Matei Vişniec mit Preis für den besten Roman des Jahres 2013 geehrt
Der Schriftsteller und Journalist Matei Vişniec hatte Anfang dieser Woche ein Treffen mit seinen Lesern in Bukarest. Er sprach über sein Buch Negustorul de începuturi de roman“ (Der Kaufmann für Romananfänge“).
Luana Pleşea, 11.02.2015, 10:38
Der Schriftsteller und Journalist Matei Vişniec hatte Anfang dieser Woche ein Treffen mit seinen Lesern in Bukarest. Er sprach über sein Buch Negustorul de începuturi de roman“ (Der Kaufmann für Romananfänge“), das vom Cartea-Românească-Verlag herausgegeben wurde und mit dem Augustin Frăţilă“ — Preis für den besten Roman des Jahres 2013 ausgezeichnet wurde.
Es war eigentlich das erste offizielle Treffen des Autors mit dem Publikum und der Fachjury, gebildet aus Literaturkritikern wie Alex Ştefănescu, Tudorel Urian und Daniel Cristea-Enache. Die Jury hat von den 65 eingeschriebenen Romanen fünf Finalisten ausgewählt. Es geht um den größten literarischen Preis im Wert von 10.000 Euro. Eine zweite Jury, gebildet aus 22 Bloggern, hat danach für den besten Roman abgestimmt. Der Literaturkritiker Daniel Cristea-Enache dazu:
Es ist sehr schwer, gleichermaßen von den Kritikern und dem Publikum geliebt zu werden. Meistens werden die Autoren, die sich guter Kritiken erfreuen, weniger verkauft. Die Autoren, die Publikumserfolg haben, werden hingegen von den Kritikern nicht sehr geschätzt. Matei Vişniec hat beides erzielt, er hat die Wunderformel gefunden.“
Matei Vişniec wurde in Rădăuţi (Nord-Rumänien) geboren und lebt seit 1987 in Frankreich, wo er als Journalist tätig ist. Matei Vişniec schreibt sowohl in Rumänisch als auch in Französisch Poesie, Prosa und Theater. Beim Treffen vergangenen Montag sagte der Autor folgendes:
Die Blogger — sie lesen Bücher, sie schreiben in ihren Blogs. Dieses Spiel macht ihnen Spaß, sie erteilen Noten…. Ich bin sehr zufrieden, dass sie an diesem literarischen Spiel teilgenommen haben! Die Tatsache, dass ich gewonnen habe, zeigt, dass ich aus der rumänischen Sprache, aus der rumänischen Literatur nicht ausgewiesen wurde. Ich spreche täglich Rumänisch, ich rede bei Radio France International. Ich bin aber nicht in Rumänien anwesend, ich kenne die Hintergründe nicht. Manchmal würde ich sagen, dass mir sogar die heutige Sprache fremd erscheint. Wenn ich für einen Tag Präsident wäre, würde ich ein Gesetz für die Verteidigung der rumänischen Sprache herausgeben, die von den Politikern und von den Leuten, die zu Fernseh- oder Radiosendungen eingeladen werden, täglich misshandelt wird.“
Über den Roman Der Kaufmann für Romananfänge“, der vom Literaturkritiker Tudorel Urianu als proustscher Roman“ bezeichnet wurde, sagte Matei Vişniec folgendes:
Diesen Roman zu schreiben, war mir ein Vergnügen. Ein Eingeständnis von Kazantzakis, der zahlreiche interessante, meistens philosophische Werke verfasste…. Er sagte, dass er einmal ein Buch schreiben wollte, das ihm Spaß machte. So schrieb er seinen Roman »Alexis Sorbas«. Es handelt sich eigentlich um das einzige berühmtgewordene Buch von ihm. Ich glaube, so habe ich auch den »Kaufmann für Romananfänge« geschrieben. Zahlreiche Ideen regten mich dazu an, darunter die Manie der Anfänge.“
Der Roman wurde vom Literaturkritiker Alex Ştefănescu als eine Art Symphonie des Stils bezeichnet:
Es ist, als ob man hunderte Romane auf einmal lesen würde. Symphonisch ist der Roman dadurch, dass der Autor gleichzeitig von mehreren Romananfängen und kulturellen Bezügen Gebrauch macht. Es geht um eine sogenannte literarische Musik, die jemanden leicht bezaubern kann. Dieses Buch soll man nicht lesen, um es zu enträtseln, sondern um sich von dieser literarischen Musik bezaubern zu lassen. Diese polyphonische Interpretation ist dem Autor besonders gut geglückt. Sollten alle Wörterbücher der rumänischen Sprache verschwinden, könnte das Buch sicherlich zur Wiederherstellung des Wortbestands der rumänischen Sprache benutzt werden. Der Autor setzt dabei eine bewundernswerte Methode um, die rumänische Sprache mit ihren zahlreichen Nuancen zu nutzen. Ich möchte noch etwas ergänzen: Es handelt sich nicht um ein literarisches Spiel, sondern um ein drama-geladenes Buch, das kein Happy-End kennt.“
Der Literaturpreis Augustin Frăţilă“ geht jedes Jahr an den besten rumänischen Roman des Vorjahrs und wurde vom Verband Asociaţia Casa de Cultură“ und dem Verlag Editura All ins Leben gerufen. Seit 2014 wird dieser Literaturwettbewerb vom Rumänischen Schriftstellerverband organisiert.