Dichterin Nora Iuga mit Spiegelungen-Preis in München geehrt
Die Dichterin und Literaturübersetzerin Nora Iuga erfreut sich einer großen Beliebtheit beim deutschen Publikum. Sie wurde unter anderen mit dem Friedrich-Gundolf-Preis und dem deutschen Spiegelungen-Preis für Lyrik ausgezeichnet.
Corina Sabău, 07.02.2018, 18:00
Ende 2017 hat die Dichterin und Literaturübersetzerin Nora Iuga den deutschen Spiegelungen-Preis für Lyrik erhalten. Die Auszeichnung wurde der rumänischen Literatin vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas verliehen. Die Dichterin nahm den Preis bei der Universität Ludwig Maximilian in München im Beisein eines ausgewählten Publikums in Empfang. Es war nicht zum ersten Mal, dass sich Nora Iuga der Anerkennung des deutschen Publikums erfreute. 2007 erhielt sie den Friedrich-Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Damit wurde ihren Beitrag zur Vermittlung der deutschen Kultur im Ausland anerkannt. 2015 wurde Nora Iuga mit dem deutschen Verdienstorden im Rang eines Kavaliers geehrt.
Die Lyrik Nora Iugas steht sowohl vor als auch nach den siebziger Jahren unter dem Zeichen der Neoavantgarde und ihrer wichtigen Erfahrung in der Lektüre, die es für sie möglich machte, die universelle Lyrik in sich aufzunehmen. Dieser Aspekt ist in ihren älteren Werken leicht erkennbar, die in einem umfassenden Band zusammengefasst werden: »Das Herz wie die Faust eines Boxers«, der Teil der Anthologie »Gefährliche Launen« in der Übersetzung von Ernest Wichner ist. Auch in ihren späteren Werken, »Der nasse Hund ist eine Weide«, »Feier in Montrouge«, »Hör, wie die Klammern weinen« geht sie entschlossen ihren eigenen lyrischen Weg. Sie lässt in unkonventionellen lyrischen Elementen ihre Laune in einem gewissen Moment und große Begebenheiten der Welt ineinander verschmelzen; morgens, wenn sie aufsteht, schreibt sie komische Ausdrücke auf, die ihr einfallen, sie wird regelmäßig von frappanten Syntagmen und sinnlosen Lautkombinationen überrascht, sie kann aber sehr gut zwischen Meinung und Realität, zwischen dem Alltag und dem strahlenden Sinn des Symbols unterscheiden“, sagte der Schriftsteller, Literaturhistoriker und Übersetzer Joachim Wittstock in der Laudatio bei der Preisverleihung in München.
Der neueste Gedichtband von Nora Iuga, netter als dostojewski“, erschien voriges Jahr im Verlag Polirom und wurde von der Dichterin zusammen mit Angela Baciu geschrieben. Wie die Autorinnen sagen, handele es sich weder um Lyrik noch um Tagebuch und Essay, sondern um ein Kaffeekränzchen zwischen zwei Freundinnen. Der Band weist starke Dada-Merkmale auf und kann als ambitioniertes Projekt betrachtet werden, die Avantgarde wiederzubeleben. Nora Iuga:
Das Wort schafft eigentlich den Gedanken. Das ist, was ich bei der Zusammenarbeit mit Angela Baciu entdeckt habe. Was mich bewog, diesen Band zu schreiben, war die Liebe für Avantgarde. Da ich die Avantgarde erwähnte, möchte ich noch sagen, dass ich einmal in Deutschland zu einer Sendung von Radio Kultur Berlin eingeladen wurde. Der Journalist ging das Thema an, inwieweit sind die rumänischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller sowie die rumänische Literatur in Deutschland bekannt. Ich habe ihn meinerseits gefragt, ob er von Mihai Eminescu gehört habe; er antwortete, Eminescu sei überhaupt nicht bekannt in Deutschland. Genau dasselbe kann man über rumänische Dichter der Zwischenkriegszeit sagen. Wie ich herausgefunden habe, sind in Westeuropa Dichter wie Tristan Tzara, Gherasim Luca und Gellu Naum hingegen bekannt. Dann wurde mir klar, wieviel die rumänische Literatur der Avantgarde verdankt. Zusammengefasst ist das die Geschichte dieses Bandes: Zugrunde liegt meine Liebe und mein Appetit für die Avantgarde. Diesen Band verdanke ich auch dem Treffen mit Angela, die mich dazu ermutigte, mitzumachen.“
Der zweisprachige Band (rumänisch-englisch erschienen) wird von Ion Barbu illustriert. netter als dostojewski“ besteht aus einem umgangssprachlichen Dialog im schnellen Tempo, in dem die Wortspiele, die politische Satire und die Bemerkungen über den Alltag nicht fehlen.