Filmdebüt: Neuer Spielfilm thematisiert Korruption im rumänischen Gesundheitswesen
Der Spielfilm Să nu ucizi“ (Du sollst nicht töten“) ist seit Anfang März in den rumänischen Kinos zu sehen. Die von wahren Begebenheiten inspirierte Produktion hinterfragt das rumänische Gesundheitssystem und regt zum Nachdenken an.
Corina Sabău, 03.04.2019, 18:00
Der Spielfilm Să nu ucizi“ (Du sollst nicht töten“) hat seine Premiere auf dem Filmfestival in Warschau gefeiert. Der Debütfilm der Regisseure Gabi Şarga und Cătălin Rotaru ist seit Mitte März auch in den rumänischen Kinos zu sehen. Der Streifen basiert auf wahren Begebenheiten, eigentlich einem Skandal, der in den rumänischen Medien für Schlagzeilen sorgte: 2016 brachte eine journalistische Recherche ans Licht, dass ein Pharmakonzern stark verdünnte Desinfektionsmittel an Krankenhäuser lieferte. Viele Menschen sind infolgedessen gestorben. Der Skandal offenbarte ein Gesundheitssystem voller Korruption, Verschwendung und Ignoranz. Der Spielfilm erzählt die Geschichte eines Chirurgen namens Cristian Badea, der über den Tod eines Patienten nach einer einfachen Hernie-Operation empört ist. Der Chirurg hinterfragt das ganze System, dem er ebenfalls angehört. Regisseurin Gabi Şarga erläutert:
Das Thema hat heftige Debatten in unserer Gesellschaft ausgelöst. Der Film ist von einer wahren Begebenheit inspiriert, der Arzt ist jedoch eine fiktive Gestalt. Wir haben die Figur des Chirurgen als Arzt gedacht, der mit dem System kämpft, nicht als Helden-Arzt. In unserer Recherche haben wir Artikel in den rumänischen Medien über einen solchen Arzt gesucht, aber nichts gefunden, wir waren uns dennoch sicher, dass es irgendwo einen geben muss. Die Grundlage des Drehbuches bildet eine gründliche Recherche, die wir in Krankenhäusern führten, es gibt so viele Sachen in diesem Bereich, die man nicht wissen kann. Als wir die Recherche mit Hilfe einiger Ärzte begannen, hat man uns gesagt, dass wir auf der falschen Spur seien, dass der ganze Medienskandal um den Pharmakonzern Hexi Pharma, der vermutlich verdünnte Desinfektionsmittel geliefert haben soll, falsch gewesen sei. Bis zum Schluss haben wir herausgefunden, dass die Spur doch richtig war und einige Ärzte sagten uns, dass wir ein realistisches Drehbuch geschrieben haben.“
Sie habe diesen Film gemacht, weil sie über diese Zustände empört war. Es handle sich nicht allein um die Probleme in den rumänischen Krankenhäusern und die Unterfinanzierung des Systems, sondern um die endemische Korruption in Rumänien. Was sie eigentlich empöre, ist, dass so was zur Normalität geworden sei, sagte noch die Regisseurin Gabi Şarga.
Auch der Ko-Regisseur und Drehbuchautor Cătălin Rotaru teilt ihre Meinung:
Ich war auch, wie viele Rumänen, darüber empört, wie leicht man in einem rumänischen Krankenhaus eine Infektion bekommen kann. Die Situation ist leider unverändert geblieben, denn das Risiko für das Auftreten von nosokomialen Infektionen ist immer noch groß in unseren Krankenhäusern, wir werden in einem unterfinanzierten Gesundheitssystem behandelt und das stellt eine große Gefahr für unser Leben dar. Das rumänische Gesundheitssystem wird mit einem anderen großen Problem konfrontiert, die Abwanderung von Ärzten ins Ausland. Selbst wenn das Thema so heiß ist und uns alle betrifft, haben wir versucht, uns damit ganz objektiv zu befassen und das Phänomen nüchtern zu betrachten. Mit dieser Recherche haben wir versucht, zu verstehen, wie das überhaupt passieren konnte, wo die Wurzel des Bösen im rumänischen Gesundheitssystem liegt und welche die Hauptprobleme sind. Handelt es sich um Ignoranz, persönliche Interessen, Schuld? Diese Situation wirft Fragen auf und wir haben versucht, die richtigen Antworten zu finden.“
Im Film Du sollst nicht töten“ sind die Darsteller Alexandru Suciu, Cristina Flutur, Gelu Colceag, Tania Filip, Elias Ferkin, Daniel Popa, Virgil Aioanei, Carmen Florescu, Ionuţ Ionescu, Erwin Şimşensohn, Cosmin Seleşi, Codin Maticiuc, Ioana Barbu, Olimpia Mălai, Rolando Matsangos, Iulia Verdeş, Mihai Bauman zu sehen. Die rumänische Produktion wird auf dem Filmfestival Annual Chicago European Union Film Festival ihre Premiere in den USA feiern.