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Hörerpostsendung vom 19.05.2013

Hier können Sie die Hörerpostsendung des jeweils vergangenen Sonntags nachlesen bzw. nachhören. Heute mit Zuschriften von Fritz Andorf, Hartmut Müller u.a.m.

Hörerpostsendung vom 19.05.2013
Hörerpostsendung vom 19.05.2013

, 20.05.2013, 12:41

Heute möchte ich mit einem kleinen Hinweis beginnen, den uns unser Stammhörer und Radiokurier-Redakteur Hendrik Leuker (aus Bamberg) freundlicherweise zukommen lie‎ß:



Der ADDX-RADIO-KURIER, in unserer Redaktion auch als gelbes Heft“ bekannt, berichtet in der Juni-Ausgabe (auf S.5) kurz über unseren Hörerquiz Radio Rumänien wird 85“. Garniert wird der Artikel mit einem Foto vom Funkhaus in Bukarest, das Herr Leuker bei seinem Besuch im Mai 2012 schoss.



Vielen Dank für den Hinweis, lieber Herr Leuker.



Da schon die Rede von Jubiläum und Hörerquiz ist: Im entsprechenden Abschnitt auf unserer Homepage ist auch eine interessante Bildstrecke mit historischen Fotos zu sehen, die die Anfänge des Rumänischen Rundfunks dokumentiert. Darauf sind u.a. das erste Rundfunkgebäude, der Sender und die Antenne im Bukarester Vorort Băneasa, Sprecherinnen und Sprecher aus den Anfangsjahren und den Dekaden danach und Mitglieder des Rundfunkorchesters abgebildet, aber auch geschichtsträchtige Momente.



Vergangenen Sonntag habe ich (im Funkbriefkasten vom 12.05.2013) über die unselige Geburtenpolitik zu Ceauşescus Zeiten und ihre Folgen gesprochen und damit Fragen von unseren Hörern Klaus Karusseit (Schweden) und Klaus Köhler (Deutschland) beantwortet. Bald darauf meldete sich unser Stammhörer Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) per E-Mail mit folgenden Zeilen zum Thema:



Im Funkbriefkasten wurde wieder einmal auf die Situation unter der Ceauşescu-Diktatur eingegangen, und ich bin jedes Mal erschüttert, wenn ich höre, was diesem Despoten so alles eingefallen ist, um sein Volk zu drangsalieren. Diesmal ging es um das Abtreibungs- und Kondomverbot, was viele Frauen in die Illegalität trieb und sicher bei vielen bleibende körperliche Schäden verursachte.“



Vielen Dank für Ihr Feedback, lieber Herr Andorf. Eine kurze Zusammenfassung für Hörer, die die Sendung vergangenen Sonntag vielleicht verpasst haben: In der Zeit 1967-1989, als Abtreibungen in Rumänien verboten waren und der Zugang zu Verhütungsmitteln erschwert wurde bzw. selbst Kondome Mangelware waren, starben an den Folgen illegaler Abtreibungen schätzungsweise 9.500 Frauen. Die Dunkelziffer dürfte aber viel höher sein, denn in den ärztlichen Registern stand aufgrund einer Parteiweisung oft nur die halbe Wahrheit. So wurden als Todesursache nicht selten nur Nierenblockade“ oder Blutvergiftung“ erwähnt. Grund für diese menschenverachtende Geburtenpolitik war die Wahnvorstellung des Regimes, Rumänien bis im Jahr 2000 eine Bevölkerung von 30 Mio. Einwohnern zu bescheren.



Ausgang meiner Ausführungen waren die von Herrn Köhler gelesenen Zeilen über Rumänien in einem Buch namens Doktor Oldales geographisches Lexikon“. Letzten Sonntag hatte ich versprochen, auf ein Fragment zurückzukommen und über die Versorgungskrise in den 1980er Jahren zu sprechen. Der Weltenbummler John Oldale schrieb im genannten Buch:



»Als Rumäniens kommunistischer Machthaber Nicolae Ceauşescu in der Revolution von 1989 erschossen wurde, hatte er wahrscheinlich keine Ahnung, wie schlimm es um sein Land stand. Zu verdanken hatte er dies dem Eifer seiner Apparatschiks. Demnach hielt sich der Staat eine Herde wohlgenährter Kühe, die auf jeder Farm, die Ceauşescu besuchte, zur Schau gestellt wurde. Jeder Laden, den er betrat, war zuvor mit ‚Lebensmitteln‘ bestückt worden, die sich oftmals als Styropor-Attrappen erwiesen.«



Nun, die Legende, Ceauşescu sei der wahren Situation seines Landes unkundig gewesen, hat der Autor vermutlich in Rumänien aufgeschnappt und einfach nur kolportiert. Es wurde in den Spätachtzigern oft behauptet, der Diktator werde von eifrigen Parteikadern abgeschirmt und habe daher keine Ahnung von der Realität, au‎ßerdem habe man die Misere ja grö‎ßtenteils seiner Frau Elena zu verdanken“, die sich tatsächlich immer öfter in die Politik einmischte und öffentlich Auftrat. Es ist schwer zu sagen, ob das wahr ist, ich halte es aber für übertrieben und womöglich wurden diese Gerüchte ja vom Regime selbst verbreitet.



Ebenfalls in den 1980er Jahren setzte auch die Versorgungskrise ein. Allmählich verschwanden Grundnahrungsmittel wie Brot, Käse, Milch, Eier und Fleisch aus den Läden oder sie wurden rationiert. Selbst elementare Hygieneartikel wie Toilettenpapier oder Watte waren Mangelware. Schlangestehen zu jeder Tageszeit, um vielleicht etwas zu ergattern, war eine triste Alltagserscheinung. Die Menschen stellten sich oft nur an, weil sie eine Schlange sahen, und fragten erst danach, was es dort zu kaufen gebe. Der Ausdruck was gibt’s hier“ wurde fast nur noch in dieser Bedeutung verwendet. Oft stellten sich ältere Menschen schon nachts vor einem Geschäft an, nur weil zuvor im Stadtviertel Gerüchte kursiert hatten, am nächsten Morgen würde eine Lieferung ankommen. Und weil Rentner — auch für Schlangestehen — eben mehr Zeit hatten, führte das im Volksmund zum zynischen Spruch: Wer keine Rentner in der Familie hat, sollte sich welche kaufen.“



Begründet wurde die Versorgungskrise mit dem Plan, Rumäniens Auslandsschulden bezahlen zu wollen oder zu müssen, daher wurde alles, was noch exportfähig war, exportiert und Importe selbst aus den sozialistischen Bruderländern“ aufs Minimum beschränkt.



Dass jeder Laden, den Ceauşescu betrat, zuvor mit Lebensmitteln bestückt wurde, stimmt, ich habe das 1984-85 als 13- oder 14-jähriger Junge zufällig als Passant miterlebt bzw. gesehen, wie nach einem solch inszenierten Besuch, immer mit TV-Kameras dabei, riesige Käse-Rollen aus dem Laden herausgebracht, in Lieferwagen gepackt und weggefahren wurden, um womöglich in anderen Läden für eine weitere Ceauşescu-Inspektion zur Schau gestellt zu werden. Ob auch Styropor-Attrappen zur Kulisse gehörten, wei‎ß ich nicht, bei Arbeitsbesuchen auf dem Land sollen aber Bäume, die den Weg der Staatskolonne säumten, mit Obst behängt worden sein, um blühende Landschaften vorzutäuschen.




Für Geschichte-Interessierte, die sich auch mit Geduld wappnen können, habe ich einen Filmtipp. Im Jahr 2010 stellte der rumänische Regisseur Andrei Ujică seinen dreistündigen Dokumentarfilm Die Autobiographie des Nicolae Ceauşescu“ in Cannes vor. Der in 1951 in Rumänien geborene und seit 1981 in Deutschland lebende Regisseur und Hochschulprofessor hat dabei keinen Meter Film selbst gedreht. Sämtliches Filmmaterial stammt aus den staatlichen Fernseh- und Filmarchiven Rumäniens und ist mit einigen Privataufnahmen der Ceauşescus garniert. Es gibt keine erklärenden Titel zu den Bildern, keinen gesprochenen Kommentar, der die historischen Zusammenhänge erläutern würde, Ceauşescu inszeniert sich selbst in den 180 Minuten Propagandamaterial aus 25 Jahren, ob bei Staatsbesuchen in China oder Nordkorea, ob bei seiner Rede gegen den Einmarsch der sowjetischen Truppen in die Tschechoslowakei 1968, ob bei Sitzungen des Politbüros oder bei Privatmomenten im Urlaub oder auf der Jagd.



Verena Lueken schrieb in einer ausgezeichneten Rezension in der FAZ:



Mit den Bildern jenes Tages, den Bildern eines Gestürzten, der nicht wahrhaben will, dass seine Zeit vorbei ist, der seine Verbrechen leugnet und stur auf formalen Abläufen besteht, die er selbst einmal bestimmt hat, beginnt und endet dieser bemerkenswerte Film. Keine Dokumentation, kein Spielfilm in dem Sinne, dass Schauspieler aufträten, au‎ßer dem gro‎ßen Diktator selbst. Nach eineinhalb Stunden möchte man ihn erschie‎ßen, um den Jubel und das Klatschen der Völker, vor die er tritt, abzuschalten; die Ovationen des eigenen Volkes, das, wie es scheint, vollständig zu seinen Reden erschien; die der Chinesen, die für ihn singen und tanzen und klatschen und kreischen wie auch die Nordkoreaner, die einen mit Blüten in den Händen, die anderen mit Schirmen, und immer eine Menge Krach veranstaltend. […] Vor allem aber wird gelogen, drei Stunden lang, und das Wunder dieses Films, der ja nichts anderes zeigt und sagt, ist, dass wir das in den Lügen erkennen.“



Kommen wir wieder in die Gegenwart zurück.


Hartmut Müller (aus Brandenburg an der Havel) findet unsere Programme ausgewogen und weitgefächert und erinnert sich an die Zeit, als er mit DX-ing als Hobby begann:



Hallo liebe Freunde von RRI,


ich würde es sehr begrü‎ßen, wenn die Auslandsdienste weiter auf KW bleiben würden. Für mich hängen doch einige Erinnerungen, gerade als Jugendicher, daran. Im Jahre 1974 (ich war 14) war meine erste bestätigte Station Radio Schweden, gefolgt von HCJB, RCI u.a.m. Es bereitete mir sehr viel Spa‎ß, meistens abends, am Radio zu sitzen und auf Sendersuche zu gehen. In der DDR gab es kein Informationsmaterial über ausländische Sender. Im Alter von 17 Jahren hatte ich dann die Staatssicherheit vor der Tür. Da war dann Schluss mit DX-ing, jedenfalls Richtung Westen. Nach dem Mauerfall ging es aber langsam wieder los. Schade, dass nun die Sender von damals auf KW gar nicht mehr präsent sind oder sich langsam von dort verabschieden. Eigentlich doch schon traurig, aber so ist nun mal der Lauf der Zeit.



Bedanken möchte ich mich für Eure informativen und weitgefächerten Beiträge. Es wird alles sehr offen dargelegt, wie z.B. die Probleme mit dem Schengen-Beitritt oder die Bereitstellung von EU-Krediten zur Ankurbelung der Wirtschaft. Aber auch kulturelle, nationale oder allgemein wissenswerte Themen wie z.B. der Film Die Stellung des Kindes“, der Beitrag über das erste Roma-Museum und auch Schnaps-Brennen aus selbstgeernteten Früchten werden sehr ausreichend beleuchtet. Prima!“



Vielen Dank für Ihre freundlichen Zeilen, lieber Herr Müller. Wir hoffen auch, zumindest noch einige Zeit auf der Kurzwelle bleiben zu können.



Zeit für die Posteingangsliste. Herkömmliche Briefe erhielten wir von:



Günter Hornfeck (Bergheim, NRW), Gerolf Tschirner (Landshut, Bayern), Johann Ruff (Mühlheim, Hessen), Helmut Kiederer (Heilbronn, Baden-Württemberg), Josef Kastner (Ingolstadt, Bayern), Detlef Jurk (Berlin), G. Günther (Eisenach, Thüringen), Thomas Jeske (Gelsenkirchen, NRW), Uwe Dittrich (der auf der ostfriesischen Insel Norderney zuhause ist) und Hugo Fitting (Göppingen, Baden-Württemberg).



Paul Gager (Österreich) schickte nebst seinem Empfangsbericht einen Zeitungsausschnitt mit einem interessanten Interview mit dem Sozialpädagogen Norbert Ceipek. Dieser leitet die Wiener Drehscheibe“, eine Einrichtung, die unbegleitete Minderjährige aus dem Ausland versorgt. Ceipek bekämpfe deren Ausbeutung durch Roma-Clanchefs aus Rumänien und Bulgarien und sorge sich um afghanische Kinder, sagte er im Interview.








Au‎ßerdem legte Herr Gager ein Foto vom 1. April mit einer verschneiten Landschaft und folgenden Worten auf der Rückseite bei: 1. April 2013, Ostösterreich. Kein April-Scherz! Schnee soweit das Auge reicht.“

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Bild zum Vergrö‎ßern anklicken




Ingmar Larsson schickte uns einen Empfangsbericht aus Södertälje in Schweden zu.



Das waren alles Briefe, die noch Ende März bis Mitte April abgeschickt wurden. Einen weiteren Stapel Mai-Briefe hebe ich mir für nächsten Sonntag auf.



E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Samstagabend von:



Franz Reich und Georg Pleschberger (beide aus Österreich), Klaus Karusseit (aus Schweden) sowie von Heinz-Günter Hessenbruch, Christoph Preutenborbeck, Anna Seiser, Fritz Andorf, Johannes Wenzel, Herbert Jörger, Udo Scherbaum, Michael Lindner, Hans-Joachim Pellin, Martina Pohl, Ralf Urbanczyk, Lutz Winkler und Hendrik Leuker (alle aus Deutschland).



Unser Internet-Formular benutzten Paul Gager (A), Péter Lakati (HU) sowie Klaus Nindel, Hans Gosdschan und Hendrik Leuker (alle aus D).



Audiobeitrag hören:




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