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Störe in der Donau und im Schwarzen Meer: Artenschutz nur mühsam zu gewährleisten

Mehr als 120 Fachleute aus 22 Ländern, die 59 europäische Institutionen und Foren vertreten, nahmen in Galaţi (in Ostrumänien) an der internationalen Konferenz Conservation of Danube Sturgeons – a challenge or a burden?“ teil.

Störe in der Donau und im Schwarzen Meer: Artenschutz nur mühsam zu gewährleisten
Störe in der Donau und im Schwarzen Meer: Artenschutz nur mühsam zu gewährleisten

, 13.12.2019, 17:30

Seit langem sind Störe für die Wirtschaft Rumäniens und Bulgariens von grö‎ßter Bedeutung, und der Störfang hat die Entwicklung der lokalen Gemeinschaften erheblich unterstützt. Es gibt auch viele historische Dokumente über die Störfischerei an der Donau, wie Tudor Ionescu, Direktor des Zentrums für Forschung und Entwicklung für Störe, Wasserlebensräume und Artenvielfalt in Galaţi, erzählt.



Der osmanische Historiker Evliya Çelebi reiste im 17. Jh. nach Silistra (heute eine Stadt in Bulgarien) und erinnert sich später, dass damals 80 gro‎ße Hausen an einem Tag gefangen und nach Istanbul, nach Konstantinopel, gebracht wurden. Der italienische Mönch Niccolò Barsi schildert über die Stadt Galaţi, dass es ein sehr schöner Ort am Ufer der Donau war, wo es reichlich Beluga-Störe, Kaviar oder Karpfen gab. Händler kamen aus Konstantinopel und ganz Europa mit Seide und gingen mit Kaviar fort. Es gibt viele Geschichten. Ende des 19. Jahrhunderts, in den 1890er Jahren, ernannte König Carol I. den Forscher Grigore Antipa zum Förderer und Leiter der staatlichen Fischerei in Rumänien. Er führte das erste Fischereigesetz von 1896 ein, das Zeiten der Fischzucht und Schonzeiten vorsah. Schon damals weist er in einem Buch darauf hin, dass die Störpopulation im Vergleich zu den letzten Jahren zurückgegangen war. Seit 120 Jahren wird also die Reduzierung der Störpopulationen aus der Donau und dem Schwarzem Meer problematisiert. Ungefähr 1903–1904 wurden im Gebiet von Sfântu Gheorghe allein in einem Jahr 10.570 Exemplare des russischen Störs gefangen, während 2003–2004 in ganz Rumänien 28 solcher Fische gefangen wurden. In den Jahren 1903–1904 wurden jährlich 4.250 Beluga-Exemplare gefischt, nach einem Jahrhundert waren es nur noch 153 Exemplare.“




Zur Zeit der Daker wurden Zäune und Baumstämme auf dem Flussbett der Donau aufgestellt. Fischer sagten, dass Störe nur mit Spezialwerkzeugen zu fangen sind. Und weil sie mit sehr hoher Geschwindigkeit (70 km/h) nahe am Grund schwammen, wurden dort Holzstangen mit Haken montiert und so die Fische in einer Tiefe von sogar 50 Metern gefangen. Der grö‎ßte Belugastör wurde 1890 in Rumänien auf dem Donauarm Sf. Gheorghe (St. Georg) dokumentiert. Er wog 886 kg und hatte 127 kg Kaviar. In der Zwischenkriegszeit waren Rumänien und Bulgarien die wichtigsten Exporteure von Kaviar aus den Wildstören im Schwarzen Meer, sagt Tudor Ionescu:



In der Praxis war während der Zeit nach Antipa Zäune die Hauptfangmethode, es wurden gro‎ße Stangen in der Donau aufgestellt, zwischen denen alle Störe, die zur Brutzeit flussaufwärts wanderten, irgendwo im Gebiet der Eisernen Tore gefangen wurden. Im modernen Rumänien änderten sich die Fangmethoden. In der Gegend von Sf. Gheorghe kamen die Ukrainer und Russen vom Don, die neuen Fangtechniken einführten, zum Beispiel bestimmte Netze. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sprechen wir über eine moderne Organisierung der Fischerei, als die erste Kühlanlage des Landes in Galaţi gebaut wurde. Das war auch der Hauptfischmarkt in Rumänien. Die gesamte Fangmenge aus dem Sulina-Gebiet, aus dem Chilia-Gebiet und aus dem Donauraum lief in Galaţi zusammen, wo sie an einer von Antipa entwickelten Fischbörse gehandelt wurden. Die Fangerträge lagen irgendwo bei etwa 40 Tonnen Stör aller Arten und etwa 17 Tonnen Kaviar. Eine Studie über den Goldpreis zeigt, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts 1 kg Kaviar 2,3 g Gold entsprach, 100 Jahre später ist 1 kg Kaviar 97 g Gold wert.“




Mehrere Störarten sind durch das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten wild lebenden Tieren und Pflanzen geschützt und stehen auch auf der Liste der hochgradig bedrohten Tiere. Die illegale Fischerei — vor allem auf Kaviar — ist die grö‎ßte direkte Bedrohung für die Donaustöre. Der wahre Rückgang dieser Fische begann jedoch erst nach 1972, sagen Experten, als der Staudamm am Eisernen Tor gebaut wurde, der die Fischwanderung auf der Donau blockierte und ihre Reichweite einschränkte. Der Experte Tudor Ionescu argumentiert, dass trotz der Bemühungen, die Donau wieder mit Störe zu bevölkern, keine Rede von einer Erholung der Bestände sein kann. Dies liegt daran, dass der ursprüngliche Lebensraum dieser Arten nicht wieder in seiner einstigen Grö‎ße hergestellt werden konnte.



Im 18. Jahrhundert schwammen Beluga-Störe bis zu 2300 km, um sich zu vermehren. Sogar in Bayern wurden Störe aus dem Schwarzen Meer gefangen. Durch den Bau der Staudämme und Kraftwerke am Eisernen Tor (1965–1972) wurde praktisch der Migrationsweg dieser Störe blockiert. Sie konnten nicht mehr als bis 856 Kilometer auf der Donau weiterkommen. Dies bedeutet, dass 60% des Migrationslebensraums durch diese hydrotechnischen Konstruktionen zerstört wurden. Die Staudämme blockierten nicht nur die Migrationswege, sondern beeinflussten auch die Vermehrung der Störe. Es ist bekannt, dass das Eiserne Tor ein au‎ßergewöhnliches Gebiet für die Störzucht war. Schon die prähistorische Völker in dieser Region fischten viele Störe, weil es ein wichtiges Brutgebiet war.“




Aufgrund des dramatischen Rückgangs der Störpopulationen in den letzten Jahrhunderten haben sich Fachleute aus den Küstenstaaten der Donau und des Schwarzen Meeres sowie Experten von au‎ßerhalb des europäischen Kontinents entschlossen, eine gemeinsame Strategie zur Erhaltung und Erholung der wildlebenden Störpopulationen innerhalb des Rahmens umzusetzen. Auf der internationalen Konferenz in Galaţi unterschrieben die Teilnehmer ein Dokument zur Rettung der Störpopulation in Südosteuropa, die weltweit als einzige noch sechs wild lebende Störarten hat. Das Dokument sieht unter anderem die Einrichtung von Störfarmen, die Überwachung von Fischen sowie die Ausweitung des bis 2020 geltenden Fangverbots vor.

Foto: Scott Goodwill / unsplash.com
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