Artenvielfalt: Amerikanische Möwenart in Rumänien gesichtet
Am zweiten Weihnachtstag 2016 ist in Rumänien zum ersten Mal eine amerikanische Franklinmöwe gesichtet worden. Grund zur Freude für die rumänischen Ornithologen, die eine in unserem Land neue Vogelart auf ihre Listen eintragen konnten.
România Internațional, 27.02.2017, 17:45
Die Fauna Rumäniens ist um eine Vogelart reicher geworden. Im Winter 2016-2017 entdeckten die Ornithologen im Olt-Tal eine nordamerikanische Möwe — die Präriemöwe, auch Franklinmöwe genannt. Die Präriemöwe oder Franklinmöwe ist mit einer Körperlänge von 32–38 cm geringfügig kleiner als eine Lachmöwe; die Flügelspannweite liegt zwischen 85 und 92 cm, das Gewicht bei 250–325 g. Adulte Vögel im Brutkleid tragen eine schwarze Kopfkappe, die bis in den oberen Nacken und auf die Kehle reicht. Dazu kontrastieren sehr breite, weiße Lider. Die Iris ist schwärzlich. Der Schnabel zeigt eine dunkelrote Färbung mit einem dunklen Band vor der roten oder orangen Spitze. Im Verlauf der Brutzeit wird der Schnabel dunkler. Das Gefieder der Oberseite ist dunkel grau; Hals, Unterseite und Schwanz sind weiß. Die Präriemöwe ist eine der wenigen nordamerikanischen Vogelarten, die in Rumänien beobachtet werden konnten. Mehr dazu von Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft:
Die Franklinmöwe oder Präriemöwe nistet normalerweise in Nordamerika und verbringt den Winter in Südamerika. Wir wissen nicht, wie dieser Vogel nach Rumänien gekommen ist — er ist nicht beringt und trägt auch keinen Mikro-GPS-Sender. Es kann sein, dass infolge von starken Stürmen über dem Ozean diese Franklinmöwe in Richtung Europa getrieben wurde. Diese Vogelart ist sehr selten in Europa zu sehen — im Laufe eines Jahres werden höchstens 10 Individuen beobachtet, fast immer im Winter, im Norden Europas. Bis jetzt wurden einige Exemplare in Belgien und in Dänemark gesichtet. Für die Ornithologen ist es ein besonderes Ereignis, dass eine Franklinmöwe in Rumänien zu sehen war. Der Vogel wurde am zweiten Weihnachtstag von zwei Ornithologen im Kreis Olt, in der Nähe von Slatina gesichtet. Die zwei Wissenschaftler waren dabei, ihre Listen mit der Zählung der Wintervögel zu ergänzen, als einer von ihnen eine Möwe bemerkte, die eine andere Färbung hatte als die restlichen Möwen. Es wurde ihnen sofort klar, dass es sich um eine in Rumänien neue Vogelart handelte.“
Durch den Klimawandel können wir damit rechnen, in Zukunft Vogelarten beobachten zu können, die bis jetzt in Rumänien noch nicht gesichtet wurden, meinen die Ornithologen. Welche Chancen hat die Franklinmöwe, sich an den Lebensbedingungen in unserem Land anzupassen? Ovidiu Bufnilă antwortet:
Aufgrund der Beobachtungen unserer Kollegen können wir einige Schlussfolgerungen ziehen. Die Franklinmöwe wurde in einer Lachmöwenschar gesichtet. Zusammen mit den Lachmöwen suchte die Franklinmöwe nach Futter auf einer Müllkippe in der Nähe der Stadt Slatina; dann flog sie zum Fluss Olt, um auf dem Eis am Rande des Flusses zu übernachten. So wie es aussieht, hat die Franklinmöwe keine Anpassungsprobleme. Diese Vogelart ist robust genug, um in unserem geographischen Raum mit gemäßigten Klima zu leben, und das von uns gesichtete Exemplar hat sich schon in einer Lachmöwenschar eingelebt.“
Die Lachmöwe ist die in Rumänien am meisten verbreitete Möwenart. Lachmöwen leben an allen größeren Flüssen und Seen und selbstverständlich am Schwarzen Meer; der Name der Lachmöwe kommt davon, dass ihr Ruf an ein spöttisches Lachen erinnert.