Terra XXI – Das Öko-Programm
Mit dem Clean Waters-Programms will die rumänische Umweltorganisation Mai Mult Verde die Kunststoffe in der Donau reduzieren.
Eugen Coroianu, 29.05.2021, 21:48
Die Donau durchfließt zehn Länder (Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, die Republik Moldua und die Ukraine), bevor der Fluss durch das wunderschöne und einzigartige Donaudelta ins Schwarze Meer mündet. Das Clean Waters-Programm geht von den Einschätzungen der Umweltschützer aus, dass wir bis 2050 mehr Kunststoff in den Gewässern des Planeten haben werden als Fische, wenn wir nicht sofort handeln. Schätzungen der Verwaltung des Biosphärenreservats Donaudelta sprechen von mehr als 1500 Tonnen Kunststoff, die jährlich in den Fluss gelangen. Bis zur Donau und entlang ihr werden in Flüssen und Seen riesige Mengen an Kunststoff gesammelt, was die aquatische Artenvielfalt zerstört, die Wasserqualität drastisch verschlechtert und der Landschaft schadet. Doch egal wie hässlich die Müllberge auch aussehen mögen, sie sind das geringste Problem. Das in Rumänien umgesetzte Clean Waters Programm zielt sowohl auf die Abfallreinigung, als auch auf Maßnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung zukünftiger Verschmutzungen ab. Um einen Fluss von etwa 4 Tonnen Abfall je Tag zu reinigen, sind umfangreiche und langfristige Maßnahmen im gesamten Donauraum und seinen Nebenflüssen, sowohl in Rumänien als auch in den Anrainerstaaten, erforderlich. Was die zumeist jungen Menschen vom Verein Mai Mult Verde, bisher geleistet haben, sagt Kommunikationsdirektorin Oana Șerban:
Wir haben mit Säuberungsaktionen begonnen, wir haben eine Müllsammel-Infrastruktur entwickelt und aufgebaut. Wir haben an der Donau Behälter für die Mülltrennung samt Informationstafeln aufgestellt. Im Jahr 2020 haben wir zum Beispiel fast 40 Tonnen Kunststoff eingesammelt und dadurch praktisch verhindert, dass es in den Fluss gelangt. Wir haben erstmals in Rumänien dafür neue Technologie eingesetzt: zum Beispiel Drohne, eine schwimmende Barriere, die schon seit fast einem Jahr auf dem Jiu-Fluss im Einsatz ist und die wir auch auf anderen Flüssen einsetzen wollen, ein Netz, das Müll auffängt. Zusätzlich ist die Aufklärung von großer Bedeutung. Die Menschen müssen verstehen, warum es wichtig ist, Abfall nicht wegzuwerfen, warum sie ihn getrennt sammeln sollten und auch, welche Alternativen es zu Einwegplastik gibt. Denn auch das ist ein großes Problem, weil wir am Ende viel Kunststoff-Besteck, -Teller, -Tassen verbrauchen. Diese liegen fast überall herum. Ich meine neben Wasser- und Saftflaschen aus Kunststoff gibt es auch solchen Müll. Darum haben wir, in den am Programm teilnehmenden Städten Plakate aufgestellt, die vor der Kunsstoffverschmutzung der Gewässer warnen.
Darüber hinaus versuchen die Aktivisten des Vereins Mai Mult Verde Partnerschaften zwischen Nichtregierungsorganisationen, staatlicher Verwaltung, der Wirtschaft und natürlich den lokalen Gemeinden auf die Beine zu stellen. Seit seiner Gründung im Jahr 2008 hat der Verein, nach eigenen Angaben, das Bewusstsein für die Umweltverantwortung und die Bedeutung der Freiwilligenarbeit in Rumänien geschärft. Durch Bildungsprojekte und Kampagnen, wie Es gibt ein Leben nach dem Sammeln oder Abfall ist kein Müll, haben Freiwillige mehr als 350 Tonnen Plastik aus Wäldern, Flussbetten und von Touristenpfaden eingesammelt. Ergänzend wurden Advocacy-Aktivitäten zwecks Verbesserung der öffentlichen Politik in diesem Bereich durchgeführt. Oana Șerban findet, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden in denen Umweltprogramme umgesetzt werden, ist essenziell.
Wir gehen nicht in diese Städte mit vorgefertigten Lösungen, sondern wir arbeiten mit den Einwohnern zusammen. Es ist uns gelungen, in 10 Städten lokale Initiativgruppen zur Bewusstseinsbildung zu gründen. Nach zwei Jahren haben die Gruppen ein umfassendes Umweltwissen erlangt. Sie lernten, wie sie ihre Mitmenschen zum Handeln mobilisieren können. Einige haben sich bereits mit den zuständigen Behörden in Verbindung gesetzt, es gab verschiedene Aktionen und Advocacy-Kampagnen. Die Freiwilligen haben wohlverstanden, dass sie Druck auf die Behörden ausüben müssen, um ihre Probleme zu lösen. Die Rolle dieser Menschen ist also extrem wichtig. Wir verlassen uns auf sie!
Wir sprachen mit der Kommunikationsdirektorin des Vereins Mai Mult Verde Oana Șerban.