Buchmesse Leipzig 2018: Zoom In Romania
Vom 15. bis 18. März hat sich Rumänien auf der Internationalen Buchmesse Leipzig als Schwerpunktland präsentiert.
Corina Sabău, 28.03.2018, 18:00
Unter dem Motto Zoom In Romania“ fanden in Leipzig rund 60 Veranstaltungen statt, an denen knapp 50 rumänische Autoren und Künstler ihre Neuerscheinungen präsentierten und über Sichtweisen auf ihr Land, seine Geschichte und die aktuelle gesellschaftspolitische Situation diskutierten. Das Rumänische Kulturinstitut in Berlin, das seit 2015 einen Workshop für Literaturübersetzer organisiert, stellte dabei die Anthologie rumänischer Prosa Das Leben wie ein Tortenboden“ vor. Diese erschien Februar 2018 im deutschen Verlag Transit.
Laut der Kuratorin des rumänischen Programms auf der Leipziger Buchmesse, Ioana Gruenwald, standen die jungen Autoren im Mittelpunkt des besonderen Auftritts Rumäniens in Leipzig. Über die rumänische Präsenz auf der internationalen Buchmesse haben wir mit Bogdan-Alexandru Stănescu, gesprochen. Der Schriftsteller und Literaturübersetzer hat dabei zwei Buchpräsentationen rumänischer Schriftsteller moderiert:
Meiner Ansicht nach sollten die Ergebnisse unserer Anstrengungen, die junge rumänische Literatur in den Vordergrund zu bringen, in einigen Jahren sichtbar werden. Was ich als Gast leicht feststellen konnte, war, dass das deutsche Publikum ein großes Interesse für den Stand Rumäniens gezeigt hat. Unsere Veranstaltungen waren ebenfalls sehr gut besucht. Als ich die Diskussion über die rumänische Ausgabe der Lyrik von Paul Celan am rumänischen Messestand moderierte und die Veranstaltung zum Schluss ging, schien es mir, dass die Besucher den Stand nicht mehr verlassen wollten. So ein großes Interesse für eine Veranstaltung auf einer Buchmesse habe ich seit langem nicht mehr gesehen. Das fand ich wunderbar, dass der rumänische Stand so gut besucht war. Zurück zum Werk von Paul Celan: Ich habe viel über die Übersetzung von George State gesprochen, ihm verdanken wir eigentlich diese zwei Bände, die das ganze Werk von Celan umfassen. Der Übersetzer beschäftigt sich mit der Lyrik von Celan wie mit einer hermeneutischen Übung. Auch die Literaturübersetzer Horaţiu Decuble und Ernest Wichner haben an der Diskussion teilgenommen. Es war eher eine Fachdiskussion im Bereich der Literaturwissenschaft, und man konnte im Publikum 30 Menschen zählen, die ganz interessiert zuhörten und sich Notizen machten.“
Was die Perspektiven der rumänischen Literaturszene angeht, glaubt Bogdan-Alexandru Stănescu, dass sie dem Status eines Ehrengastlandes gewachsen sei:
Die lebendige rumänische Literaturszene der Gegenwart hat so viel anzubieten, und vom Status des Schwerpunktlandes auf einer internationalen Buchmesse muss man natürlich profitieren. Man soll Autoren einladen, die das verdienen, dort präsent zu sein, und Übersetzungen vorstellen, um den Appetit des Publikums für Übersetzungen aus der rumänischen Literatur zu wecken. Wenn der deutschsprachige Raum der rumänischen Kultur so eine große Aufmerksamkeit schenkt, dann soll man auch Autoren fördern, die bislang nicht das Glück hatten, in eine fremde Sprache übersetzt zu werden. Das kommt leider nur selten vor, dass Rumänien den Status eines Schwerpunktlandes genießt, das letzte Mal passierte es vor zwanzig Jahren. Wir müssen dafür dankbar sein, auch für die großen Kulturen der Welt stellt das eine riesengroße Chance dar.“
Die rumänischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller Dana Grigorcea, Cătălin Dorian Florescu und Norman Manea, die im Ausland leben und mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt wurden, haben auch ihre neuesten Werke in Leipzig präsentiert. Auf dem Programm standen neben spannenden Lesungen auch Ausstellungen sowie die Veranstaltung Graniţă în raniţă“ (Grenze in der Tasche“): die Sängerin und Komponistin Ada Milea stellte im Konzert ihre Lieder vor, und die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller sprach über die poetische und politische Kraft ihrer Texte.