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Vogelschutz in Rumänien: Reiche Avifauna, mangelhaftes Jagdgesetz

In Rumänien leben mehr als 400 Vogelarten. Dennoch sind manche Arten gefährdet – Grund dafür ist u.a. ein von Ornithologen kritisiertes Jagdgesetz, das nun dem Parlament zur Überarbeitung zurückgeschickt wurde.

Vogelschutz in Rumänien: Reiche Avifauna, mangelhaftes Jagdgesetz
Vogelschutz in Rumänien: Reiche Avifauna, mangelhaftes Jagdgesetz

, 24.04.2015, 20:03

In Rumänien leben mehr als 400 Vogelarten. Es handelt sich dabei um unterschiedliche Kategorien von Vögeln: Manche leben hier permanent, andere kommen hier für die Brutzeit, manche verbringen in Rumänien den Winter und andere fliegen nur durch während der Herbst- und Frühlingsmigration. Über 80% dieser Vögel leben im Donaudelta, viele sind Wandervögel. Ein paar Vögel, die in der Vergangenheit auch in Rumänien lebten, gibt es nicht mehr hier, so zum Beispiel den Bartgeier, der früher Herr der Karpaten war. Auch die Gro‎ßtrappe lebte frei in der Bărăgan-Ebene oder in der Dobrudscha-Steppe. Rumänien verfügt aber nach wie vor über viele Vogelarten. Ovidiu Bufnilă, PR-Verantwortlicher bei der Rumänischen Ornithologen-Gesellschaft berichtet:



Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Lage in Rumänien in puncto Avifauna sehr gut. Eine Vogelart, die vielleicht jeder kennt, ist der Kranich. Es gab eine Zeit, in der die Kraniche nicht mehr nach Rumänien gekommen sind. Dieses Jahr können wir aber sagen, dass Rumänien wieder für diesen Vogel wichtig wurde. Man hat viele Kraniche gesehen. 73 Stück ist eine gro‎ße Zahl, früher war das normal. In die Dobrudscha sind jetzt viele Kraniche gekommen, sie ruhen sich am Ufer der Seen aus, ernähren sich und fliegen dann weiter nach Schweden, nach Nordeuropa. Es gibt aber auch Vögel, die in Westeuropa verschwinden. Zum Beispiel der Haussperling. In London gibt es nur drei Orte, wo man diese Vogelart noch sehen kann. Wegen der Entwicklung dieser Stadt sind die Sperlinge verschwunden. Man veranstaltet sogar geführte Touren mit Reiseleitern für diejenigen, die die Haussperlinge sehen möchten. Wenn wir über für Rumänien typische Vögel sprechen, würde ich den Steinadler nennen. Er erscheint auch auf dem rumänischen Wappen. Er ist auch der aggressivste Tages-Raubvogel Europas. Er jagt sogar kleine Rehe oder kleine Gämsen. Weil jetzt der Frühling gekommen ist, werden wir uns über die Ankunft der Bienenfresser erfreuen. Diese sind schön bunt, grün, rot, gelb und blau.“




Das Schwinden der Vogel-Habitate oder deren Verschlechterung stellt eine Bedrohung für die Wildvögel in der ganzen Welt dar. Zudem kann die Jagd zum Aussterben von Arten führen, wenn man bestimmte Regeln nicht einhält. Vor zwei Monaten hat die Abgeordnetenkammer einen Gesetzentwurf für die Abänderung des Jagd-Gesetzes gebilligt. Mit diesen Änderungen sind die Ornithologen jedoch nicht zufrieden, weil man die Jagd auf privaten Grundstücken ohne die Genehmigung des Eigentümers erlauben würde. Zudem wurde die Jagdzeit für manche Vogelart um bis zu drei Monaten verlängert. Der Ornithologe Ovidiu Bufnilă dazu:



Es gibt Vogelarten, die man jagt. Was wir angefochten haben, ist die Bestimmung, laut der die Jagdzeit für 5 Vogelarten verlängert wurde. Unter diesen 5 Arten ist auch die Wildgans, die für den Winter nach Rumänien kommt. EU-weit gibt es eine bestimmte Jagdzeit. Nachher beginnen sich die Gans-Paare zu bilden und europaweit ist die Jagd verboten. Man muss sie in Ruhe lassen.“




Die Ornithologen beanstanden auch die zu gro‎ßen festgelegten Jagd-Kontingente:



Ich gebe Ihnen ein Beispiel: die Saatgans. In Rumänien leben 10 bis 100 Stück. Das zugelassene Jagd-Kontingent für diese Art liegt bei 27.000. Das bedeutet, dass sie als Deckmantel benutzt wird. Wenn die Jagd-Saison für die Sommer-Gans oder für andere Gans-Arten zu Ende geht, wird die Jagd-Saison für die Saatgans verlängert. Die Jäger können jedwede andere Gans-Art jagen und dann sagen, dass sie Saatgänse gejagt haben. Diese Art könnte in Rumänien aussterben. Wenn wir noch 100 Saatgänse haben und die Jagd-Saison verlängert wird, können Sie sich vorstellen, was passieren wird.“




In den Frühlingsmonaten kommen nach Rumänien auch die Singvögel. Die Wacholderdrossel kommt Anfang März und singt insbesondere am Abend. Aus Südafrika kommt die Nachtigall. Die Lerche ist der kleinste Vogel, der für Jäger interessant ist, sie singt morgens auf Feldern. Die Singvögel haben auch unter dem neuen Gesetz zu leiden, weil die Nachtigall-Jagd erlaubt ist. Rumänien ist eines der letzten EU- Länder, die das noch erlauben, meint Ovidiu Bufnilă:



Ich habe gemerkt, dass in letzter Zeit der Jagd-Tourismus zunimmt. Es gibt Firmen, die den Jägern versprechen, ihnen alles zur Verfügung zu stellen. Italienische und Libanesische Touristen jagen im Winter Gänse und Enten in Sümpfen und entlang der Donau. Die Nachtigall wird im Herbst gejagt. Rumänen jagen kaum Nachtigallen, aber für die Italiener ist dieser Vogel eine Delikatesse geworden. Für die berühmte Nachtigallzungen-Pastete müssen sie Hunderte, Tausende oder Zehntausende Vögel erschie‎ßen, diesen die Zunge rausrei‎ßen, um daraus die Pastete zuzubereiten. Wir verlieren die Singvögel wegen der ausländischen Jäger.“




Das neue Jagd-Gesetz wurde dem Parlament zurückgeschickt, nachdem eine Koalition, gebildet aus 16 Nichtregierungsorganisationen, darunter auch die Rumänische Ornithologen-Gesellschaft, den rumänischen Staatschef Klaus Iohannis aufgefordert haben, ein solches Gesetz nicht zu unterschreiben.

Foto: Scott Goodwill / unsplash.com
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