Urban Eye: Festival für urbane Kultur
Das Filmfestival Urban Eye“ setzt sich mit einem wenig angesprochenen Thema an: Es handelt sich um die Stadt, die unseren Alltag bestimmt, und deren ständigen Verwandlung.
Corina Sabău, 15.11.2017, 18:00
Die Organisatoren des 4. Festivals für urbane Kultur Urban Eye“ haben zwischen dem 1. und dem 5. November zu Spielfilmen, Dokumentationen und Gesprächen eingeladen, die die Situation alter Gebäude, die Verwandlung unserer Städte sowie die Notwendigkeit einer nachhaltigen Stadtentwicklung thematisieren. Im Mittelpunkt der sorgfältig ausgewählten Produktionen standen Aspekte in Bezug auf Urbanität und das Stadtleben. Beim Bukarester Filmfestival feierten Spielfilme und Dokumentationen aus Kuba, Russland, Indien, dem Libanon, Dänemark sowie aus den USA ihre Rumänien-Premiere. Wir haben die Festivalintendantin Monica Sebestyen um Einzelheiten über diese Initiative gebeten:
Wir haben dieses Festival vor fünf Jahren aus dem Wunsch ins Leben gerufen, über unsere Stadt zu diskutieren, denn die Stadt, in der wir leben, bestimmt unseren Alltag. Das Festival bringt Menschen zusammen, die ein großes Interesse für ihr Umfeld zeigen und ihre Stadt aus neuen Perspektiven betrachten möchten. Wir gehen zudem vielfältige Themen an und nach jeder Filmvorführung laden wir das Publikum zu lebhaften Fragestunden ein, woran sich Experten aus mehreren Bereichen beteiligen. Selbst wenn wir uns mit einem wenig angesprochenen Thema auseinandersetzen, wollen wir uns nicht an ein Nischenpublikum richten. Die Stadt, in der wir leben, ist ein Thema, das uns alle betreffen sollte, und unser Publikum ist tatsächlich sehr vielfältig. Es besteht sowohl aus Filmfreunden als auch aus Menschen, die ein großes Interesse für die aktuelle und zukünftige Situation ihrer Stadt zeigen.“
Die Festspiele boten auch dieses Jahr eine vielfältige Auswahl an Filmen. Monica Sebestyen kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
Es gibt bestimmt sehr viele Produktionen, die die Stadt aus den unterschiedlichsten Perspektiven thematisieren. Wir haben sowohl poetische, bildgewaltige Kunstfilme als auch klassische Dokumentationen und Experimentalfilme präsentiert. Es gibt keine Schablone, nach der sich unsere Filmvorführungen richten. Zum größten Teil zeigten wir Dokumentationen, aber diese unterscheiden sich auch sehr stark voneinander.“
Die Festspiele fanden dieses Jahr bereits zum vierten Mal statt. Ob die Veranstaltung gut besucht wurde, erfahren wir von unserer Gesprächspartnerin:
Das Festival stieß auch dieses Jahr auf eine positive Resonanz beim Publikum, einige Zuschauer waren sogar der Meinung, dass die diesjährige Auflage die beste gewesen sei, was uns natürlich sehr gefreut und motiviert hat, auf diesem Weg weiter zu machen. Eine besondere Resonanz beim Publikum fand die Produktion, die das Festival eröffnete, »Taste of Cement«, ein Film aus dem Jahr 2017 in der Regie von Ziad Kalthoum, sowie die Produktion von Matt Tyrnauer, »Citizen Jane: Battle for the City«. Der im Vorjahr produzierte Film thematisiert die Verwandlung der Stadt, das ist ein Thema, das auch in Bukarest sehr oft zur Sprache kommt. Zu interessanten Debatten führte auch die Produktion DISPOSSESSION, die vom Leben in sozialen Wohnungen handelt. Das Festival wurde von einer anderen Veranstaltung begleitet, der Design-Ausstellung »Understanding Design«, einem Event, das dem rumänischen Publikum angesagte Architektur-Designer näher brachte.“
Die Produktion Ultimul Căldărar“ (Der letzte Kesselflicker“) wurde als Gewinner der 4. Festspiele UrbanEye Film Festival 2017“ ausgezeichnet. Die Produktion der Regisseure Cosmin Bumbuţ und Elena Stancu erzählt die Geschichte eines jungen Kesselflickers namens Geo und seiner Familie. Geo hatte die Schule mit 12 Jahren abgebrochen und geheiratet. Da sein Beruf heute nicht mehr gefragt ist, sieht er sich gezwungen, sich in Belgien als Deponien-Arbeiter zu verdingen. In der Begründung der Jury heißt es: Der Film wird für die Art und Weise ausgezeichnet, in der die Regisseure das Verhältnis der Figuren zu ihrem Umfeld sowie den Übergang der Hauptfigur von der Ausübung eines traditionsreichen Berufs bis zur prekären Lage beschreibt, die den Hauptdarsteller zwingt, andernorts Arbeit zu suchen.“