“Bosnia. Partaj”: der neue Gedichtband der Dichterin Miruna Vlada
“Bosnia. Partaj ist der letzte Gedichtband der Dichterin Miruna Vlada. Bosnien stellt für die junge Dichterin nicht nur den gleichnamigen geographischen Raum dar, sondern auch eine Art Adoptivland, das ihre seelischen Beunruhigungen widerspiegelt.
Corina Sabău, 17.10.2014, 17:09
In letzter Zeit lässt sich unter jungen rumänischen Dichtern eine Tendenz erkennen, aus sich selbst herauszugehen und den kleinen Dingen um sie herum Aufmerksamkeit zu schenken. Keiner hatte es dennoch bisher geschafft, ein Realgedicht wie jene aus dem Band “Bosnia. Partaj”, zu deutsch “Bosnien. Aufteilung” der Dichterin Miruna Vlada zu schreiben. Der Gedichtband hat die Genauigkeit einer Sozialreportage und die Feinheit die nur ein wahres Gedicht haben kann.” Das sagte die Literaturkritikerin Luminiţa Corneanu über den jüngsten Gedichtband der Dichterin Miruna Vlada, Bosnia. Partaj”.
Die Dichterin hat sich im Literaturkreis Euridice, koordiniert von Marin Mincu entwickelt. Miruna Vlada gab 2004 ihr Debüt mit dem Gedichtband Poemextrauterine”, Extrauterine Gedichte”, der mit zahlreichen nationalen Preisen ausgezeichnet wurde. 2007 hat sie im Verlag Cartea Românească (Rumänisches Buch) den Gedichtband Pauza dintre vene”(Die Pause unter Adern) veröffentlicht. Die Dichterin hat zahlreiche Gedichtabende moderiert, Buchpremieren in unkonventionellen Räumen und Debatten über Gedichte organisiert. Eine Auswahl ihrer Gedichte wurde ins Englische, Französische, Spanische, Serbische, sowie ins Deutsche, Italienische und Polnische übersetzt. Ihre Gedichte sind zudem in einer Auswahl der Werke der besten Dichter der 2000er Jahre zu finden.
In ihren jüngsten Werken stellt Bosnien nicht nur den gleichnamigen geographischen Raum dar, sondern auch eine Art Adoptivland für die rumänische Dichterin, das genau ihre seelischen Beunruhigungen widerspiegelt. Die Dichterin Miruna Vlada dazu: ”Dieses Jahr habe ich zehn Jahre seit meinem Debüt gefeiert und deshalb trägt dieser Gedichtband eine besondere Bedeutung. Es handelt sich um ein neues Literaturprojekt weil dieses Werk sowohl als Gedicht als auch als Geschichte betrachtet werden kann.
Die zentralen Gestalten sind ein paar weibliche Stimmen. 2008 bin ich zum ersten Mal nach Bosnien gereist. Es ging nicht nur um eine Recherche-Reise, eine weile habe ich dort auch gelebt. Etwas Rätselhaftes zog mich nach Bosnien an, das Gefühl könnte ich damit vergleichen, wenn man verliebt ist. Ich könnte nicht in wenigen Worten beschreiben, was mich nach Bosnien anlockte: dieser Raum hat mich dennoch fasziniert, sozusagen gefangen genommen und so enstand der Gedichtband.”
Miruna Vlada begrenzte sich aber nicht nur darauf, Bosnien in einen poetischen Text umzuwandeln. Ihre Faszination gegenüber diesem Raum kam in einer Forschung über die Faszination zustande. Voriges Jahr erlangte sie den Doktortitel im Bereich Internationale Beziehungen. Die Dichterin ist sowohl Autorin eines theoretischen, als auch eines literarischen Werkes: Miruna Vlada kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten über die beiden Arbeiten: ”Ich glaube sie können voneinander eigentlich nicht getrennt werden. Im Bereich Internationale Beziehungen wurde mir oftmals gesagt, ich sei zu literatisch, zu poetisch. Ich habe versucht, mir daraus einen Vorteil zu verschaffen.
In meiner Recherche für die Doktorarbeit habe ich auch außerwissenschaftliche Elemente genutzt und bin an dem Thema aus persönlicher Perspektive herangegangen. Das Gegenteil gilt auch: meine Recherche ist auch derzeit von politischen Themen und von der Geschichte geprägt. Was mir dazu verhalf, etwas Neues im literarischen Bereich zu wagen war dieser Zwischenbereich meiner Forschungen und die Idee, die Geschichte aus der Perspektive derer zu schreiben, die sie gelebt haben.”
Mit dieser Perspektive, Gedichte als Ausdruck der Empathie gegenüber den Ausgegrenzten der Geschichte zu schreiben, geligt es der Dichterin Miruna Vlada, den guten Ruf des politischen Gedichtes wiederherzustellen. Zweifellos, ihr bestes Buch” sagte seinerseits der Literaturkritiker und Dichter Radu Vancu.