RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Hörerpostsendung vom 21.04.2013

Hier können Sie die Hörerpostsendung des jeweils vergangenen Sonntags nachlesen bzw. nachhören. Heute mit der Beantwortung von Fragen, die wir von unseren Hörern Albert Pfeffer und Johann Ruff erhalten haben.

Hörerpostsendung vom 21.04.2013
Hörerpostsendung vom 21.04.2013

, 21.04.2013, 16:14

Auch heute möchte ich in erster Linie Hörerfragen beantworten, bei deren Recherchieren ich selbst vieles dazulernen konnte. Albert Pfeffer (aus Singen am Hohentwiel, Baden-Württemberg) interessiert sich für Fu‎ßball. Er schrieb uns:



Als begeisterter Fu‎ßballfan und ehemaliger aktiver Amateurspieler finde ich die Rubrik Sportevent“ besonders interessant. Vielleicht könnte im Funkbriefkasten über die Geschichte des rumänischen Fu‎ßballs etwas ausgeführt werden.



Vielen Dank für Ihre Anregung, lieber Herr Pfeffer. Mit Hilfe unseres Sportevent-Redakteurs Alex Sterescu habe ich einige sehr interessante Infos über die Anfänge des rumänischen Fu‎ßballs zusammengetragen.



Generell geht man in Geschichtschroniken und in Statistiken davon aus, dass das Geburtsjahr des Fu‎ßballs in den Gebieten, die heute zu Rumänien gehören, 1888 war. Die Presse der damaligen Jahre notierte, dass man in der Umgebung der Stadt Arad im Banat den Ball geknödelt“ hätte. (Im Rumänischen sagt man umgangssprachlich heute noch den Ball schlagen“ für Kicken. Und die Österreicher verwenden das witzige Wort ballestern“ für ein unorganisiertes Amateurspiel.) Ebenfalls nach Arad, das damals — wie das gesamte Banat — zu Österreich-Ungarn gehörte, brachte ein gewisser Iuliu Weiner, der Zahnheilkunde in London studiert hatte, im Jahr 1890 einen Ball sowie die Spielregeln, die er sich auf einem Stück Papier aufgeschrieben hatte. Um das Jahr 1893 herum soll man auch in Bukarest gekickt haben, wenn auch ein unordentlich-wüstes Spiel, ohne Regeln und mit verformten, geflickten Bällen“, wie die Zeitgenossen festhielten.



In Temeswar, der grö‎ßten und stolzen Stadt im Banat, führten das Fu‎ßballspiel junge Männer ein, die in Wien oder Budapest studiert hatten. Von dort brachten sie auch die Bälle und gaben die Spielregeln mündlich weiter. Am 25. Juni 1899 spielten die Sechst- und Siebtklässler des örtlichen Piaristengymnasiums gegeneinander; in der damaligen Presse war zu lesen, dass die Schüler das moderne Ballspiel vorgeführt haben, dass man mit dem Fu‎ße betreibe“.



Und weil sich Temeswar und Arad schon damals stritten, wer die Nase vorne hat, legte auch Arad wenige Wochen später nach. Am 15. August 1899 betraten die Spieler der Arader Fu‎ßballgesellschaft“ das Feld nahe der örtlichen Waggonfabrik. Am 25. Oktober desselben Jahrs wurde ebenfalls in Arad auch das erste internationale Spiel ausgetragen. Ein örtliches Team trat gegen die Mannschaft des Budapester Polytechnikums an. Das Ergebnis wäre nach heutigen Standards eine Blamage für die Arader gewesen — die Budapester schlugen die Banater mit 10-0.



Nach Bukarest brachte den ersten richtigen Fu‎ßball im Jahre 1895 ein gewisser Mario Gabauer, der in der Schweiz studiert hatte. Die erste Mannschaft im alten Königreich Rumänien entstand um 1909, es handelt sich um den FC Olympia, die Publikation National Geographic Romania“ veröffentlichte in einem Online-Artikel auch ein Bild des Teams. Dem verlinkten Artikel ist noch zu entnehmen, dass in Bukarest schon im Jahre 1912 Fu‎ßballspielen trendy geworden war. Für Boulevardzeitungen waren die modischen Kicker ein gefundenes Fressen. So druckte etwa die Illustrierte Gazette“ am 12. Mai 1912 unter der Überschrift Was hat es mit diesen Narren auf sich?“ folgende Zeilen ab: »Bukarestern, die ihren Spaziergang auf der Promenade unternehmen, bietet sich folgendes Spektakel: Männer in knallbunten Trikots und mit entblö‎ßten Beinen rennen wie verrückt umher, hacken mit dem Fu‎ß auf einen gro‎ßen Ball ein und schreien sich aus voller Brust Worte in einem unverständlichen Kauderwelsch zu.“



Ebenfalls im Jahr 1909 fand auch der erste rumänische Pokalwettbewerb statt. Im Oktober 1909 wurde der ASAR-Cup gegründet, das Kürzel stand für Verein der Athletik-Gesellschaften Rumäniens“. Drei Mannschaften rangen damals um die Trophäe: Colentina und Olympia aus Bukarest sowie United aus der Erdölstadt Ploieşti. Den Pokal gewann der FC Olympia. In der Zwischenkriegszeit wurden auch die ersten Ligaspiele ausgetragen, die erste nationale Meisterschaft hie‎ß A-Division“ (im Sinne von Einheit, Liga) und die meistgekrönten Mannschaften waren Venus Bukarest (mit 8 Meistertiteln) und Chinezul Temeswar (sechsmal hintereinander rumänischer Meister).



Soviel für heute zum Thema Fu‎ßball. Wen das Thema anspricht, sollte aber auch nächsten Sonntag den Funkbriefkasten einschalten, denn ich habe eine weitere interessante Geschichte über die Teilnahme Rumäniens an der ersten Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay parat.




Johann Ruff (aus Mühlheim, Hessen) erkundigt sich über die Situation der Kinos in Rumänien:



Der rumänische Film feiert ja zur Zeit schöne Erfolge. Aber wie ist die Situation der Kinos in Rumänien? Wie gut werden die Kinos besucht? Gibt es auch ein Kinosterben, speziell auf dem Land?



Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Ruff. Man könnte fast sagen, mit Ihrer Frage treffen sie den Nagel auf den Kopf. Die Situation der Kinos ist nämlich alles andere als rosig.



Zunächst muss gesagt werden, dass die Erfolge der rumänischen Filmemacher ihnen selbst zu verdanken sind, denn der Staat und der offizielle Kulturbetrieb unterstützen die heimische Kinoproduktion herzlich wenig. So dass die Regisseure der etwas vereinfachend Neue Welle“ genannten Generation ihre Filme grö‎ßtenteils mit Unterstützung ausländischer Produzenten drehen konnten.



Zur Situation der Kinobesuche und der Kinosäle darf ich aus einem Artikel in der Publikation Forbes Romania“ zitieren, der sich wiederum auf Angaben des Nationalen Zentrums für Kinokunst (CNC) beruft.



Im Jahr 2012 betrug die Zahl der Kinobesucher in Rumänien 8,34 Millionen und war damit um 15,3% höher als 2011. 94% der Kinobesucher suchten private Filmtheater auf, nur 4% gingen in Kinosäle, die das staatliche Unternehmen RADEF betreibt. Die restlichen 1% der Kinogänger besuchten die wenigen Projektionsräume, die Stadtverwaltungen und Kommunalräte noch zur Verfügung stellen.



Die Zahl der Kinotheater in Rumänien liest sich geradezu dramatisch. Ein Land mit 20 Mio. Einwohnern hatte im Jahr 2012 nur 81 funktionierende Kinospielstätten, davon 41 in privater, 35 in staatlicher Hand.



Besser bestellt ist es auch nicht um die Zahl der Besucher, die sich für rumänische Filme interessieren. Nur knapp 300.000 Kinobesucher schauten sich 2012 einen heimischen Film an — das sind gerade mal 3,5% der Kinogänger insgesamt.



Man dürfte sich vielleicht auch in Deutschland über die Situation der Kinos beklagen, was Herr Ruff mit dem Kinosterben auf dem Land vermutlich andeutet. Aber selbst wenn Deutschland von der Fläche her anderthalbmal so gro‎ß und viermal so bevölkerungsreich wie Rumänien ist, kann man die Situation gar nicht vergleichen. Hier zum Vergleich die Zahlen für Deutschland (Quelle: http://de.statista.com/themen/48/kino/):



Mehr als sieben Millionen Deutsche gingen laut einer Allensbach-Umfrage im Jahr 2012 mindestens einmal im Monat ins Kino. Rund 1,65 Kinobesuche pro Einwohner wurden im gleichen Zeitraum durchschnittlich in Deutschland gezählt.



Der Anteil der Kinobesucher, die sich Filme aus deutscher Produktion angesehen haben, lag bei mehr als 18 Prozent.



Laut Filmförderungsanstalt (FFA) gibt es mehr als 1.650 Kinospielstätten in Deutschland. Die meisten Filmtheater befinden sich in den Bundesländern Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Der durchschnittliche Kinoeintrittspreis belief sich 2011 auf 7,39 Euro. Zum Vergleich: 2002 wurden im Schnitt 5,86 Euro an den Kinokassen für ein Ticket bezahlt. Insgesamt wurden 2012 bundesweit mehr als 135 Millionen Kinobesucher gezählt und bescherten den deutschen Kinos damit einen Rekordumsatz von über einer Milliarde Euro.



Wenn man diese Zahlen auf Rumäniens Bevölkerung herunterbricht (also durch vier dividiert) und sie mit der realen Situation vergleicht, sieht man sofort, wie schlecht es um die Kinos in Rumänien bestellt ist und wie gut es Deutschland eigentlich noch hat. Und damit sind wir zurück nach Rumänien gelangt. Wie es zu den vergleichsweise extrem niedrigen Zahlen kommen konnte, erahnt man, wenn man einen Artikel des Filmkritikers Laurenţiu Brătan aus dem Jahr 2007 liest. Schon damals habe sich die Katastrophe abzeichnen können, schreibt der Autor und belegt es auch mit Zahlen. Gab es im Jahr 1997 noch 432 Kinospielstätten, so waren es 2005 nur noch 85. Gingen 1997 noch knapp 9,5 Mio. Rumänen ins Kino, so waren es 2005 nur noch 2,8 Mio., die die Schwelle eines Lichtspielhauses übertraten. Im Durchschnitt entspricht das 0,41 Kinobesuchen pro Einwohner im Jahr 1997 und 0,13 im Jahr 2005. Damit war Rumänien im besagten Jahr absolutes Schlusslicht in Europa.



Diese Entwicklung erklärt der Autor einerseits mit dem Boom der privaten TV-Landschaft und den gesellschaftlichen Veränderungen; andererseits seien aber auch die Filmvertriebsfirmen und Kinobetreiber nicht ganz schuldlos an der Situation. Unabhängige Kinos können in der Regel ohne staatliche Hilfe nicht überleben. Der Staat habe aber die finanzielle Unterstützung komplett gekappt, so dass 80% der Kinosäle schlie‎ßen mussten. In Gro‎ßstädten haben die grö‎ßeren ehemals staatlichen Kinos private Multiplex-Betreiber übernommen, in Kleinstädten wurden sie hingegen ganz geschlossen, da die Errichtung von Multiplex-Tempeln dort unrentabel gewesen wäre. Und dem Autor zufolge habe es zum Zeitpunkt mehrere Landkreise gegeben, in denen es überhaupt kein Kino mehr gab. Kein Investor interessierte sich für heruntergekommene Kinospielstätten, die Kosten für eine Instandsetzung wären enorm gewesen. Es liegt auf der Hand, dass die privaten Multiplex-Betreiber kaum etwas anderes ins Programm aufnehmen als kommerzielle Filme. Im Jahr 2007, als der Autor seinen Artikel schrieb, beklagte er zum Schluss, dass es beispielsweise in Bukarest nur noch zwei sogenannte Arthouse-Kinos gab. Es handelt sich dabei um die sogenannte Cinemateca“ mit ihren zwei Sälen, die nicht einmal eine eigene Webseite hat bzw. sich vermutlich keine leisten kann.



Sechs Jahre später, wir schreiben 2013, gibt es bestenfalls drei etwas muffige Kinos, in denen man auch etwas anderes als Action, Comedy oder Hollywood-Schinken sehen kann. Hinzuzuzählen wäre auch noch der Kinosaal des französischen Kulturinstituts in Bukarest, der den Namen der französisch-rumänischen Schauspielerin Elvire Popesco trägt. In einer Stadt mit 2 Mio. Einwohnern also insgesamt nur vier Orte, an denen man auch anspruchsvollere Kunstfilme sehen kann.



Zeit für die Eingangsliste. Postbriefe habe ich diese Woche keine erhalten bzw. schwirren sie noch in unseren Zwischenablagen herum, sollten doch welche eingetroffen sein.



E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Samstagnachmittag von:



Rukhba Ram Kaga, Bimlendu Vikl und Vaidhr Ajbhawan (alle drei aus Indien und mit der Auflösung des aktuellen Hörerquiz) sowie Christoph Preutenborbeck, Anna Seiser, Klaus Köhler, Siegbert Gerhard und Herbert Jörger (alle aus Deutschland).



Im Online-Formular lie‎ßen uns ihre Empfangsbeobachtungen Hans Gosdschan (aus Deutschland) sowie Paul Gager und Georg Weinberger (beide aus Österreich) zukommen.



Audiobeitrag hören:



Hörerpostsendung 25.02.2024
Funkbriefkasten Sonntag, 25 Februar 2024

Hörerpostsendung 25.02.2024

  RadioRomaniaInternational · Funkbriefkasten 25.02.2024 Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI! Auch heute begrüßt...

Hörerpostsendung 25.02.2024
Hörerpostsendung 18.02.2024
Funkbriefkasten Sonntag, 18 Februar 2024

Hörerpostsendung 18.02.2024

  RadioRomaniaInternational · Funkbriefkasten 18.02.2024 Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI! Im Studio begrüßt...

Hörerpostsendung 18.02.2024
Hörerpostsendung 11.02.2024
Funkbriefkasten Sonntag, 11 Februar 2024

Hörerpostsendung 11.02.2024

  RadioRomaniaInternational · Funkbriefkasten 11.02.2024 Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI, auch heute begrüßt Sie S.G. an...

Hörerpostsendung 11.02.2024
Hörerpostsendung 04.02.2024
Funkbriefkasten Sonntag, 04 Februar 2024

Hörerpostsendung 04.02.2024

  RadioRomaniaInternational · Funkbriefkasten 04.02.2024 Liebe Hörerfreunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI! In den...

Hörerpostsendung 04.02.2024
Funkbriefkasten Sonntag, 17 November 2013

Hörerpostsendung 17.11.2013

Heute mit Zuschriften zum Hörertag 2013 von Joachim Verhees, John Nooijen, Renate und Günter Traunfellner, Ronny Weiner, Tim Rauhut, Werner...

Hörerpostsendung 17.11.2013
Funkbriefkasten Sonntag, 10 November 2013

Hörerpostsendung 10.11.2013

Heute mit den Beiträgen zum Hörertag 2013 von Gérard Koopal, Hans-Martin Friedrich, Herbert Jörger, Klaus Pfahl und Niki Paul...

Hörerpostsendung 10.11.2013
Funkbriefkasten Sonntag, 27 Oktober 2013

Hörerpostsendung 27.10.2013

Heute sprechen wir mit Irina Adamescu, unter anderem, über die Heilige Parascheva und über...

Hörerpostsendung 27.10.2013
Funkbriefkasten Sonntag, 20 Oktober 2013

Hörerpostsendung 20.10.2013

Heute mit Zuschriften zum Thema Roşia Montană von unseren Hörern Lutz Winkler, Jörg-Clemens Hoffmann, Martin Brosche und Wolfgang...

Hörerpostsendung 20.10.2013

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company