„Hotel PM“ – eine Tanztheateraufführung in Temeswar
Andrea Gavriliu hat für ihre Masterarbeit in Choreographie die Show Zic Zac“ auf die Bühne gebracht. Danach folgte das Tanztheaterstück Hotel PM“. Die Uraufführung fand vor wenigen Tagen im Deutschen Staatstheater Temeswar statt.
Luana Pleşea, 11.03.2015, 20:51
Andrea Gavriliu hat für ihre Masterarbeit in Choreographie die Show Zic Zac“ auf die Bühne gebracht. Danach folgte das Tanztheaterstück Hotel PM“. Die Uraufführung fand vor wenigen Tagen im Deutschen Staatstheater Temeswar statt.
Die Schauspieler Olga Török, Konstantin Keidel, Isolde Cobeţ, Daniela Török, Radu Vulpe und Horia Săvescu erforschen mit ihren eigenen Körpern ein Hotelzimmer. Andrea Gavriliu erklärte, die Idee sei ihr seit langer Zeit durch den Kopf gegangen:
Mein Lebensstil hat mich sehr beeinflusst. Ich bin fast immer auf Reisen und verbringe deshalb viel Zeit in Hotelzimmern, wo verschiedene lustige und komische Sachen passieren. Ich fühle, dass diese Zimmer eine kräftige Energie haben. Täglich ziehen hier unterschiedliche Menschen ein und aus. Ich habe das Gefühl, dass die dünnen Wände all diese Energien aufbewahren. In einem Hotelzimmer wirst du dich immer anderswie fühlen als an einem anderen Ort, wo du übernachten kannst. Natürlich ging ich von meinen persönlichen Erfahrungen aus. Diese sind aber nicht immer so spektakulär, dass ich sie einfach auf die Bühne bringen kann. Sie sind uninteressant. Man kann nicht hundert Personen überzeugen, sich so etwas anzuschauen. Ich habe versucht, meine Erfahrungen in dynamischen Situationen umzuwandeln. Für mich ist die Körpersprache bedeutend. Ich muss Gedanken, Bewegungen ‚übersetzen‘, die vom Publikum verstanden werden müssen. Es soll aber keine Pantomime werden.“
Andrea Gavriliu meint, Hotel PM“ sei sowohl visuell als auch akustisch eine kräftige Aufführung. In dem Moment, in dem die Schauspieler zusammen mit der Musik und mit den Lichtern atmen, glaube ich, dass es eine elektrisierende und energievolle Erfahrung sein kann. Gleichzeitig aber ist sie sensibel und humorvoll“, sagt Andrea Gavriliu:
Der Humor muss immer präsent sein. Ich arbeite sehr viel damit. Mir gefallen auch die poetischen Momente, unter der Bedingung, dass sie in der nächsten Sekunde durch eine andere Situation brutal außer Kraft gesetzt werden. Zu viel Poesie gefällt mir nicht. Ich will nicht pathetisch werden. In dieser Art von Humor gibt es eine bestimmte Zartheit. Ich muss aber sehr aufmerksam sein. Zu viel kann aggressiv und grob werden, zu wenig ist nicht mehr lustig. Ich meine, der Humor ist eine Sache der Mathematik. Es geht um Maß, Zeit, Rhythmus. Dafür braucht man Schauspieler mit einem gut entwickelten Gefühl für Rhythmus, die fühlen müssen, wann der Knalleffekt, die Pointe folgen muss.“
Am Tanztheaterstückes Hotel PM“ wirken ferner Mihai Dobre, der Leadsänger der Band Şuie Paparude, Alex Pop, die Bühnenbildnerin Andreea Săndulescu und Daniel Păun, der für die Video-Projektionen verantwortlich ist. Zum Schluss erläutert Andrea Gavriliu, warum das Kürzel PM“ für post meridiem im Titel steckt:
Warum PM? Weil das Stück sich auf alles, was nächtlich ist, auf jenen Zeitmoment bezieht, an dem wir uns anderswie fühlen. Es geht um ein Amalgam von Emotionen und Gefühlen, um Sinnlichkeit, Angst, Einsamkeit, um das Bedürfnis, die Einsamkeit mit jemandem zu teilen oder alleine zu sein. Man ‚spürt‘ Stimmen, die aus den Wänden ertönen, man hört das Zimmermädchen auf dem Flur und hofft, sie werde nicht in dein Zimmer hereinkommen, weil man alleine sein will. Gewöhnliche Sachen, die üblicherweise in einem Hotel passieren.“