Spielfilmdebüt von Andrei Huțuleac räumt Preise in Moskau ab
Die Produktion #dogpoopgirl von Andrei Huțuleac wurde auf dem Internationalen Filmfestival in Moskau mehrfach preisgekrönt. Mit der Gesellschaftssatire gibt der Darsteller allerdings sein Debüt als Spielfilmregisseur.
Corina Sabău, 26.05.2021, 18:00
Der Film #dogpoopgirl, bei dem Andrei Huțuleac Regie führte, wurde beim Internationalen Filmfestival in Moskau (22.– 29. April) mit drei Preisen ausgezeichnet: dem Preis für den besten Film, dem Preis für die beste Darstellerin (Andreea Gramoșteanu) und dem russischen Kritikerpreis.
#dogpoopgirl ist eine Gesellschaftssatire mit tragischen Elementen über das Internetzeitalter. Das Drehbuch, das auf wahren Begebenheiten basiert, spricht über den ersten Fall von Online-Shaming in der Geschichte des Internets und verlegt diesen Fall hypothetisch in die rumänische Gesellschaft. Mit dieser Produktion gab Andrei Huțuleac sein Debüt als Spielfilmregisseur, nach dem mehrfach preisgekrönten Kurzfilm Offstage“ (2017) und Havana CUBA“, der 2019 den GOPO-Preis für den besten Kurzfilm erhielt. Wir haben mit Andrei Huțuleac über sein Debüt als Filmemacher, seine neueste Produktion und die Auszeichnung beim Moscow International Film Festival gesprochen:
Diesen Film zu machen, war eine Art Abenteuer, vor allem, weil ich ein Schauspieler bin und — ich muss dazu noch sagen — ein Theaterschauspieler. Ich begann, Filme schreiben und inszenieren zu wollen, aus dem Wunsch heraus, den ich eher als Zuschauer empfand, rumänische Filme im Kino zu sehen. Ich möchte von Anfang an erklären, dass ich kein Problem mit dem rumänischen Kino habe, ich hatte nur das Bedürfnis, Filme zu machen, die ich im Kino sehen wollte. Auf die Geschichte von #dogpoopgirl bin ich irgendwann 2017 gekommen, als ich das Buch eines britischen Journalisten, Jon Ronson, gelesen habe. Sein Buch »Public Shaming in the Age of the Internet« ist eine journalistische Untersuchung, eine Geschichte der öffentlichen Anprangerung im Zeitalter des Internets von den Anfängen bis heute. Es ist ein Buch, das all die Fälle aufzeichnet, in denen verschiedene Leute öffentlich im Internet fertig gemacht wurden. In diesem Band von Jon Ronson stießen wir auf diese Geschichte, die sich 2005 in Südkorea ereignete. Kurz erzählt: Ein Mädchen stieg mit ihrem Hund in die U-Bahn, der Hund hat in der U-Bahn uriniert, der Moment wurde von einem Blogger fotografiert, der Vorfall ging viral, und das Mädchen wurde aufgrund der Online-Reaktionen von der Universität, wo sie studierte, vom Studium ausgeschlossen, und sie erhielt sogar Todesdrohungen. Ich fand es interessant, diesen Vorfall in den rumänischen Raum zu verlegen, denn in diesem Fall denke ich nicht, dass der Raum der entscheidende Faktor ist, sondern die universelle Familie des Internets, dieser Vorfall kann jederzeit und überall passieren.“
Der Streifen feierte seine internationale Premiere auf dem Internationalen Filmfestival in Moskau. Wir haben den Regisseur gefragt, wie das Publikum in Moskau auf die Produktion reagierte:
Der Film wurde gut aufgenommen, und meine größte Freude ist, dass er bei einem anspruchsvollen Publikum, bei den Kritikern und Journalisten sowie bei der breiten Öffentlichkeit gleichermaßen gut ankam. Und das hat mich am meisten gefreut. Es liegt in der Natur meines Grundberufs, dem des Schauspielers, dass ich sehr viel Wert auf die Begegnung mit dem Publikum lege. Deshalb bleibt für mich auch beim Filmemachen die Begegnung mit dem Publikum wesentlich. Ich war sehr angenehm überrascht und fühlte mich geehrt, zu sehen, dass der Film verschiedene Zielgruppen erreicht. Es gab auch eine Kontroverse über die russische Übersetzung des Titels, für den ich bisher allerdings keine genaue Übersetzung im Rumänischen gefunden habe, ich weiß nur, dass dieser Hashtag vulgär und frauenverachtend ist. Ich freute mich allerdings über die Äußerung einer Zuschauerin beim Moskauer Filmfestival, dass sie gerne alle rumänischen Filme sehen würde, wenn sie so spannend wären. Wenn man mit einem Film auf ein internationales Festival geht, hat man das Gefühl, dass man auch sein Land repräsentiert, und das macht mich stolz. Ich habe mich gefreut, dieses Gefühl im Publikum zu erzeugen und ich habe diese Begegnung mit dem russischen Publikum genossen.“
Der Film soll frühestens im Herbst dieses Jahres in Rumänien seine Premiere haben.
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