Historienfilm-Festival in Rosenau: Jubiläumsdebatten und Doku-Wettbewerb
Das Internationale Festival für Historien-Filme im mittelrumänischen Râşnov (dt. Rosenau) hat am 20. Juli seine Pforten zum 10. Mal geöffnet. Zehn Tage lang werden über 40 geschichtsbezogene Filme aus der ganzen Welt gezeigt.
Luana Pleşea, 25.07.2018, 18:00
Auf dem Programm des bereits zu einer Tradition gewordenen Festivals der Geschichtsfilme stehen neben 40 Filmvorführungen auch 16 Konzerte, 20 Debatten und 5 Ausstellungen rund um das Thema Nation und Identitäten“. Über die Auswahl des diesjährigen Themas spricht in den folgenden Minuten der Festivalintendant Mihai Dragomir:
Dieses Jahr widmen wir die Festspiele, wie erwartet, dem 100. Jubiläum der Großen Vereinigung. Was wir uns mit diesem mutigen Thema vornehmen, ist, diesmal die Festlichkeiten außer Acht zu lassen und in die Vergangenheit zu blicken. Wir versuchen, aus unserer Geschichte zu lernen und über die Zukunft zu diskutieren. Die Themen der Debatten, die dieses Jahr auf dem Programm stehen, werfen zahlreiche Fragen auf: wer sind wir, wohin gehört Rumänien, wie können wir unser Land weiterentwickeln, was soll unser Land in den nächsten 100 Jahren erreichen?“
Die Filmvorführungen, die im Kino Amza Pellea“ sowie im Freiluftkino in der Burg Râşnov gezeigt werden, sind kostenlos. Unterteilt ist das ganze Programm in vier Sektionen: Night is Young, Let’s mov(i)e!, Kurzfilme und Doku-Wettbewerb. Die Organisatoren erinnern zudem mit besonderen Veranstaltungen an zwei große Ereignisse der rumänischen Kinokunst. Mihai Dragomir kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:
Vor 50 Jahren begannen die Dreharbeiten zum Streifen »Reconstituirea« (»Rekonstruktion«) des Regisseurs Lucian Pintilie. Wir versuchen, den Film im Kontext des Wendejahres 1968 zu verstehen. Wir feiern zudem den 50. Jahrestag der Premiere der deutsch-rumänischen Produktion »Columna« (»Die Säule des Trajan«). Egal ob Propagandafilm oder nicht, müssen wir dieser Produktion einen besonderen Wert in der rumänischen Kinokunst beimessen. Die Dreharbeiten fanden zum größten Teil in Rosenau statt, also für uns trägt dieser Film eine große Bedeutung.“
Der Streifen des Regisseurs Lucian Pintilie Reconstituirea“ gilt für den Verband der Filmkritiker als die beste rumänische Produktion aller Zeiten. Der Film wurde 1970 in der Sektion Quinzaine des Réalisateurs“ beim berühmten Filmfestival Cannes gezeigt. Die deutsch-rumänische Produktion Columna“ in der Regie von Mircea Drăgan belegt den 7. Platz in einer Rangliste der 10 besten rumänischen Filme.
Dieses Jahr locken die Organisatoren Filmbegeisterte nicht nur mit geschichtsbezogenen Filmen aus der ganzen Welt nach Rosenau, sondern auch mit ein paar Neuigkeiten — einige davon: die Jazz-Sommerschule, die vom berühmten Pianisten Mircea Tiberian organisiert und koordiniert wird, und der Doku-Wettbewerb. Um den Preis für die beste Dokumentation kämpft auch die rumänische Produktion Dacii liberi“ (Freie Daker“), des Regisseurs Andrei Gorgan. Mihai Dragomir dazu:
Wir haben genug Erfahrung gesammelt, um diesen Schritt nach vorne zu machen, und zwar unser traditionsreiches Festival dieses Jahr in ein Wettbewerbsfestival umzuwandeln. Nicht nur eine Profi-Jury und das Publikum werden über die Verleihung der Preise entscheiden, sondern auch eine von Gymnasialschülern gebildete Jury, denn wir möchten die Jugendlichen von heute für Kunst und vor allem für Kinokunst sensibilisieren. Juryvorsitzender ist Pierre-Henri Deleau. Der französische Darsteller und Filmproduzent hat vor 50 Jahren in Cannes die Sektion »Quinzaine des Réalisateurs« gegründet, 30 Jahre lang war er für die Auswahl der Filme bei den berühmten Filmfestspielen zuständig. Jetzt sitzt er im Vorstand des Festivals für geschichtsbezogene Filme in Bordeaux, mit dem unser Filmfestival vor zwei Jahren eine Partnerschaft geschlossen hat. Auf unserem Programm stehen auch Produktionen der Filmfestspiele in Bordeaux und unsere Filme werden auch dort gezeigt.“
Die Debatten-Sektion der Festspiele, Râşnov Society Debate Forum, habe in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, sagt Mihai Dragomir. Wir haben verstanden, dass man über diese Filme auch diskutieren soll“, sagt der Festivalintendant. An den 20 Debatten, die dieses Jahr auf dem Programm stehen, nehmen 50 Gäste teil, unter ihnen die Botschafter Frankreichs, Deutschlands und der USA, der Vorsitzende der Rumänischen Akademie, internationale Sicherheitsexperten und Journalisten.