Autobiographischer Roman der Dramatikerin Alina Nelega erschienen
Der Band Als ob nichts passiert wäre“ von Alina Nelega ist jüngst im Verlag Polirom erschienen. Der Roman, der auch autobiographische Züge trägt, bietet einen Einblick in den Alltag der Rumänen im Kommunismus.
Carmen Săndulescu, 19.06.2019, 18:00
Den Roman Als ob nichts passiert wäre“ könnte man als Biographie einer Frau im Siebenbürgen der achtziger Jahre, also während des kommunistischen Regimes bezeichnen. Alina Nelega hat sich vor allem als Dramatikerin einen Namen geschaffen, sie ist zweifach UNITER-Preisträgerin bei der Gala des Verbands Rumänischer Theatermacher und Professorin bei dem Masterstudium für Kreatives Schreiben an der Universität Târgu Mureş. Mit diesem Roman kehrt die Autorin zu ihrer ersten Liebe, der Prosa, zurück. Ob der Band auch autobiographische Züge hat, erläutert Alina Nelega in den folgenden Minuten:
Wer etwas zu sagen hat, sagt es einfach. Ich glaube, dass ich etwas zu sagen habe, ich habe eine Meinung und ich möchte sie mit den anderen teilen. Darin liegt auch der Grund, warum ich diesen Roman geschrieben habe. Es handelt sich um einen Roman, der auch einen autobiographischen Teil hat. Das, weil ich die kommunistische Zeit in Rumänien als Teenagerin erlebt habe, dafür musste ich nicht recherchieren, also der Roman beruht auf meiner eigenen Erfahrung. Die besagte Zeit ist Teil meines Lebens und ich glaube, Teil des Lebens aller Menschen, die diese Zeit erlebt haben.“
Die Weiblichkeit in unterschiedlichen Kontexten und unter verschiedenen Aspekten (Liebe, Mutterschaft, Sexualität) ist das Hauptthema des Romans. Dazu gibt es weitere fesselnden Themen, die der Leser in diesem heftigen Roman selber entdecken wird. Ich empfehle diesen Roman aus meinem ganzen Herzen“, schreibt die Literaturkritikerin Sanda Cordoş über Als ob nichts passiert wäre“.
Auch in der Theaterwelt bekam der Roman eine gute Resonanz. Der Roman wirft Fragen auf und regt zum Nachdenken an. Dieselbe Reaktion löste der Band auch bei der Familie der Autorin aus, sagt Alina Nelega:
Meine Kinder haben mir so viele Fragen gestellt, sie sagten, in meinem Buch hätten sie über Sachen gelesen, von denen sie nicht mal wussten, sie wären wirklich passiert. Der Roman handelt von der aufreibenden täglichen Demütigung durch das kommunistische Regime. Der Roman befasst sich nicht mit großen Themen, sondern mit dem Alltag, von dem Moment, wenn man nicht genau weiß, wo die Eimischung ins eigene Leben und wo die Diktatur beginnt. Es handelt sich um Prozesse, die allmählich im Leben der Menschen einsetzen. Das ist gleich wie Zenons Paradoxien der Vielheit: Wie viele Bäume sind ein Wald? 1, 2, 3, 10? Und plötzlich sieht man ein, dass man sich bereits inmitten des Waldes befindet, ohne bemerkt zu haben, wo der Wald anfing. Das ist auch mit dem Kommunismus in Rumänien passiert.“
Metaphorisch oder nicht, ist die Botschaft von Alina Nelega nicht schwer zu verinnerlichen. Nicht nur für ihre Generation, für Verleger, Literaturkritiker und Journalisten, sondern auch für wen sich nicht dessen bewusst ist, dass empörende Sachen in der Tat geschehen, meistens in unserer unmittelbaren Nähe.