B-FIT in the Street: Bukarester Straßentheater-Festival läuft ganzen Monat
Theatertruppen aus der ganzen Welt verwandeln den ganzen Monat Juli über die rumänische Hauptstadt in ein riesiges Freilichttheater. Dieses Jahr findet das Internationale Theaterfestival bereits zum neunten Mal statt und die Erwartungen sind groß.
Luana Pleşea, 12.07.2017, 17:45
Anfang Juli wurde in Bukarest das neunte Internationale Straßentheaterfestival eröffnet. B-FIT in the Street!“ wird auch dieses Jahr von der Bukarester Stadtverwaltung zusammen mit dem Kulturzentrum Bukarests ARCUB organisiert. 2017 ist das erste Jahr, in dem die Festspiele nicht mehr vier Tage, sondern den ganzen Monat über dauern. Am Ende jeder Juliwoche verwandeln hunderte Darsteller die rumänische Hauptstadt in eine riesige Freilichtbühne. Die spektakuläre Eröffnungsfeier brachte zwei renommierte Theatertruppen aus Italien nach Bukarest: SONICS, die ebenfalls die Europäische Fußball-Meisterschaft 2012 eröffnete, und Kitonb, die zum ersten Mal im Jahr 2009 in Rumänien aufgetreten war. Die berühmte Theatertruppe kehrte voriges Jahr nach Rumänien zurück, als sie zu Gast des Internationalen Theaterfestivals in Sibiu (Hermannstadt) war. Die Künstler machen die Atmosphäre des Festivals einmalig, sagt die Leiterin des Kulturzentrums ARCUB, Mihaela Păun:
Es war sehr schön! Unser Publikum zeigt ein zunehmendes Interesse für die Theateraufführungen, die auf der Straße dargeboten werden. Das finde ich besonders interessant, dass von Jahr zu Jahr die Zuschauer mit dem Straßentheater vertraut werden und mit den Künstlern in Kontakt treten möchten. Vor einigen Jahren, als sich diese Art von Theater noch keiner Beliebtheit in Rumänien erfreute, wirkten die Zuschauer eher zurückhaltend. Heute sind sie hingegen sehr offen und empfangen die Theaterkünstler sehr offen. Jede Darbietung seit der Eröffnung der Festspiele hat reichlich Applaus geerntet.“
Akrobaten, die auf von 2D-Projektionen beleuchteten Brandmauern tanzen oder an Fassanden und Arkaden hängen, Lichtspiele, Feuerjongleure, Tango-Tanzaufführungen, eine fesselnde Kabarett-Atmosphäre und spektakuläre Kostüme — damit lockt auch dieses Jahr das Festival die Bukarester auf die Straße. Dem Publikum qualitativ hochwertige Straßentheater-Aufführungen anzubieten sei eine große Herausforderung, sagt Mihaela Păun. Neben den Auftritten der Künstler gebe es jede Menge Organisationarbeit und die geltende Gesetzgebung im Kulturbereich sei auch nicht hilfreich, sie lege vielmehr den Kulturschaffenden Hindernisse in den Weg:
In den Sommermonaten laufen viele Festspiele dieser Art in Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, und meine Kollegen sehen sich zahlreiche Straßentheater-Aufführungen an. Die Auswahl ist also groß. Wir stehen im ständigen Kontakt auch mit Kunstmanagern in diesem Bereich. Wir werden aber jedes Jahr mit einem Problem konfrontiert: Wir verfügen über keinen Mehrjahreshaushalt, daher fällt uns sehr schwer, Theatertruppen für das jeweils kommende Jahr zu buchen. Unter diesen Bedingungen ist es nicht gesetzmäßig, einen Vertrag mit den Künstlern zu unterzeichnen. Ohne sich auf einen Haushalt zu einigen, läuft man das Risiko, seine Versprechen nicht zu erfüllen. Es bleibt uns also nichts anders übrig, als enge Beziehungen mit den Künstlern zu pflegen und ihnen das notwendige Vertrauen zu garantieren. Ein internationales Festival kann man nicht von heute auf morgen planen.“
Die Anstrengungen gehen mit großen Erwartungen einher. Mihaela Păun hofft auch dieses Jahr auf eine positive Reaktion des Publikums:
Was ich mir wünsche, ist, dass dank dieses Festivals die Zuschauer und ihre Stadt miteinander warm werden. Meiner Meinung nach spielt eine solche Art von Straßenkunst eine bedeutende Rolle dabei. Das Straßentheater verwandelt die Stadt in eine riesige, bunte und fröhliche Bühne. Die Straßentheater-Aufführungen können zudem den Bukarestern dazu verhelfen, das Bewusstsein aufzubauen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind, was in Großstädten meistens kompliziert ist. Diese Art von Theateraufführungen könnten, genau wie das berühmte Buch von Saint-Exupéry, »Der kleine Prinz«, eine erzieherische Rolle spielen und die Beziehung der Zuschauer zu ihrer Stadt schöner machen.“