Die rumänischen Filme des Jahres 2023 im Überblick
2023 feierten einige Produktionen etablierter rumänischer Regisseure ihre Weltpremiere, 2023 war auch das Jahr in dem andere Filmemacher ihr Debüt gaben. Corina Sabau lässt die besten rumänischen Filme des vergangenen Jahres Revue passieren.
Corina Cristea, 05.01.2024, 14:44
Laut Filmrezensionen in Cahiers du Cinema und Sight and Sound, bleibe der beste rumänische Film des Jahres „Warte nicht zu viel vom Ende der Welt“ („Nu aștepta prea mult de la sfârșitul lumii“) von Radu Jude. Der Film feierte seine Weltpremiere auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno (wo er mit dem Silbernen Leoparden – Spezialpreis der Jury und dem Ersten Preis der Jugendjury ausgezeichnet wurde). „Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten, an denen ich beteiligt war oder die ich miterlebt habe. Es sind kleine, individuelle Geschichten von Menschen, die in persönlichen und beruflichen Beziehungen gefangen sind“, sagt Radu Jude seine Produktion, Rumäniens Beitrag für die Oscars 2024.
„Zwischen Revolutionen“ („Între revoluții“), eine Dokufiktion in der Regie von Vlad Petri, ist ein weitere rumänische Produktion, die von Festivals und Publikum gleichermaßen geschätzt wurde und den FIPRESCI-Preis in Berlin sowie den Preis für den besten rumänischen Film beim TIFF (Transilvania International Film Festival) gewann. „Eine leidenschaftliche Freundschaft, die sich über ein turbulentes Jahrzehnt erstreckt, das von zwei unwahrscheinlichen Aufständen geprägt war, bildet das emotionale Herz der kraftvollen Dokufiktion des rumänischen Regisseurs Vlad Petri“, schreibt Variety. „Der Film bestätigt einmal mehr Petris Fähigkeit, Geschichten zum Leben zu erwecken und zu hinterfragen, was sie für die Menschen bedeuten, die sie erlebt haben“, schreibt Screen International.
2023 kam in die Kinos such „Warboy“, der neueste Spielfilm von Marian Crișan, der die Geschichte eines Teenagers erzählt, durch dessen Augen wir das Ende des Zweiten Weltkriegs sehen, insbesondere die Ereignisse im Herbst 1944. Der Junge versucht, die beiden Pferde der Familie zu retten, indem er sich mit ihnen auf eine Initiationsreise durch die wilde Landschaft des Apuseni-Gebirges begibt. „Warboy“ ist der absolute Kontrapunkt zu allen Bemühungen der hiesigen Industrie, hip zu sein: ein bewusst inaktiver, ja sogar veralteter Film, der aber eine Klarheit der Regiegesten zeigt, die das Kino in ein kleines Wunder verwandeln kann“, schreibt der Kritiker Victor Morozov.
Derselbe Kritiker erwähnt auch „Richtung Norden“ („Spre nord“) , das Spielfilmdebüt des Regisseurs Mihai Mincan, das bei den 79. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2022 in der Sektion „Venice Orizzonti“, mit dem Preis der Filmkritik, Bisato dOro, ausgezeichnet wurde. Das Drehbuch des Films, das 2016 von Mihai Mincan geschrieben wurde, ist von einer wahren Begebenheit in den 1990er Jahren inspiriert: dem Versuch einiger Rumänen, versteckt in einem Frachtschiff nach Amerika zu gelangen. „Eine mutige und schonungslose Darstellung von Situationen, die in internationalen Gewässern auftreten können. Eine Geschichte über moralische Entscheidungen, Freundlichkeit und Kompromisse, Mut und Angst. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, selbst wenn der Abspann läuft“, schreibt Intoscreens.
Der neue Film von Tudor Giurgiu „Freiheit“ („Libertate“) erzählt eine weniger bekannte Geschichte. In Sibiu wurden im Dezember 1989 mehrere Männer – Soldaten, Zivilisten – in einem stillgelegten Schwimmbad als Geiseln festgehalten und beschuldigt, Terroristen zu sein. Der Film hat zahlreiche internationale Preise gewonnen, darunter den Preis für den beliebtesten rumänischen Film beim TIFF, CICAE-Preis in Sarajevo, den Preis für das beste Kostüm und das beste Szenenbild (von Viorica Petrovici bzw. Vali Ighigheanu) beim Waterloo Historical Film Festival, FIPRESCI-Preis beim Filmfestival Cottbus und den Kritikerpreis beim Arras Film Festival. Der Dokumentarfilm „Warum ich Noira heiße“ („De ce mă cheamă Nora), der Regisseurin Carla-Maria Teaha, war ein großer Erfolg bei Publikum und Kritikern. In dieser Produktion spielt Nora Iuga, eine der bekanntesten Schriftstellerinnen und Übersetzerinnen Rumäniens.