sie. Denn das Projekt hilft verwaisten Bärenkindern zu überleben. Livia Cimpoieru, Kommunikationsverantwortliche bei WWF Rumänien, erklärte uns Folgendes:
Die Interaktion mit Menschen ist fast total abwesend. Die Bärenjungen kommen in direktem Kontakt mit Menschen nur im Wald, wenn sie aufgefunden werden. Danach werden sie zum Tierarzt gebracht und dann gelangen sie in die Auffangstation. Je nach dem Zustand des Kleinen wird er zunächst mit einer Milchflasche ernährt. Danach kommen die Bärenjungen in ein kleines Gehege, später müssen sie dann alleine zurechtkommen. Sie werden aus sicherer Distanz gefüttert. Leonard besitzt eine Drohne, mit der er die Braunbärenjungen füttert, damit der Kontakt mit den Menschen aufs Geringste reduziert wird. Doch manchmal geht die Drohne kaputt. Um sie zu reparieren, ist Geld notwendig.“
Im Waisenhaus werden die Bärenjungen wieder aufgepäppelt, gefüttert, gepflegt — bis sie schließlich wieder in die Wildnis zurückkehren können. Wenn sie bereit sind, ein selbständiges Leben zu führen, werden sie aus dem Gehege entlassen.