Aus Sorge um Rumäniens Urwälder: Yellowstone im Fogarascher Gebirge?
Rumänien hat noch weite Urwaldflächen, aber die nehmen konstant ab. Die Umweltbehörden haben Handlungsbedarf erkannt.
România Internațional, 15.08.2016, 17:52
Urwälder sind Umweltsysteme, in denen die Natur ohne menschliches Eingreifen überlebt — Bäume sterben eines natürlichen Todes, stürzen unter dem eigenen Gewicht ein, das modernde Holz nährt das Ökosystem für Generationen. Unter den Kronen echter Baumriesen, die über ein halbes Jahrtausend alt sind, leben Tausende von Arten: vom Einzeller und Moos, über Insekten und Vögel bis hin zu Säugetieren ist alles da. Solche Urwaldgebiete gibt es weiterhin in Rumänien, die schlechte Nachricht ist aber, dass ihre Fläche immer mehr abnimmt. Um die vergangene Jahrhundertwende waren es etwa zwei Millionen Hektar, heute sind es gerade mal 200 Tausend Hektar. Rumänien beschäftigt sich intensiv mit dieser Frage und versucht, als ersten Schritt eine Bestandaufnahme durchzuführen, sagt Umweltministerin Cristiana Paşca Palmer, die an ein Nationales Register solcher Urwälder denkt:
Wir haben den Rechtsrahmen geschaffen, um diese Wälder zu schützen. Rumänien hat die meisten Urwälder in Europa — nur wurden sie bis jetzt nicht vollständig registriert. Man wusste gar nicht, was ein Urwald ist, welches die Maßstäbe dafür sind. Deshalb wurde auch so viel davon abgeholzt. Jetzt wollen wir eine transparente Datenbank im Internet schaffen, damit alle wissen, welches diese Urwälder sind. Vor zehn Jahren ging eine Inventur von etwa 200 Tausend Hektar aus, aber seitdem wurde viel abgeholzt. Zweck der neuen Vorschriften ist, eine neue Bestandaufnahme durchzuführen. Einige von ihnen werden in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen“, sagt Umweltministerin Cristiana Paşca Palmer.
Sie hätte gerne, dass die rumänischen Urwälder auch dadurch geschützt werden, dass sie zu großen Naturparks erklärt werden — auch nach amerikanischem Modell:
Ja, diese Absicht habe ich nach wie vor, aber es ist eine Dauerbaustelle. Es geht darum, dass wir eine Art Yellowstone im Gebiet Făgăraş, Bucegi, Königsstein schaffen. Das nimmt Jahre in Anspruch, denn auch die Menschen in der Umgebung müssen von den Vorteilen eines solchen Projekts überzeugt werden. Es entstehen so interessante Entwicklungschancen durch Ökotourismus und andere Nischen. Das wäre ein europäischer Yellowstone — das größte Wildgebiet in Europa. Wir wollen in diesem Jahr mit allen Akteuren eine Studie erstellen, denn von Anfang an müssen alle in den Entscheidungsprozess eingebunden werden — das braucht aber Zeit.“, so die Umweltministerin.
Schon heute gehören in Rumänien 1,6 Millionen Hektar zu geschützten Gebieten — sie sind wissenschaftliche oder Naturreservate, National- oder Naturparks und Naturdenkmäler. Das ist in Europa eine der größten geschützten Flächen, praktisch fast ein Viertel des gesamten Landesgebiets. Das Reservat der Biosphäre des Donaudeltas, mit seinen 580 Tausend Hektar, ist extra zu berechnen.