RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Ausstellung über herausragende Frauen aus Österreich und Rumänien eröffnet

Das Programm Kalliope Austria“ zeigt eine Sammlung herausragender Frauenpersönlichkeiten aus Österreich vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der Ausstellung hat sich das rumänische Zentrum für Gleichstellung der Geschlechter angeschlossen.

Ausstellung über herausragende Frauen aus Österreich und Rumänien eröffnet
Ausstellung über herausragende Frauen aus Österreich und Rumänien eröffnet

, 05.04.2017, 20:10

Ein Phänomen kennt man fast überall auf der Welt in unterschiedlich starker Ausprägung: Frauen, ihren Leistungen und ihren Stimmen wirf oftmals weniger Wert und Bedeutung beigemessen als dem männlichen Teil der Gesellschaft. Vor ungefähr anderthalb Jahren hat das österreichische Au‎ßenministerium für alle Kulturforen im Ausland ein spezielles Frauenprogramm entwickelt, das zunächst in Form eines Buches mit dem Namen Kalliope Austria erschienen ist und die Leistungen der Frauen, die wesentlich für Österreich oder Österreichs Geschichte waren, sichtbar macht. Das Buch umfasst 164 Biographien von Frauen, die zu ihrer Zeit einen neuen Weg gegangen sind, einen Weg, den die Frauen zuvor noch nicht beschritten hatten. Österreichische Frauen seien in der Geschichte oft übersehen oder an den Rand gedrängt worden, sagt die Leiterin des österreichischen Kulturforums in Bukarest, Mag. Elisabeth Marinkovic.



Das ist ganz besonders beachtlich, weil im 19. Jahrhundert, muss man wissen, gab es keine Rollenvorbilder, das hei‎ßt, es gab keine Rechtsgrundlage. Diese Wörter wie »gender mainstreaming« wurden zum Beispiel erst im Vertrag von Lissabon 1997 festgeschrieben. Auch eine bedeutende Rechtsgrundlage gegen häusliche Gewalt wurde erst nach dem Jahr 2000 festgeschrieben, das hei‎ßt, es gab damals auch keine Rechtsgrundlagen für die Gleichstellung von Frauen und Männern. So war es sehr interessant für das Au‎ßenministerium, dieses Frauenprojekt zu entwickeln. Aus dem Projekt heraus ist eine Ausstellung entstanden, die wir auch hier haben: »Kalliope Austria«. Sie hei‎ßt »Kalliope« nach einer der neun Musen aus dem alten Griechenland, die Muse für Wissenschaft, Philosophie und Dichtung, die als älteste und weiseste aller Musen galt. Diese Frauen sollen eben eine Inspiration für uns heute sein.“




Der Initiative hat sich auch das rumänische Zentrum für Gleichstellung der Geschlechter (Centrul Parteneriat pentru Egalitate) angeschlossen. Die Stiftung, die sich seit 2002 in Rumänien für Frauenrechte einsetzt, organisiert die Ausstellung Cele care au schimbat lumea: Românce de istorie (Frauen, die die Welt verändert haben. Berühmte Rumäninnen in der Geschichte), die zusammen mit der Ausstellung Kalliope Austria — Frauen in der Gesellschaft, Kultur und den Wissenschaften“ gezeigt wird. Programmkoordinatorin Alina Panaitov sagte über den rumänischen Teil der Ausstellung:



Wir haben uns gewünscht, die Leistungen der Frauen, die in der rumänischen Gesellschaft weniger bekannt sind, sichtbar zu machen. Viele haben über die Königin Maria gehört, und ihr Name steht oft in direkter Verbindung mit der rumänischen und Bukarester Boheme, sie ist besonders beliebt und präsent in der Geschichte. Über Jeni Acterian zum Beispiel wei‎ß man hingegen ganz wenig, sie war die Frau, die eine ausgezeichnete Chronik der Zwischenkriegszeit in Rumänien geschrieben hat. Zu wenig bekannt waren auch die Architektin Virginia Andreescu Haret, Sarmiza Bilcescu, die erste Frau Rumäniens, die als Prozessanwältin tätig war, oder Sofia Nădejde, die mit dem Rechtsanwalt und Literaturkritiker Titu Maiorescu über die Dimension des Gehirns der Frau und diesbezüglich ihre beruflichen Perspektiven gestritten hat. Über diese Frauen wei‎ß man leider ganz wenig. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese Frauen bekannt zu machen, ihre Leistungen sichtbar zu machen und somit die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um die Frauen von heute zu ermutigen. Wir erinnern an die Leistungen der Frauen, die eigentlich wie wir alle sind. Damals, im 19. Jahrhundert, hatten sie im Vergleich zu anderen Frauen das Glück, aus wohlhabenden Familien zu stammen und somit auch Zugang zu einer beruflichen Laufbahn zu haben.“




Klassische Rollenbilder, bei denen der Frau Haushalt und Familie zugeordnet werden, kommen häufig in der heutigen rumänischen Gesellschaft vor, selbst wenn es viele berufstätige Frauen gibt und die Gesellschaft in den letzten Jahren eine Modernisierung durchlebte. Elisabeth Marinkovic leitet das Österreichische Kulturforum in Bukarest seit 2012. In der rumänischen Gesellschaft merkte sie in den letzten 5 Jahren ein Pendeln zwischen Tradition und Erneuerung:



Es gibt immer zwei Seiten, auf der einen Seite gibt es hier stärkere patriarchalische Strukturen vor allem auf dem Land, auf der anderen Seite liegt Rumänien bei der europäischen Wertung ›Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‹ deutlich vor Österreich, also Österreich liegt deutlich weiter zurück. Das ist einer der positiven Aspekte, die der Kommunismus mit sich gebracht hat, dass dieses Rollenbild damals eigentlich nicht so gepflegt wurde (von den Frauen her), das kam wahrscheinlich nach dem Fall des Kommunismus dann wieder verstärkt zurück. Ich merke natürlich Unterschiede, auch in der Gesellschaft, aber in der jüngeren Generation fast nicht mehr. Ich merke, dass die Hochzeit eine ganz gro‎ße Rolle in der rumänischen Gesellschaft noch spielt, auch im städtischen Bereich, wo sie in Österreich eigentlich keine so gro‎ße Rolle mehr spielt. Das zum Beispiel wäre für mich eigentlich sehr rumänisch.“




Die lange Zeit kulturell propagierte Dominanz der Männer ist trotz unterschiedlicher Emanzipationsbestrebungen für manche eine Tatsache, die man nicht hinterfragen soll. Alina Panaitov vom Zentrum für Gleichstellung der Geschlechter ist der Ansicht, dass die rumänische Gesellschaft derzeit mit einem Problem konfrontiert wird, das lange Zeit verschwiegen oder verharmlost wurde:



Die grö‎ßte Herausforderung für uns ist ein Anliegen, das zum Himmel schreit, ein gravierendes Problem, dem man ein Ende setzen muss: die Gewalt gegen Frauen. Trotz der Modernisierung der rumänischen Gesellschaft wird im Jahr 2017 jede dritte Frau direktes Opfer einer Aggression, egal ob es um häusliche Gewalt geht oder Aggression auf den rumänischen Stra‎ßen. Das stellt die Studie des Europäischen Instituts über die Situation der Frauen in Rumänien heraus.“




Die Ausstellung baut Tabus über Frauen ab. Die Österreicherin Margarete Schütte-Lihotzky war eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur studierten. Zu ihrer Zeit musste sie mit Vorurteilen kämpfen, sagte Elisabeth Marinkovic:



In ihrer Geschichte gibt es eine ganz witzige Anekdote, sie war die erste Architekturstudentin von Wien, eigentlich auch nur aufgrund eines männlichen Mentors konnte sie sie in Österreich Architektur studieren. Sie wurde dann eingeladen, an einem neuen sozialen Wohnbau-Projekt in Frankfurt mitzumachen. Das Architektenkollektiv, das daran gearbeitet hat, bestand aus lauter Männern und einer Frau. Dadurch, dass sie die einzige Frau war, hat sie den Auftrag gekriegt, sich um die Küche zu kümmern. Die Frankfurter Küche gilt ja als Meilenstein in der Küchengeschichte, weil es darum ging, die Wege zu verkürzen, die Arbeitsabläufe in der Küche möglichst praktisch zu gestalten. Ich habe mir früher auch Ausstellungen darüber angeschaut, aber später habe ich von einem Nachfahren von Schütte-Lichotzky erfahren, dass sie das total gekränkt und geärgert hat, dass die ganze Welt sie nur über diese Küche kennt. Diese Küche hat sie eigentlich zufällig zugeteilt bekommen nur aufgrund ihres Geschlechts, und das finde ich eigentlich eine ganz witzige Anekdote. Es war ein Projekt, auf das sie am wenigsten von sich aus selbst stolz war.“




Die Ausstellung bleibt bis zum 13. April geöffnet. Was erhofft sich Elisabeth Marinkovic für das Projekt?



Ich erhoffe mir einfach, dass man Sachen entdeckt. Ich habe selbst ganz viele Sachen für mich entdeckt. Es gibt bei den österreichischen Frauen ganz viele Namen, die ich schon gekannt habe, wie Emilia Flöge, aber ich habe sie als Geliebte von Gustav Klimt kennengelernt. Punkt. In Wirklichkeit war sie damals eine der führenden Modedesigner, die detaillierte Kleider entworfen hat. Von ihr stammt auch der Satz (weil die Damen damals ein Korsett tragen mussten, was bald als Symbol für den gesellschaftlichen Zwang von der Frauenbewegung interpretiert wurde): ‚Erst müssen die Frauen atmen können, der Rest würde dann schon folgen‘ — und sie hat doch Recht gehabt. Oder Bertha Pappenheim, ich habe sie als Patientin Anna O. kennengelernt, also eine hysterische Verrückte von Siegmund Freud, das ist, wie sie in die Weltgeschichte eingegangen ist, in Wirklichkeit war sie eine Frauenrechtlerin und eine Pionierin auf dem Gebiet der Sozialarbeit. Und das ist so schade, weil es eigentlich lauter Frauen gibt, die wirklich etwas Wesentliches zum Fortkommen des Landes beigetragen haben, und das wei‎ß man nicht. Ich hoffe, dass vielen die Namen bekannt sind, aber dass Sie ganz neue Aspekte entdecken, die man vorher von diesen Frauen nicht gewusst hat. Und natürlich hoffe ich, dass sich viele, viele junge Damen inspirieren lassen.“




Audiobeitrag hören:




foto Art Safari
Blickpunkt Kultur Freitag, 13 September 2024

Deutschland Teil von Art Safari 2024 mit der Ausstellung der Fotografin Sibylle Bergemann

  RadioRomaniaInternational · ART SAFARI AMBASADOR 11.09.2024...

Deutschland Teil von Art Safari 2024 mit der Ausstellung der Fotografin Sibylle Bergemann
Sursa foto: fb.com / Mircea Cartarescu
Blickpunkt Kultur Mittwoch, 14 August 2024

Mircea Cărtărescus Roman „Solenoid“ mit dem Dublin Literary Award 2024 ausgezeichnet

„Solenoid ist das Werk eines bedeutenden europäischen Schriftstellers, stellenweise sehr einfallsreich, mit philosophischen und lyrischen...

Mircea Cărtărescus Roman „Solenoid“ mit dem Dublin Literary Award 2024 ausgezeichnet
Projekt „Stradivari in Schulen“ versucht ein junges Publikum für klassische Musik zu gewinnen
Blickpunkt Kultur Dienstag, 06 August 2024

Projekt „Stradivari in Schulen“ versucht ein junges Publikum für klassische Musik zu gewinnen

Răzvan Stoica, einer der größten Geiger der Gegenwatz, konzertiert mit seiner Stradivari-Geige, begleitet von der Pianistin Andreea Stoica, in...

Projekt „Stradivari in Schulen“ versucht ein junges Publikum für klassische Musik zu gewinnen
foto: facebook FITSSibiu
Blickpunkt Kultur Mittwoch, 03 Juli 2024

Internationales Theaterfestival FITS feiert 100. Jubiläum des Französischen Kulturinstituts in Rumänien

Auf dem Programm des 10-tägigen Festivals fanden in Sibiu 830 Freiluft-, Innen- und Online-Veranstaltungen von 5.000 Künstlern aus 82 Ländern...

Internationales Theaterfestival FITS feiert 100. Jubiläum des Französischen Kulturinstituts in Rumänien
Blickpunkt Kultur Mittwoch, 12 Juni 2024

Festival für Dokumentarfilm und Naturfotografie LYNX fördert Umweltbewusstsein

Nach dem letztjährigen Programm mit 8 internationalen Dokumentationen, die zum größten Teil ihre Premiere in Rumänien feierten, kehrte das...

Festival für Dokumentarfilm und Naturfotografie LYNX fördert Umweltbewusstsein
Blickpunkt Kultur Mittwoch, 29 Mai 2024

Frauenliteratur: 2. Kurzprosaband „Retroversiuni“ neulich erschienen

Die Anthologie „Retroversionen“ widmet sich der Kurzprosa von Frauen, die in ihren Persönlichkeiten so unterschiedlich, aber in ihrer weiblichen...

Frauenliteratur: 2. Kurzprosaband „Retroversiuni“ neulich erschienen
Blickpunkt Kultur Mittwoch, 22 Mai 2024

Ausstellung „Touch Nature“: Künstler setzen sich kritisch mit dem tiefgreifenden Wandel der Natur auseinander

“Touch Nature“ ist Teil der internationalen Reise eines der größten und kuratorischen Wanderprojekte seiner Art und wird von Sabine Fellner und...

Ausstellung „Touch Nature“: Künstler setzen sich kritisch mit dem tiefgreifenden Wandel der Natur auseinander
Blickpunkt Kultur Dienstag, 30 April 2024

„Art Battle Bukarest“: neuer Wettbewerb für unkonventionelle Künstler

„Art Battle“ ist von den berühmten „Rap Battles“ – einer Form der Straßenkunst inspiriert, die aus einem lyrischen...

„Art Battle Bukarest“: neuer Wettbewerb für unkonventionelle Künstler

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company