Frauen in der Filmindustrie: im Mittelpunkt des Festivals One World Romania
Die chilenische Produktion Vision nocturna von Carolina Moscoso Briceño hat die Trophäe des Internationalen Dokumentar- und Menschenrechtsfilmfestivals One World Romania 2021 gewonnen.
Corina Sabău, 24.06.2021, 16:29
Das 14. Internationale Festival für Dokumentar-und Menschenrechtsfilme One World Romania, die als die wic htigste Fachveranstaltung in Rumänien gilt, fand dieses Jahr zwischen dem 11. bis 20. Juni im Kino Elvire Popesco in Bukarest statt. Die Festpiele sind im Anschluß, ab dem 21. Juni, online gegangen. Frauen waren in der Auswahl der vergangenen Jahre immer präsent, aber 2021 wollen wir hervorheben, wie sie die traditionelle Rollenverteilung in der Gesellschaft überwinden. Wir möchten zeigen, wie sie es schaffen, ihre eigenen Versionen dieser Themen zu formulieren, inspiriert durch ihre direkte Erfahrung von Ungleichheit, Ausgrenzung und Unterrepräsentation”, sagen die Organisatoren. Seit Jahrzehnten gibt es weitaus mehr Dokumentarfilm- als Spielfilmregisseurinnen. Welche sind die Bedingungen, die Filemmacherinnen dazu bringen, in diesem Bereich Karriere zu machen und nicht im immer noch männerdominierten Bereich der Belletristik? Das ist eine der Fragen, die die diesjährige Filmauswahl sowie die vielen Debatten und Sonderveranstaltungen bei One World Romania zu beantworten versuchten.
Vanina Vignal, Dokumentarfilmmacherin und künstlerische Leiterin des Festivals erläutert: Es ist extrem schwierig, diese Frage zu beantworten. Meiner Meinung nach gibt es mehrere mögliche Antworten. Als Dokumentarfilmregisseurin kann ich sagen, dass ich die Dokumentation bevorzuge, weil ich dabei mehr von den Menschen lerne, als ich es bei einem Spielfilm tun könnte. Das ist meine Meinung. Darüber hinaus, lebe ich in einer patriarchalischen Gesellschaft, in der Männer deutlich mehr Vorteile als die Frauen genießen. Was die Filmindustrie und insbesondere die Spielfilmindustrie angeht, stellen wir eine viel stärkere männliche Präsenz fest. Es ist auch nicht einfach, als Frau in einem Filmteam zu arbeiten, man fühlt sich nicht immer wohl. Man muss sehr stark sein, um in dieser Branche zurechtzukommen und deshalb denke ich, dass einige Frauen es vorziehen, unabhängig zu werden und selbständig zu arbeiten, d.h. die Kamera zu nehmen und ihre eigenen Filme zu machen. Ein Grund dafür ist, dass die meisten Finanzmittel an Spielfilme gehen, die von Männern gemacht werden. Es stimmt, ja, ich habe mich immer gefragt, warum so viele Frauen Dokumentarfilme machen und ich habe mir die Antwort als Dokumentarfilmregisseurin selbst gegeben. Und ich dachte, dass viele Frauen das tun, was ich tue, nämlich entschlossen sind, ihre Projekte durchzuziehen, auch wenn sie sie unabhängig und mit weniger Geld machen.”
Das Festival One World Romania zeigt dieses Jahr auch eine Reihe von Studenten- Kurzfilmen aus dem Projekt Make a Film with a Refugee”. Vanina Vignal Kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten: Dank diesem Projekt konnten wir Studenten der Film-und Theateruniversität in Bukarest und Flüchtlinge zusammenbringen und ihnen etwas Geld zur Verfügung stellen, um die Studenten zu unterstützen, ihre Filme zu machen. Ich war sehr interessiert an dem Projekt, weil wir solche Sachen normalerweise aus einer einzigen Perspektive sehen, d.h. wir denken meist nur an Rumänen, die in den Westen gehen und überhaupt nicht an die Flüchtlinge, die nach Rumänien kommen. Mit diesem Projekt wollten wir die Geschichte des Anderen kennenlernen. Wir hatten das Gefühl, dass wir im Gespräch mit diesen Menschen interessante Geschichten erzählen können. So sind sechs Filme entstanden. Ich denke, dass diese Erfahrung den Studenten geholfen hat, eine Menge über Dokumentarfilme zu lernen.
Einige Ergebnisse waren sehr gut, andere weniger, aber was mich vor allem interessierte war die Erfahrung, die die die am Projekt beteiligten Studenten gemacht haben und was sie als Filmemacher gelernt haben, damit sie in Zukunft, wenn sie Filme machen, eine klare ethische Position haben. Ich möchte sagen, dass es zu viele Dokumentarfilmregisseure gibt, die nicht von dieser Position ausgehen. Bei diesem Projekt ging es darum, in jeder Phase zu wissen, wie wir uns positionieren können und ich denke, das ist uns zusammen mit den beiden anderen Ausbilderinnen, Adina Pintilie und Ivana Mladenovic, völlig gelungen.”