„Das Buch der Städte“, der Band, der Städte zu Figuren macht
Andreea Răsuceanu, die sowohl durch ihre literaturgeographischen Studien als auch durch ihre Prosa als Bukarester Autorin bekannt ist, hat kürzlich den Band Das Buch der Städte koordiniert
Christine Leșcu, 08.02.2022, 17:44
Die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Andreea Răsuceanu hat kürzlich den Band „Das Buch der Städte“ koordiniert und damit andere dazu angeregt, Orte zu Figuren zu machen. Die Anthologie wurde im Verlag Humanitas veröffentlicht und enthält die Texte von 16 zeitgenössischen Autorinnen und Autoren über ihre Heimatstädte. Einzelheiten haben wir von Andreea Răsuceanu bekommen: Ich beschäftige mich seit langem mit diesem Thema, diesmal wollte ich aber den umgekehrten Weg gehen, nicht von der Literatur zu den Autoren, sondern von den Autoren zur Fiktion, die sie auf der Grundlage ihrer Heimat- oder Wahlstädte oder der Städte, die im Allgemeinen einen Referezpunkt auf ihrer persönlichen Landkarte darstellen, schreiben könnten. Ich stellte schnell fest, dass es ein gutes Thema ist, das man erforschen kann, und ein Thema, das auch Orte hervorhebt, die das literarische Potenzial anderer Städte als Bukarest zeigen.
Aber das Buch bietet dem Leser auch eine Art Panorama der heutigen rumänischen Literatur, geschrieben von jungen und nicht mehr ganz so jungen Autoren mit einer großen stilistischen Vielfalt und vielen Erzählformeln. Ich hatte zwei Dinge im Sinn, als ich mir eine Anthologie ausdachte: einerseits eine echte Übung in literarischer Geografie zu sein und andererseits der Öffentlichkeit das Potenzial junger Menschen und Autoren zu zeigen, die heute rumänische Literatur schreiben.” Zu den Autoren, die im „Buch der Städte“ schreiben, gehören Corina Sabău mit der Stadt Câmpulung Muscel, Adrian G. Romila mit Piatra Neamț, Marius Chivu mit Râmnicu-Vâlcea, Viorica Răduță mit Ploiești oder Angelo Mitchievici mit Constanța.
Was Andreea Răsuceanu über ihre Zusammenarbeit mit diesen Schriftstellern sagt, erfahren wir jetzt: Ich habe sie gebeten, einen Roman zu schreiben, in dem die Stadt eine wichtige Rolle spielt, eine zentrale Rolle, entweder als Schauplatz oder fast wie eine Figur. Jeder konnte die eigene Wahl treffen, aber einen fiktiven Text verfassen. Natürlich haben viele der Texte auch autobiografische Elemente, denn sie handeln in der Regel von den Heimatstädten der Autoren, vielleicht haben sie auch essayistische Züge. Bei einigen Texten handelt es sich um eine Art erzählerische Beschreibung von Städten, vielleicht mit weniger fiktionalen Elementen, aber im Allgemeinen müssen wir die Beiträge der Autoren als Kurzgeschichten betrachten.”
Die Koordinatorin wiederum hat ihre eigene Fiktion ihrer Heimatstadt Bukarest gewidmet. Andreea Răsuceanu sagte über den eigenen Beitrag zum Band: Es handelt sich um eine Handlung, die in Bukarest spielt, was für mich als Ort in meiner Prosa wichtig ist. Es ist in der Tat ein Fragment, das ein wenig angepasst wurde, damit es zu einem eigenständigen Roman werden kann, an dem ich gerade arbeite. Es geht um ein doppeltes Bild von Bukarest: ein Bukarest der Zwischenkriegszeit mit Schwerpunkt auf dem Dâmbovița-Viertel, dem Unirii-Platz und dem ehemaligen Uranus-Viertel und ein noch älteres Bukarest, zu dem auch die zentralgelegene Siegesstraße (Calea Victoriei) gehört. Generell ist das für mich ein Bereich, der auch in den ersten beiden Romanen, die ich geschrieben habe, vorkommt. Letztlich können all diese Texte eine weitere Möglichkeit sein, eine Stadt kennenzulernen, aber auch ihre Vergangenheit zu erforschen oder sich ihr durch Kunst zu nähern”, sagte Andreea Răsuceanu.