Cinepolitica: Bulgarischer Streifen gewinnt Preis des Festivals für politischen Film
Auf dem siebten Festival des politischen Films Cinepolitica“ wurden in Bukarest zwischen dem 18. und dem 22. April vielfach preisgekrönte Produktionen aus allen Ecken der Welt gezeigt.
Corina Sabău, 09.05.2018, 18:30
Der Spielfilm Gloria/ Glory“, eine bulgarische Produktion der Regisseure Kristina Grozeva und Petar Valchanov, ist der Gewinner des Internationalen Festivals des politischen Films Cinepolitica. Der Streifen befasst sich mit der korrupten Gesellschaft des osteuropäischen Landes, einer postkommunistischen Gesellschaft, in der die soziale Ungleichheit herrscht. Der bulgarische Spielfilm hatte bereits bei den internationalen Filmfestspielen Locarno und TIFF viel Erfolg geerntet. Auch in Bukarest eroberte die Produktion sowohl das Publikum als auch die Jury. In der Begründung der letzteren wurde die hervorragende Art und Weise hervorgehoben, in der der Streifen meisterhaft Drama und Komödie, fiktionale und dokumentarische Elementen verbindet und ein aktuelles und genaues Bild einer balkanischen Gesellschaft vermittelt.
Zwischen dem 18. und dem 22. April wurden in den Kinos des französischen und des ungarischen Kulturinstituts 16 Spielfilme und Dokumentationen gezeigt, darunter die jüngste Produktion des deutschen Regisseurs Fatih Akin, In The Fade“. Der Intendant des Festivals Marius Copel sagte, die diesjährige Auflage der Festspiele sei mit voller Begeisterung vom Publikum aufgenommen worden:
In den letzten Jahren ist das Festival groß geworden und dasselbe kann ich auch über unsere Zuschauer sagen. Zu unserem Publikum gehören junge Menschen, die das Festival von der ersten Auflage verfolgt haben und jetzt als wichtige Akteure des sozialen und politischen Lebens Rumäniens gelten. Was wir uns vom Publikum erhofften, war, dass die Zuschauer offen bleiben und sich diese Filme anschauen, um etwas herauszufinden, etwas Neues zu entdecken, und nicht um Antworten zu kriegen. Das ist, was wir uns eigentlich vorgenommen haben: dass sich die Zuschauer viele Fragen stellen, dass wir sie auf ihre Umgebung und ihre Mitmenschen sensibilisieren. Wir wollen zwar niemanden erziehen, sondern unseren Zuschauern helfen, sich selber eine Meinung zu bilden. Dass viele von unseren ersten Zuschauern mittlerweile Akteure der sozialen und politischen Öffentlichkeit geworden sind, würde ich eher als Zufall bezeichnen. Wir selber, die Organisatoren der Festspiele, beziehen keine Stellung im politischen Leben Rumäniens, das haben wir nie getan, wir sind nicht einmal aktiv in der Öffentlichkeit. Uns interessiert der künstlerische Teil dieses Phänomens. Deswegen stellen wir unseren Zuschauern Filme zur Verfügung und versuchen nicht, Meinungen zu bilden. Dieses Festival ist in erster Linie ein Filmfestival.“
Filme zu politischen Themen werden überall auf der Welt produziert, nicht alle befassen sich mit grenzüberschreitenden Themen, sagt unser Gesprächspartner. Wie die Auswahl der Filme in diesem Fall erfolgt, erläutert in den folgenden Minuten Marius Copel:
Wenn wir eine interessante Produktion finden, beginnen die Verhandlungen mit den Filmproduzenten. Idealerweise zeigen wir die Produktionen ausschließlich in Rumänien. Falls die Verhandlungen zu einem guten Ergebnis kommen, spielen die Kosten keine Rolle mehr, und wir sind bereit, alle Ressourcen zu nutzen, um unseren Zuschauern die besten Produktionen zu zeigen, die für unser Festival passend sind. Wie versuchen, Filme zu zeigen, die sich mit überregionalen Themen befassen, die auch auf die rumänische Realität übertragen werden können.“
Auf dem diesjährigen Festival wurde auch der vielfach preisgekrönte Spielfilm Einen Schritt hinter den Seraphim“ des Regisseurs Daniel Sandu im Sonderprogramm des Festivals gezeigt. Der Spielfilm, der vom Leben in einem orthodoxen Priesterseminar handelt, hatte bei seiner Premiere für Aufruhr gesorgt. Nicht wenige Priester hatten gegen den Spielfilm Stellung bezogen, der ihrer Ansicht nach die Kirche verleumden würde. Marius Copel erläutert:
Wir haben uns für diese rumänische Produktion entschieden, weil sie gravierende Probleme in der rumänischen Gesellschaft zum Ausdruck bringt. Der Streifen analysiert scharfsinnig und diskret diese Probleme und regt zum Nachdenken an.“