Die in Rumänien vorhandene Onshore-Windkapazität könnte doppelt so viel Strom erzeugen wie derzeit verbraucht wird. Selbst unter bestehenden räumlichen Beschränkungen und mit einem Ansatz, der auf die Optimierung der finanziellen Effizienz von Projekten ausgerichtet ist, könne Rumänien allein durch die Nutzung des Potenzials in fünf Landeskreisen rund 123 TWh erzeugen. Diese Daten sind in einer aktuellen Studie enthalten, die sich die Expertin Ioana Csatlos angeschaut hat – die Geschäftsführerin der auf Stadterneuerung, Energieeffizienz und grüne Architektur spezialisierten NRO EfdeN findet, dass der Energiemix für die Stromerzeugung in Rumänien recht ausgewogen aussieht: 32 % werden aus Wasserkraft gewonnen, gefolgt von Kernkraft (20 %), Gas (17 %), Kohle (15 %), Windkraft (13 %), Solarenergie (2 %) und Biomasse (1 %). Diese von Transelectrica vorgelegten amtlichen Daten zeigen, dass der Anteil der fossilen Brennstoffe an der Stromerzeugung immer noch recht hoch ist: Kohle- und Gaskraftwerke machen insgesamt etwa 32 % aus. Allerdings ist auch ein recht hoher Anteil an Strom aus Windkraft zu verzeichnen. Dies ist auf die bestehenden Windkraftkapazitäten Rumäniens und die rumänischen Ziele für die Stromerzeugung aus Windkraft von 54 % im Jahr 2030 zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll zu fragen, inwieweit wir die Windenergieerzeugung noch steigern können und wo diese Ressourcen liegen. Eine vom Austrian Institute of Technology (AIT) im Oktober 2023 veröffentlichte Studie zeigt genau auf, wo die Aufstellung von Windturbinen nicht nur die Nutzung eines beträchtlichen Energiepotenzials ermöglichen würde, sondern auch räumliche Beschränkungen (wie Naturschutzgebiete, bebaute Umgebungen, Netzanschlusspunkte usw.) berücksichtigen würde, sagt Ioana Csatlos: „Die Diskussion dreht sich darum, wie wir das machen, wie wir Energie erzeugen, ohne der Umwelt zu schaden. Erstens geht es um einen berechenbaren und transparenten Rechtsrahmen, der Investitionen anziehen kann. Er würde eine wichtige Rolle bei der Entscheidung spielen, in Rumänien in solche Projekte zu investieren. Zweitens darf der Schutz der biologischen Vielfalt nicht vernachlässigt werden. Die Einbeziehung von Experten muss sicherstellen, dass wir diese negativen Auswirkungen auf die Natur minimieren, zum Beispiel hinsichtlich Vogelzugkorridore. Drittens ist die Einbeziehung der einzelnen Gemeinden sehr wichtig, denn hier können wir über die Belastung dieser Projekte sprechen, vielleicht auch über die visuelle Belastung. Je mehr die Gemeinde am Projekt einen direkten Nutzen hat, beiderseits wirtschaftlich und sozial, desto stärker würde sie sich engagieren. Dann würden die Menschen besser verstehen, worum es geht. Und um Entscheidungen zu treffen, die von der Mehrheit mitgetragen werden, müssen natürlich alle Beteiligten einbezogen werden und sie müssem sowohl die Zwänge als auch die Vorteile verstehen. Wenn wir uns an einen Tisch setzen, können wir meiner Meinung nach Lösungen für den langfristigen Einsatz moderner Technologien finden, ohne die Zukunft der Generationen zu beeinträchtigen. Schließlich geht es hier um Nachhaltigkeit.“
Das Windpotenzial hat zwei wichtige technische Aspekte: erstens wie viel Wind weht und zweitens wie viele Betriebsstunden für Energieerzeugung es in einem Jahr gibt – im Fachjargon also die Volllaststunden. Auf der Grundlage dieser und vieler anderer Indikatoren hat das Austrian Institute of Technology fünf rumänische Landeskreise ermittelt, die ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung von Projekten dieser Art aufweisen. Selbst im pessimistischsten Szenario ist das Produktionspotenzial hier doppelt so hoch wie der heutige Stromverbrauch von ganz Rumänien. Dies zeigt, dass wir über die Nutzung des Onshore-Windpotenzials in einer Weise sprechen können, die alle wichtigen Aspekte (Vogelzugrouten, Naturschutzgebiete, landwirtschaftliche Regeneration) berücksichtigt und dennoch eine erhebliche Steigerung der Erzeugung ermöglicht. Außerdem, so Ioana Csatlos, zeigen Preissimulationen, dass die Priorisierung und Nutzung des Windkraftpotenzials den erzeugten Strommix billiger macht. Wohlgemerkt – alle Berechnungen beziehen sich auf Onshore-Windkraft, ohne das Offshore-Potenzial im Schwarzen Meer zu berücksichtigen. Kürzlich hat die Regierung in Bukarest aber einen weiteren wichtigen Schritt zur Förderung erneuerbarer Energien unternommen, indem sie den Gesetzesentwurf zur Offshore-Windenergie angenommen hat, der jetzt ins Parlament geht. Dies stellt auch eine Verpflichtung im Rahmen des Nationalen Plans für Wiederaufbau und Resilienz dar. Das Energieministerium spricht davon, dass laut Daten der WeltbankRumänien über ein Offshore-Windpotenzial von 76 GW installierter Kapazität verfügt. Mit diesem Projekt macht Rumänien Fortschritte bei der Verwirklichung seiner Ziele in Bezug auf die Energiewende und die Dekarbonisierung sowie bei der Konsolidierung seines Status als regionaler Marktführer im Energiesektor. Wir sprechen hier von Investitionen in Milliardenhöhe“, so neulich Energieminister Sebastian Burduja. Er sagte, dass rumänische Fachleute sich bei der Ausarbeitung des Gesetzes mit dem US-Außenministerium und europäischen Ländern wie den Niederlanden beraten hätten.