Astra Film Junior: Doku-Festspiele für Kinder und Jugendliche in Hermannstadt
Astra Film Junior, das erste und größte Programm für audiovisuelle Bildung durch Dokumentarfilm in Rumänien, findet nach einer pandemiebedingten zweijährigen Pause vom 10. bis 16. Oktober 2022 erneut im siebenbürgischen Sibiu statt.
Corina Sabău, 12.10.2022, 18:00
Das Bildungsprogramm Astra Film Junior in Hermannstadt richtet sich an drei Altersgruppen (6+, 11+ und 15+) und umfasst Filmvorführungen in Kinos, gefolgt von pädagogischen Aktivitäten in Klassenzimmern, einem Comic-Wettbewerb und einem Filmworkshop. Jedes Jahr nehmen rund 27 000 Schüler an Astra Film Junior teil, das Programm bietet eine Auswahl der besten narrativen Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche. Gabriela Enache, Koordinatorin des Filmfestival für Jugendliche, erläutert den pädagogischen Ansatz:
Das ASTRA-Filmfestival hat sich immer zum Ziel gesetzt, ein junges Publikum an den Dokumentarfilm heranzuführen. In den letzten Jahren haben wir daher sowohl im Kreis Hermannstadt als auch in anderen Orten des Landes Tourneen durchgeführt. Kinder aus Dutzenden von Ortschaften haben die Begegnung mit Sachfilmen sichtbar genossen. Abgesehen von Hermannstadt brachten wir die Veranstaltungen nach Bukarest, Klausenburg, Jassy, Temeswar, Baia Mare (Groß-Neustadt) und Deva (Diemrich). Zusätzlich zu diesen »ASTRA Film Junior on Tour«-Veranstaltungen haben wir uns auch mit der Ausbildung und Einführung von Jugendlichen in die Dokumentarfilmproduktion befasst. Wir haben zudem auch Aktivitäten für die jüngsten Zuschauer, für die wir einen Comic-Wettbewerb vorbereitet haben. Um zu erklären, worum es dabei geht: Nachdem die Kinder die Filme des Festivals gesehen haben, können sie sich ein eigenes Drehbuch ausdenken, verschiedene Geschichten erfinden und diese dann in Comics illustrieren. Wir unterstützen auch Lehrer und Erzieher mit verschiedenen Materialien und Lehrmitteln. Wir haben auch eine Reihe von Schulungen organisiert, um Lehrern den Dokumentarfilm näher zu bringen und ihnen zu helfen, diesen visuellen Unterricht weiter zu vermitteln. Und diese Ausbildung hat sich ausgezahlt, jetzt wir haben sogar einige »Astra Film Junior«-Lehrerbotschafter herangezogen und Partnerschaften mit Gymnasien und Schulen geschlossen, um die Dokumentarfilmerziehung zu erleichtern. Nun bieten wir im Rahmen des Festivals spezielle Vorführungen für Lehrer und Bildungsberater an, mit einer Reihe von Diskussionen im Anschluss an die Vorführung der Filme.“
Die Organisatoren haben für das Publikum ab 6 Jahren Lebensgeschichten von Kindern im entsprechenden Alter vorbereitet. In den vorgeführten Filmen treten die Protagonisten aus der Anonymität heraus, indem sie über den Tellerrand hinausschauen, stets wissbegierig und einfühlsam sind. So etwa in Kids on the Silk Road — The Monkey King“ (Kinder auf dem Seidenweg: Der Affenkönig“), einem Kinder- und Jugend-Kurzfilm des dänischen Regisseurs Kaspar Astrup Schröder von 2019, in dem ein 11-jähriger chinesischer Junge namens Yang viele Entbehrungen und die Ablehnung seines Umfelds in Kauf nimmt, um für die Hauptrolle in einer klassischen Peking-Oper die Raffinessen der traditionellen chinesischen Kunst zu erlernen. In Die Götter von Molenbeek“, einer internationalen Koproduktion der finnischen Regisseurin Reetta Huhtanen, geht es um drei Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft, die im Brüsseler Problemviertel Molenbeek zusammen aufwachsen und sich spielerisch existenzielle Fragen stellen.
Für das junge Publikum ab 11 Jahren gilt es zu erfahren, wovon Kinder aus unterschiedlichen Ecken dieser Welt träumen. Asho aus Iran möchte ein berühmter Schauspieler werden (Asho, 2019). Ayana, ein neunjähriges Mädchen aus Kirgisien, hegt den Wunsch, Kokboru-Sportlerin zu werden. Dieses Reiterspiel wird bislang nur von männlichen Teilnehmern bestritten. Durch die Unterstützung ihrer Eltern hat Ayana aber beste Chancen, als erste weibliche Spielerin am Nationalsport Kirgisiens teilzunehmen (Ayana, 2019). In der niederländischen Produktion Julieta und die Schildkröten in der Plastiksuppe“ (2020) stemmen sich ein junges Mädchen und ihre Freunde auf einer Karibikinsel gegen die Verschmutzung der Ozeane.
Auch für Teenager ab 15 Jahren hält das Festival Astra Film Junior entsprechende Filme parat. In Girl Gang“ (Die Mädchen-Bande“) erzählt die schweizerische Regisseurin Susanne Regina Meures aus dem Leben einer Teenie-Influencerin und lässt hinter die Kulissen blicken. In der tschechisch-slowakischen Koproduktion Caught in the Net“ (Gefangen im Netz“) wird die sexuelle Belästigung von Kindern im Internet thematisiert. Das Filmteam wagt ein kontroverses Experiment: Drei volljährige Schauspielerinnen geben sich auf sozialen Plattformen als 12-jährige Mädchen aus und warten ab. In nur zehn Tagen melden sich beinahe 2500 Männer. Und der norwegische Dokumentarfilm iHuman“ (2019) erzählt von künstlicher Intelligenz, Macht und sozialer Kontrolle. Mit verstörenden Einblicken in die boomende KI-Industrie zeigt er, wie die mächtige Technologie unsere Gesellschaft, unsere Zukunft und unser Selbstverständnis verändert.