Von der Architektur zur Poesie: Bühnenbildner Horaţiu Mihaiu veröffentlicht Gedichtband
Voriges Jahr hat Horaţiu Mihaiu sein Debüt als Dichter mit einem Band gegeben, den der Bühnenbildner und Theaterregisseur jedoch in den Siebzigern geschrieben hatte.
Luana Pleşea, 02.02.2017, 18:09
In Bukarest sind im Verlag Charmides die ersten drei Gedichtbände der Sammlung Infinitesimal“ des Regisseurs und Bühnenbildners Horaţiu Mihaiu erschienen. Mit dem Band Der Tod ist ein guter Ratgeber“ aus der besagten Sammlung gibt der Künstler sein Debüt als Dichter. Horaţiu Mihaiu wurde in Klausenburg im Jahr 1953 geboren. In seiner Heimatstadt absolvierte Mihaiu die Architekturfakultät und lernte somit einen Beruf, den er bis 1989 ausübte. Anfang der neunziger Jahre gibt er sein Debüt im Theater als Bühnenbildner, 1995 gilt er zum ersten Mal als Regisseur einer Aufführung, die auf die Bühne des Nationaltheaters Klausenburg gebracht wird: 17 Akte mit Piet Mondrian“. Die Aufführung bringt ein neues Konzept im rumänischen Theater zum Vorschein, das sogenannte Image-Theater, und wird mit dem Preis des Rumänischen Theaterverbands UNITER für alternative Aufführung geehrt.
Die Gedichte, die der Regisseur neulich im Band Der Tod ist ein guter Ratgeber“ veröffentlichte, wurden in den siebziger Jahren geschrieben. Wahrscheinlich ist die Inspiration etwas Göttliches, sagt Horaţiu Mihaiu, der überzeugt ist, dass die visuellen und die poetischen Ausdrucksmittel miteinander verbunden seien:
Lyrik gibt es meiner Meinung nach nicht nur in unseren Gefühlen und Erlebnissen. Poesie gibt es überall — in unserem Alltag, in Apotheken, in Buchhandlungen, Lebensmittelläden… Das glaubte ich damals, in den Siebzigern. Ich habe versucht, den Gedichten, die überall vorkommen, eine Form zu verleihen, sie wie in einer Theateraufführung zu organisieren. Die Lyrik enthält zudem noch etwas, was in anderen Künsten nicht zum Ausdruck gebracht werden kann: Gerüche. In Gedichten riecht es nach Heu, es riecht wie in einer Apotheke, wie in einem Lebensmittelladen… Der Geruchssinn in unserem Leben hat mich immer bezaubert. Ich wollte diesem Erlebnis, das uns überall und immer im Leben begleitet, Ausdruck verleihen. Ich habe versucht, es aufs Papier zu bringen. Meiner Meinung nach haben Erlebnisse ohnehin diesen Bestandteil, der auf der olfaktorischen Wahrnehmung beruht. Selbstverständlich konnte eine Prise Emotion nicht fehlen. In meinen Gedichten rückt aber die Emotion in den Hintergrund, sie scheint irgendwie getarnt zu sein.“
Seine Gedichte seien nicht im Dada-Stil geschrieben, sie eröffnen jedoch neue Assoziationsmöglichkeiten und seien nicht einfach zu entziffern, sagt der Dichter. Wenn Horaţiu Mihaiu über die Art und Weise spricht, in der er seine Gedichte aufbaut, erinnert sich der Künstler an die Zeit der Beatles:
Es gab die verrückten Jahre, in denen die Menschen weltoffen waren. Es waren die Jahre einer großartigen interkulturellen Öffnung. Die Zeit der Beatles war die Zeit der Revolution, einer Revolution, deren Folgen heute noch zu spüren sind. Eine authentische und gewaltfreie Revolution, die unsere Lebensweise und die zwischenmenschlichen Beziehungen gründlich verändert hat… Ein deutliches Merkmal meiner Gedichte bleibt die Originalität, ich wollte nicht bereits geebnete Wege betreten, ich wollte neue Gedichtformen suchen, um das Poetische im Unpoetischen zu finden. Auch wenn man Theater macht, sucht man neue Formen außerhalb der Theaterwelt. Es ist, als ob man das neu verwendet, was andere wegschmeißen oder beiseite legen.“
Über den Titel des Bandes, der einen Teil der Gedichte sammelt, die er im Laufe der Zeit schrieb, sagte Horaţiu Mihaiu:
Ich wollte einen Titel finden, der nichts mit den Gedichten zu tun hat. Ich wollte dem Sprichwort ‚Die Nacht ist ein guter Ratgeber‘ einen spielerischen Sinn verleihen und so habe ich es in ‚Der Tod ist ein guter Ratgeber‘ umgewandelt. Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass wir nicht wissen können, was nach dem Tod kommt. Es kann sein, dass wir die besten Ratschläge nicht im Laufe des Lebens finden, sondern erst danach. Auch die Sinne, die ich suche, werde ich höchstwahrscheinlich nicht während meines Lebens finden.“
Der Regisseur und Dichter ist auch im retrospektiven Album des internationalen Verbands der Bühnenbildner World Scenography 1990-2005“ zu finden. Derzeit ist er künstlerischer Regisseur am Jugendtheater im ostrumänischen Piatra Neamţ. (Şt.B)