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Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte

In den Karpaten erstreckt sich einer der größten Urwälder Europas. In welchem Zustand sich dieser Wälder heute befinden und wie die Zukunft aussieht, erfahren wir in einem Gespräch mit dem Leiter der Nationalen Forstverwaltung Romsilva.

Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte
Rumäniens Urwälder: Forstamt Romsilva verwaltet knapp die Hälfte

, 27.09.2019, 17:30

Bevölkert von Hirschen, Rehen, Auerochsen und Wisenten und da ist kein einziger Mensch in Sicht“, schrieb der moldauische Fürst Dimitrie Cantemir 1717 in seiner Chronik über den Urwald in den Karpaten. Leider hat die wilde Abholzung viele dieser legendären Wälder zerstört. Von den fast 2 Millionen Hektar Waldfläche in Rumänien um 1900 ist heute nur noch etwa ein Zehntel übrig. Dennoch kann sich Rumänien nach wie vor damit rühmen, das reichste Land Europas zu sein, was die Waldfläche, aber auch die Qualität dieser Wälder betrifft. Auch heute noch dominieren riesige Bäume, die bis zu 60 Meter hoch werden können, die Waldlandschaft der rumänischen Karpaten. Wilde Tiere und andere gro‎ße Fleischfresser wie Wölfe, Bären und Luchse dominieren noch immer die meisten dieser Regionen mit ihrer beeindruckenden Präsenz. Um diese jahrhundertealten Wälder besser zu schützen, sind einige Regionen der Karpaten in die UNESCO-Liste des Weltnaturerbes aufgenommen worden. Darunter zählen die bewaldeten Flächen in Izvoarele Nerei, die Schluchten von Nera-Beușnița, die Region Domogled – Valea Cernei, der Urwälder von Cozia, Șinca, Strîmbu-Băiuț, Slătioara oder Groșii Țibleșului. Was den Wert dieses Erbes betrifft, so wandten wir uns an Gheorghe Mihăilescu, Generaldirektor von Romsilva, der Nationalen Forstverwaltung.



Urwälder sind nach wie vor unerlässlich, um zu verstehen, wie ein Wald entsteht, sich entwickelt, und wie er sich im Laufe der Zeit verändert. Sie führen ihre Existenz ohne menschlichen Eingriff. Sie stellen auch Modelle dar, insbesondere in Bezug auf die Vielfalt. Denn der generationenübergreifende Mix aus verschiedenen Baumarten, die koexistieren, macht einen Wald so reich. Verschiedene Generationen, mit Bäumen von 10, 20, 30 oder 180 Jahren. Aber oft findet man die grö‎ßte Vielfalt an Orten, an denen Ur- und Kulturwälder koexistieren, unterbrochen von Lichtungen und Weiden, die in ihrem natürlichen Zustand erhalten sind. Denn in Urwäldern gibt es oft nur jahrhundertealte Bäume, und so nimmt die Vielfalt in Bezug auf die Generationen ab. Bei einer massiven Überlegenheit von Exemplaren von zwei- oder dreihundertjährigen Bäumen haben junge Pflanzen jedoch wenig Überlebenschancen. Diese Art von Misch-, Urwald und Kulturwald ist ein echter Gewinn. Und Rumänien verfügt immer noch über 28.000 Hektar Urwald, was für unseren Kontinent äu‎ßerst selten ist, nur wenige Länder können sich rühmen, so viel Wald zu haben.“




Im Jahr 2016 wurde der Katalog der naturbelassenen und naturnahen Wälder erstellt, ein Arbeitsinstrument für Experten. Diese Wälder genie‎ßen ein hohes Schutzniveau, menschliche Aktivitäten und Landnutzung sind strengstens verboten. Fast 7.000 Hektar Urwald und 22.100 Hektar fast unberührter Wald wurden bisher identifiziert und in diesem Katalog aufgeführt, und dieser ist noch nicht fertig. Trotz allem werfen einige Umweltgruppen den Behörden Mittäterschaft bei der Zerstörung jahrhundertealter Wälder vor und fordern das Eingreifen der europäischen Institutionen. Umweltaktivisten werfen der Forstbehörde Romsilva vor, forstwirtschaftliche Arbeiten in bestimmten Schutzgebieten durchzuführen, auch wenn sie Teil des Natura-2000-Netzes sind, ohne dass eine ordnungsgemä‎ße Folgenabschätzung vorliegt. Gheorghe Mihăilescu, Direktor der Forstbehörde Romsilva, nimmt Stellung zu den Vorwürfen:



Die Wälder sind geschützt. Das gilt zumindest für die Wälder, für die wir verantwortlich sind. Wir tasten sie nicht an. Umweltorganisationen haben tatsächlich Beschwerden bei der Europäischen Kommission eingereicht. Das Problem ist, dass diese Leute alles durcheinander bringen. Sie vergleichen die Ergebnisse der 2004 durchgeführten Pin-Matra-Studie mit der von uns durchgeführten Kartierung von Urwald, um sie in diesen Katalog aufzunehmen. Allerdings macht es keinen Sinn, Daten aus einem theoretischen Modell mit konkreten Daten zu vergleichen. In der Praxis werden alle diese Wälder überwacht und streng kontrolliert. Darüber hinaus gibt es im bei der UNESCO registrierten Naturerbe materielle Fehler. Es gibt Landstra‎ßen, Gebiete, in denen es Eingriffe, forstwirtschaftliche Arbeiten gegeben hat, aber weil die Studie, auf der die Liste der geschützten Stätten, die zum UNESCO-Erbe gehören, basiert, eine theoretische Studie war, gab es keine konkrete Forschung auf diesem Gebiet. Wir korrigieren diese wesentlichen Fehler jedoch derzeit. Und einige NGO sind dagegen. Aber wissen Sie, es gibt viele andere NGO, die auf unserer Seite sind und uns helfen. Natürlich machen auch wir manchmal Fehler. In diesen Fällen steht oft unsere Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Wir tun jedoch unser Bestes, um das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Arbeit unseres Vorstands wiederherzustellen. Heute hei‎ßt es in Europa, dass Rumänien sich nicht um den Schutz seiner Wälder kümmert, während wir die beeindruckendsten Buchenwälder Europas haben. Denken Sie auch an den Reichtum unserer Flora, die Artenvielfalt unserer Wälder. Wenn es also um den Schutz der Natur geht, lasst uns darüber reden.“




Rumänien verfügt über 6,5 Millionen Hektar Wald, einschlie‎ßlich des Bestandes von Romsilva National Board, einer Aktiengesellschaft, die 3,14 Millionen Hektar oder 48% des nationalen Forstbestandes verwaltet. Die staatliche Aktiengesellschaft verwaltet auch 22 Naturparks, von denen einige von nationalem Interesse sind, mit einer Gesamtfläche von mehr als 850.000 Hektar, davon 245.000 streng geschützt, und in denen die menschliche Aktivität begrenzt ist und kontrolliert wird. In diesem Herbst ist Romsilva dabei, die 22 Naturparks mit Schildern zu kennzeichnen, die nach dem Schutzniveau differenziert sind. Erneut kommt Gheorghe Mihăilescu zu Wort:



Wir sind mit der Kennzeichnung fortgefahren, um die verschiedenen Bereiche richtig zu identifizieren und abzugrenzen, um zu wissen, was und wo es etwas zu tun gibt. Denn sonst wissen wir nicht, ob wir uns in einem vollständig geschützten Gebiet oder in einem Gebiet mit einem anderen Status befinden. Bis jetzt haben wir es im Feld ignoriert. Und dazu verwenden wir die Koordinaten des GPS, die präzise Werkzeuge sind, denn sonst können die Mitarbeiter vor Ort ohne konkrete Benchmarks Fehler machen.“




Auch streng geschützte Gebiete werden durch ein gelbes Viereck gekennzeichnet, das von einem roten Band umgeben ist. Vollständig geschützte Gebiete sind durch ein blaues Viereck gekennzeichnet, das von einem wei‎ßen Band umgeben ist, während Naturschutzgebiete durch ein gelbes Viereck gekennzeichnet sind, das von Wei‎ß umgeben ist. Die Grenzen der Naturparks werden ebenfalls mit einem roten Viereck markiert, das von Wei‎ß umgeben ist. Das ist ein Hinweis für Interessierte.

Foto: Scott Goodwill / unsplash.com
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