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Hörerpostsendung vom 3.03.2013

Heute mit der Beantwortung einer Frage von Bernd Seiser und Zuschriften von Ulrich Wicke, Bernd Ellmann, Uwe Dittrich u.a.m.

Hörerpostsendung vom 3.03.2013
Hörerpostsendung vom 3.03.2013

, 04.03.2013, 10:45

Bernd Seiser (aus Ottenau, Baden-Württemberg) und Familie ist zuhause gerne im eigenen Garten aktiv und möchte wissen, mit wieviel Prozent Alkoholgehalt der Schnaps in Rumänien gebrannt wird:



Da wir ja auch im Streuobstbau tätig sind und auch unsere Äpfel und Birnen zu Most verarbeiten oder zu Schnaps brennen lassen, wäre eine Antwort für uns besonders interessant.“



Vielen Dank für die Frage, lieber Bernd — sie lässt sich leider nicht genau, sondern nur in ungefähren Zahlen beantworten, weil es keinen standardisierten Herstellungsprozess gibt und die Destillationsmethode von Region zu Region, manchmal sogar von Dorf zu Dorf oder von Haus zu Haus unterschiedlich ist. Grundsätzlich ist feszuhalten, dass der Schnaps in Südrumänien (also in der Walachei und in der Dobrudscha) oft nur einmal gebrannt wird. Dabei kommt ein Schwachprozentiger“ heraus, der 25 bis maximal 40 Grad hat. Zum Schnapsbrennen eignet sich dabei so ziemlich alles, was der Mensch im Garten hat: Pflaumen, Äpfel, Birnen, Kirschen, Weichseln (Sauerkirschen), Aprikosen, Trauben und selbst Mirabellen und Maulbeeren.



In Nord- und Westrumänien hingegen (dazu zählen Siebenbürgen, das Banat, das Kreischgebiet, das Sathmarer Land, die Marmarosch und die Bukowina) wird das erste Destillat erneut gebrannt und so entsteht ein Hochprozentiger, der 50 bis 60 Grad haben kann.



(Zu den unterschiedlichen Landesteilen siehe die Liste der historischen Regionen in Rumänien und der heutigen Moldaurepublik.)



Interessant ist auch die Tatsache, dass es für Schnaps“ sehr viele regionale Wörter unterschiedlicher Herkunft im Rumänischen gibt, wobei sie zumeist diverse Arten der Herstellung oder der Stärke bezeichnen. Das generische Wort hei‎ßt țuică und wird nahezu im gesamten rumänischen Sprachraum verwendet oder zumindest verstanden. Spezifisch ist es allerdings eher in der Walachei. Die Herkunft des Wortes ist unklar, eine witzige Theorie besagt, es wäre eine lautmalerische Bildung, da betrunkene Menschen Zisch- und Reibelaute aussto‎ßen würden. (Linguistisch genauer betrachtet ist das [ts] eigentlich eine Affrikate, also ein aus Verschlusslaut mit folgendem Reibelaut entstehendes Phonem.) Das Wort ist in eindeutschender Schreibweise (Tzuika oder Zuika) auch im Deutschen einigerma‎ßen bekannt.



In Siebenbürgen nennt man die zweifach gebrannte Sprituose meistens pălincă (im Rumänischen auf der vorletzten Silbe betont). Das Wort stammt aus dem Ungarischen pálinka (Betonung auf erster Silbe), wo es wiederum aus dem slowakischen pálenka entlehnt wurde. Dort geht es auf den Wortstamm eines slawischen Verbs für brennen“ zurück, so ein etymologisches Online-Wörterbuch der ungarischen Sprache.



Gebräuchlich sind im Rumänischen auch die Wörter rachiu (sachlich) und răchie (weiblich), die in ähnlicher Form auch in den slawischen Nachbarsprachen Bulgarisch und Serbokroatisch zu finden sind, aber auch im Albanischen und im Griechischen. Alle diese Wörter am Balkan sind eine Entlehnung aus dem türkischen Wort rakı, das in diesem Land einen mit Anissamen aromatisierten Schnaps bezeichnet. Das türkische Wort geht seinerseits auf das arabische arak (auch: araq) zurück, sagt ein türkisches Wörterbuch. Und das arabische Wort schaffte es bis nach Indien, Sri Lanka und Südostasein. Arrak (mit Doppel-R) bezeichnet dort den etwas sü‎ßeren Reisbranntwein. Dem Wiki-Wörterbuch nach sei das Wort im Arabischen auf die Abkürzung einer Metapher zurückzuführen: araq at-tamr bedeutet Schwei‎ß der Dattelpalme“.



Zurück nach Rumänien. Mit einem weiteren türkischen Lehnwort, basamac, bezeichnen die Rumänen einen schwachen Schnaps minderer Qualität. In der Herkunftssprache bedeutet das gleichklingende basamak schlicht Grad“, im übertragenen Sinne also Prozentgehalt.



Für Zwetschgenschnaps verwendet man auch das Wort șliboviță, das aus dem Serbokroatischen entlehnt wurde, auf das slawische Wort sliva für Pflaume zurückgeht und in der Form Slibowitz oder Sliwowitz auch ins Deutsche einzog.



In Nordrumänien sind für den Hochprozentigen Lehnwörter aus dem Ukrainischen verbreitet: horincă, horilcă, holercă — alle sind auf das altslawische gorjeti zurückzuführen, das brennen“ bedeutet.



Den Obstler einer bestimmten Sorte bezeichnet man entweder mit zusammengesetzten Wörtern (rachiu de mere, rachiu de pere — also Apfelschnaps, Birnenschnaps etc.) oder mit einem direkt von der jeweiligen Frucht abgeleiteten Wort: cireșată (Kirschgeist), vișinată (Sauerkirschlikör), caisată (Marillenschnaps), afinată (Johannisbeerenschnaps), căpșunată (Erdbeerenschnaps), zmeurată (Himbeergeist) u.a.m.



Und schlie‎ßlich hat auch das deutsche Wort Schnaps“ Einzug ins Rumänische gehalten — es wurde einfach in phonetischer Umschrift (șnaps) übernommen und bezeichnet allgemein eine etwas stärkere Spirituose oder auch den Branntwein.



Zum Schluss dieser linguistischen Ausführungen sei noch erwähnt, dass die unterschiedliche Stärke des Schnapses südlich und nördlich der Karpaten Anlass zu gegenseitigen Sticheleien gibt. Die Siebenbürger sagen über den Zuika aus der Walachei, er sei blo‎ß billiger Fusel für Schwächlinge, und die Südrumänen halten den siebenbürgischen Palinka für übertrieben stark und die Transsilvanier ohnehin für etwas humorlose Schnapsbrüder.



Dazu habe ich auch einen Witz gehört: Ein Rumäne aus Siebenbürgen und einer aus der Kleinen Walachei sitzen im selben Zugabteil und vertreiben sich die Zeit mit Tratschen. Irgendwann kramt der Mann aus der Walachei eine Flasche Schnaps hervor und bietet seinem Weggefährten einen Schluck an. Der Siebenbürger trinkt in einem Zug die halbe Flasche leer. Und? Wie schmeckt er?“, erkundigt sich der Andere vorsichtig. Gut ist er“, antwortet der wortkarge Siebenbürger. Dann nimm noch einen Schluck!“, ermuntert ihn der Mitreisende höflich. Mit dem zweiten Zug trinkt der Siebenbürger die Flasche aus. Na, wie war er?“, fragt der Rumäne aus der Kleinen Walachei erneut. Also schmecken tut er schon, aber wieviel Prozent hat er?“, fragt der Siebenbürger. 37!“, antwortet der andere Mann stolz. Worauf der Siebenbürger erwidert: Also das nennt man bei uns Fieber!“.




Und jetzt zu weiteren Zuschriften.



Ulrich Wicke (aus Felsberg, Hessen) schreibt in seinem Postbrief von Anfang Februar:



Die Lerche“ gehört nach wie vor zu meinen bevorzugten Sendereihen. Auch die heutige (4.02.) Folge über den Sänger Ion Dolănescu hat mir gut gefallen. Ebenfalls mit gro‎ßem Interesse hörte ich im gestrigen Funkbriefkasten die Ausführungen zum Programm des Rumänischen Fernsehens unter der Ceaușescu-Herrschaft. Es lohnt sich immer, Eure Sendungen (natürlich auf Kurzwelle) einzuschalten.



Bernd Ellmann (aus Nürnberg) gelangen mit seinem Siemens-Weltempfänger und einer Teleskopantenne glatte 5×5-Empfangswerte. Er schrieb:



Ich bin seit vielen Jahren Radiohörer auf Kurzwelle und höre dabei auch immer wieder Ihr deutschsprachiges Programm. Ich habe mein Hobby in letzter Zeit aber leider etwas aus den Augen verloren. Zum Jahreswechsel 2013 habe ich meinen Weltempfänger aber wieder aus der Schublade geholt und bin auf Wellenjagd gegangen. Dabei bin auch wieder einmal auf Ihren Sender gesto‎ßen und schicke Ihnen hiermit einen Empfangsbericht. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich dafür wieder eine QSL-Karte ihres Senders bekomme.“



Auch Gerolf Tschirner (aus Landshut) fuhr Anfang Februar eine glatte Fünferschiene bei den SINPO-Werten für unsere Morgensendung ein.



Joachim Verhees (aus Krefeld) schickte mehrere Empfangsberichte für den Januar und Februar. Hinsichtlich Ihrer Frage: Haben Sie keine Sorge, auch verspätete Empfangsberichte werden bestätigt, zumal auch unsere Postzustellung auch nicht gerade zügig arbeitet.



Uwe Dittrich hörte uns auf der ostfriesischen Insel Norderney. Seine Empfangsberichte sind immer von einem kleinen Bild des örtlichen Leuchtturms, Baujahr 1874, geziert. Er schreibt au‎ßerdem:



Die Jazzsendung hat mir so gut gefallen, dass ich mir sie noch einmal über Radio 700 angehört habe.“



Danke für Ihre Zuschriften, liebe Freunde. Radio 700 hei‎ßt inzwischen Radio 360 und über den Service der lieben Leute habe ich vergangenen Sonntag ausführlicher berichtet. Der Zufall will es, dass ich im August 2005 meinen Urlaub an der Nordseeküste verbrachte; und dazu gehörten auch ausgedehnte Radtouren auf Norderney mit seinen wunderschönen wei‎ßen Sanddünen. Und — ob Sie’s mir glauben oder nicht — im Café am Leuchtturm habe ich ein paar Mal ein kühles herbes Bier einer bekannten ostfriesischen Marke getrunken und die Ruhe genossen. Da vorhin schon die Rede von Schnaps war: An einem kälteren Tag habe ich mir selbstverständlich auch einen Sanddornschnaps genehmigt. Und der Wirt witzelte, das schlechte Wetter hätten wir aus Deutschland“ mitgebracht — damit meinte er natürlich das Festland.



Weitere Empfansgberichte per Post erhielten wir von:



Frank Bresonik (aus Gladbeck, NRW), Ronny Reiter (aus Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern), Franz Mulzer (aus Cham, Oberpfalz, Bayern), Thomas Jeske (aus Gelsenkirchen, NRW), Heiner Finkhaus (aus Gescher, NRW) mit Fragen zu den Steuersätzen in Rumänien, die ich mir aufhebe, Christoph Paustian (aus Murg, Baden-Württemberg), Christoph Preutenborbeck (aus Odenthal, NRW) und Sandro Blatter (aus Schwerzenbach bei Zürich, Schweiz).



Ein Fax mit Fragen zu Rumänien erhielten wir von Günter Spiegelberg (aus Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern). Auch Ihre Fragen habe ich mir aufgeschrieben und werde sie demnächst beantworten, lieber Herr Spiegelberg.



E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Sonntagmittag von:



Wladislaw Lewschanow (der in Moskau zuhause ist, unsere deutsche Sendung aber während seines Urlaubs in Neuseeland mit erstaunlichen 45444 empfangen konnte), Dmitrij Kutusow (unserem Stammhörer aus Rjasan, Zentralrussland), Gérard Koopal (aus den Niederlanden), Josef Robl (aus Österreich), Klaus Karusseit (unserem Stammhörer seit über 50 Jahren aus Schweden) sowie Daniel Willner, Petra Kugler, Bernd und Willi Seiser, Herbert Jörger, Christoph Preutenborbeck, Andreas Fessler, Udo Scherbaum, Hans Kopyciok und Hans Kaas (alle aus Deutschland).



Im Online-Formular hinterlie‎ßen Ihre Botschaften Horst Cersovsky (aus Deutschland) und Manfred Theile (aus der Schweiz), der uns über seinen Umzug aus Basel in die Ostschweiz informiert.



Audiodatei hören:



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