QSL 7 / 2015: Polovragi-Höhle im Landkreis Gorj
Die sagenumwobene Polovragi-Höhle befindet sich in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft im Osten des Landkreises Gorj. Sie ist eine der längsten Höhlen Rumäniens, ihre vollständige Erforschung ist offiziell noch nicht abgeschlossen.
Ștefan Baciu, 24.07.2015, 12:22
Die Polovragi-Höhle befindet sich in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft im Osten des Landkreises Gorj, nahe der Grenze zum benachbarten Landkreis Vâlcea. Sie ist eine der längsten Höhlen Rumäniens, ihre vollständige Erforschung ist offiziell noch nicht abgeschlossen. Die Höhle entstand vor 6-7 Mio. Jahren — Bewegungen der Erdkruste haben den Lauf des Flusses Olteţ so verändert, dass unterirdische Mäander mit einer Gesamtlänge von über 10.800 m entstanden. Die Polovragi-Höhle wurde 1984 teilweise elektrifiziert; es handelt sich dabei um ca. 800 m vom Eingang ins Innere hinein — dieser Bereich ist auch Touristen zugänglich.
1983 hat eine Gruppe tschechischer und polnischer Speläologen im nur Fachleuten zugänglichen Bereich einen unterirdischen Quellteich mit einer Fläche von 200 qm und einer Tiefe von 8 m entdeckt. Das Wasser des Teichs kommt als Sprudelquelle im Bett des Flusses Olteţ wieder an die Oberfläche. In der Höhle wurden ferner Fossilien prähistorischer Höhlenbären entdeckt, die heute im Museum des Landkreises Gorj ausgestellt sind. 300 Jahre lang stand die Höhle unter der Obhut des sich in der Nähe befindenden Klosters Polovragi. Aus dem Jahr 1607 stammt eine Höhlenmalerei im Inneren, die dem Mönch Pahomie zugeschrieben wird, der sechs Monate in der Höhle gelebt haben soll.
Die Polovragi-Höhle ist auch sagenumwoben. Sie wird auch Zalmoxis-Höhle genannt, nach einer Gottheit der Daker in der Antike, die den Verstorbenen das ewige Leben schenkte. Die Legende besagt, dass die Wassertropfen, die von den Kalksteinformationen herunterfallen, die Tränen des Zalmoxis seien, der somit die Niederlage der Daker vor den Römern beklage. Das Wasser des Quellteichs stammt aus einer Region 50 km weiter nördlich der Höhle, womit eine weitere Legende einen Wahrheitskern zu beinhalten scheint: Es wurde immer gesagt, dass die Polovragi-Höhle einen (bislang nicht entdeckten) Ausgang in Siebenbürgen habe.
Höhlenforscher haben entlang der Zeit Spuren einer Bewohnung entdeckt, einschließlich eines Tunnels, der die Höhle mit einer dakischen Burg auf dem Berghang oberhalb verband. Für Speläologen stellt die nicht vollständig erforschte Höhle immer noch eine Herausforderung dar, ganze Strecken sind nur schwer erreichbar und nur erfahrenen Forschern mit bester Ausrüstung zugänglich.