QSL 10 / 2014: Fürstenburg in Suceava
Jahrhundertelang galt die Fürstenburg im moldauischen Suceava (Suczawa) als uneinnehmbare Festung. Ihre Blütezeit erreichte die Trutzburg zu Zeiten Stefan des Großen (1457 - 1504).
România Internațional, 24.10.2014, 13:00
Mit der Expansion des Osmanischen Reiches Ende des 14. Jahrhunderts begann das Fürstentum Moldau ein System von Festungen zu errichten, das zunächst aus Erdwällen und Palisaden bestand. Damit sollten Siedlungen, Fürstensitze und Klöster gestärkt werden. Mehrere strategische Festungen dieser Art wurden entlang der östlichen Grenze (damals am Nistru/Dnjestr) oder im Landesinneren, vornehmlich in den östlichen Subkarpaten errichtet. Das wichtigste moldauische Bollwerk, die Fürstenburg in Suceava (Suczawa), spielte über drei Jahrhunderte die Hauptrolle im politischen und militärischen Leben des Fürstentums.
Sie wurde auf einer Hochebene östlich der gleichnamigen Stadt in 70 Metern Höhe errichtet. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Festung in einem Dokument von 11. Februar 1388, in der Herrschaftszeit des Fürsten Petru I. (1375 – 1391). Alexander der Gute (1400 – 1432) ließ eine Mauer an der Südseite der Festung errichten.
Ihre Blütezeit erreichte die Burg in der Herrschaftszeit Stefan des Großen (1457 – 1504), der Suceava zum wichtigsten Punkt seines Festungssystems machte. Durch Waffengewalt konnte die Burg nie eingenommen werden. Das Verteidigungssystem umfasste vier Elemente: den Graben samt Zugbrücke, die Umfriedungsmauer und die Fallgruben, die von Historikern mit dem Spitznamen Mausefallen umschrieben wurden. Die komplexe Wehranlage machte die Eroberung der Burg ohne Verrat von Innen praktisch unmöglich.
Den Ruf einer fast uneinnehmbaren Trutzburg behielt Suceava auch in den folgenden Jahrhunderten, zu den Belagerern der Burg gehörten u.a. der polnische König Johann I. Albrecht und der osmanische Sultan Süleyman der Prächtige. Letzterer schaffte es schließlich im Jahr 1538 (mit Hilfe eines moldauischen Verräters, der die Tore öffnete), die Burg ohne Kampf einzunehmen, und ersetzte den legitimen Fürsten durch einen den Osmanen ergebenen Woiwoden.
Die letzten Instandsetzungen der Festung fanden gegen Ende des 16. Jh. statt. Im Jahr 1675 ließ der moldauische Fürst Dumitraşcu Cantacuzino auf Befehl der Türken, unter deren Oberhoheit er stand, die Burg zerstören. Die Einwohner der Stadt nutzen die Ruine fortan als Steinbruch.
Die Burg ist auch heute im Ruinenzustand, die innere Einrichtung wurde aber teilweise restauriert, um dem Besucher einen Eindruck vom mittelalterlichen Leben in einer Fürstenburg zu ermöglichen. Gleich nach dem Eingang über die Brücke sind die Kammern der Wachmannschaft zu sehen. Weitere Räumlichkeiten sind das Dampfbad, der Keller, die Kapelle und der Kerker. In der Festung lebten nebst den erwähnten Woiwoden der Moldau auch der Hochadel (Bojaren) und die höheren Würdenträger des moldauischen Fürstentums, vom Schatzmeister bis zum Heerführer (Hetman, rum. hatman).
Die Ruinen der Burg gehören zu den staatlich geschützten Baudenkmälern. Laut der Webseite der Festung Suceava kann man den Museumskomplex von April bis Oktober täglich von 9 bis 20 Uhr besichtigen. Der Eintritt kostet umgerechnet 90 Eurocents, fürs Fotografieren wird eine zusätzliche Gebühr von ca. 1,15 Euro verlangt.