Arader Theater inszeniert Text von Joël Pommerat
Die Wiedervereinigung der zwei Koreas“ – ein Experimentaltext von Joël Pommerat – hatte unlängst Premiere im Arader Klassischen Theater Ioan Slavici“. Regie führte Alexandru Nica.
Luana Pleşea, 11.11.2014, 17:38
Es geht um Szenen, die keine klare Einheit oder eine narrative Kohärenz haben. Sie gleichen mehr einer Suite von kleinen dichterischen Fragmenten mit einem gemeinsamen Thema. Trotzdem ist es kein abstraktes Stück, sondern hält eine realistische und humoristische Linie ein“, sagte der französische Autor Joël Pommerat über seinen Text Die Wiedervereinigung der zwei Koreas“ (Originaltitel: La Réunification des deux Corées“) Das Theaterstück hat keine historische, soziale oder politische Konnotation. Es ist ein Text über die Liebe, der vom rumänischen Regisseur Radu Alexandru Nica im Klassischen Theater Ioan Slavici“ in Arad auf die Bühne gebracht wurde:
Mir haben mehrere Sachen im Text gefallen. In erster Linie geht es um die gegenwärtige Problematik, um unsere Probleme, die Probleme der Bürger, die im Westen leben. Ich glaube nicht, dass der Text sich mit spezifischen Problematiken Afrikas oder des Nahen Ostens auseinandersetzt. Es geht um die Einsamkeit des Individuums, um seine Erfüllung, um das Streben nach Glück. Es gefällt mir sehr, dass keine Lösungen formuliert werden. Die Tatsache, dass diese Texte keine Lösung anbieten, führt dazu, dass sie mit ihrem Höhepunkt enden, was Unruhe und Bangen hervorruft. Das widerspiegelt ganz gut die Epoche, in der wir leben.“
Das Stück Die Wiedervereinigung der zwei Koreas“ setzt das Publikum wie in einer Arena auf die linke und rechte Seite eines langen Korridors, als Zeuge der Konfrontation zwischen Männer und Frauen. Der Regisseur Radu Nica hat versucht, ein Gleichgewicht zwischen den Kräften zu schaffen. Die Schauspieler verkörpern keine Gestalten, sondern drücken bestimmte Eigenschaften aus, die die Spannungen zwischen den zwei Geschlechtern unterstreichen:
Es war nicht einfach, das zarte Gleichgewicht zu behalten. Es war sehr schwer für uns, die Probleme durch Kostüme, Musik, Bewegung oder durch die Charaktere der Gestalten nicht zu erklären. Das ist die Herausforderung. Ich habe dem Text gedient. Nur das können wir tun: dem Text dienen, was für die Regie kein Pluspunkt ist. Ich habe auch mit den Zuschauern gesprochen und habe erfahren, dass das Stück auch nach dem Theaterbesuch nachwirkt. Am zweiten Tag, am dritten Tag… Der Text, das Stück arbeitet im Zuschauer weiter. Ich bin auch Zuschauern begegnet, die einfach überfordert waren. Es ist eine dichte, rapide Aufführung. Erst am zweiten oder dritten Tag haben sie das Stück fühlen können. Es gibt Zuschauer, die das Stück zwei-, dreimal gesehen haben.“
Die Musik wurde von Vlaicu Golcea komponiert und verstärkt das Geheimnisvolle der Geschichte, der Gestalten. Die Lieder werden von dem jungen Schauspieler Andrei Elek gesungen. Der Regisseur Radu Nica dazu:
Die Aufführung bringt zwei Musikstile zusammen. Einerseits gibt es die Musik zwischen den Szenen, die die beendete Szene fortsetzt und die nächste einführt, indem sie nichts erklärt oder kommentiert, was für uns sehr kompliziert war und andererseits die eigentlichen Lieder. Wir haben Themen wie Sexualität, Leid, Leben angegangen. Im letzten Lied singen alle »I am so happy that I die«.“