Neue Tierarten in der rumänischen Fauna
Dank der besonderen geographischen Bedingungen ist die Fauna Rumäniens eine der reichsten und vielfältigsten in Europa. Neben den einheimischen großen Raubtieren bevölkerten im Laufe der Zeit auch andere Tierarten die günstigen Ökosysteme.
România Internațional, 26.12.2014, 18:04
Dank der besonderen geographischen Bedingungen ist die Fauna Rumäniens eine der reichsten und vielfältigsten in Europa. Neben den einheimischen großen Raubtieren bevölkerten im Laufe der Zeit auch andere Tierarten die günstigen Ökosysteme, sie passten sich den lokalen Bedingungen an und führten zu einer besseren Biodiversität. Diese Immigranten“ der Tierwelt sind entweder per Zufall oder infolge von Klimaänderungen oder aber auf der Suche nach reicheren Ernährungsquellen nach Rumänien gelangt. Bald wurden sie von den Menschen als Jagdwild entdeckt und begehrt, was zur intensiven Jagd mehrerer Tierarten führte.
Der europäische Mufflon war bereits in der Antike für sein köstliches Fleisch bekannt. Es ist noch umstritten, ob der Mufflon als Wildschaf Vorfahr des Hausschafs oder ein verwilderter Nachkomme sehr ursprünglicher Hausschafe ist. Früher gab es Mufflons in allen Bergregionen im Mittelmeerraum; zurzeit findet man diese Wildschafart in isolierten Regionen in Korsika und Sardinien, und auch in Kleinasien. In Rumänien wurden Mufflons zur Akklimatisierung in die Dobrudscha gebracht, wo die geographischen und klimatischen Bedingungen dem Mittelmeerraum ähnlich sind. Mehr dazu vom Leiter des Forstamtes Constanța, Ion Bogdan:
In der Ortschaft Negureni haben wir ein Mini-Reservat zur intensiven Zucht von Jagdwild eingerichtet, vor allem mit Mufflons. Neben Mufflons züchten wir auch Rehe, und demnächst werden wir auch Damhirsche hierher bringen. Zurzeit haben wir etwa 65 Mufflons in unserem 270 Ha großen Gehege. Am Anfang, in den 1990er Jahren, hatten wir 15 Mufflons in einem kleinen Gehege von nur 1,5 Ha, und die Tiere fühlten sich nicht wohl. 2004 haben wir das Gehege auf 270 Ha erweitert und 30 junge Mufflons aus Österreich nach Rumänien gebracht. Durch die Paarung mit den existierenden Exemplaren entwickelte sich eine gesunde Mufflon-Herde.“
Der Damhirsch ist ein mittelgroßer Hirsch. Charakteristisch sind das Schaufelgeweih der männlichen Tiere und das gefleckte Sommerfell. Damhirsche sind tagaktiv und leben bevorzugt in offenen Landschaften, in denen sich kleine Waldpartien mit landwirtschaftlichen Flächen abwechseln. Damhirsche besetzen häufig feste, über Jahrzehnte bestehende Brunftplätze, auf denen sie sich alljährlich einfinden. Ovidiu Ionescu, Prodekan der Fakultät für Forstwirtschaft in Braşov/Kronstadt, bringt weitere Informationen:
Der Damhirsch ist keine rumänische Tierart, er wurde sozusagen importiert, und er hat eine interessante Geschichte. Ursprünglich war das Vorkommen des Damhirschs wahrscheinlich auf Klein- und Vorderasien beschränkt. Er wurde aber bereits durch die Römer in andere Regionen eingeführt. In vielen Regionen Europas ist er heute beheimatet, weil er vor allem während der Zeit des Absolutismus von Landesherren als weiteres jagdbares Hochwild eingeführt wurde. Die größten Bestände an Damhirschen gibt es heute in Großbritannien. Nach wie vor wird der Damhirsch in einigen Regionen in großen Gattern gehegt. Der Damhirsch kommt mittlerweile auch außerhalb Eurasiens vor und spielt auch in der Wildtierhaltung zur Fleischerzeugung eine große Rolle. Zur Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde der Damhirsch als jagdbares Hochwild in Siebenbürgen und im Banat akklimatisiert. Eine besondere Rolle bei der Verbreitung des Damhirsches in Rumänien hatte der Jagdpark in Charlottenburg (rum. Şarlota) im Banat. Dieser Jagdpark war die Hauptquelle für die Kolonisierung anderer Jagdgrundstücke mit Damhirschen; auf diese Weise bildeten sich mehr als 40 Damhirsch-Populationen auf dem jetzigen Territorium Rumäniens. Während des Kommunismus gab es Damhirschherden in 27 Landkreisen. Die meisten Damhirsche lebten in der Gegend um Scorniceşti. Das war das Heimatdorf von Nicolae Ceaușescu, und dort wurden die berühmt-berüchtigten Jagdpartien des Präsidenten und seiner Gäste veranstaltet. Heute ist der Damhirsch in der rumänischen Fauna vollkommen integriert und lebt in vielen Wäldern in mehreren Regionen des Landes.“
Im Westen Rumäniens, 44 Kilometer von Timişoara/Temeswar entfernt, befindet sich der älteste und größte Jagdgrund in Rumänien, der 1771 von deutschen Kolonisten eingerichtet wurde. Es handelt sich um den Jagdgrund Charlottenburg (rum. Şarlota), der sich über etwa 1.200 Ha Wald erstreckt. 1890 wurde hier eine Jagdhütte gebaut; 1902 begann man mit dem Einrichten des Waldes als Jagdwildpark — anfangs nur auf 18 Ha. Der Park wurde zuerst mit Damhirschen aus Serbien bevölkert; später wurden weitere Exemplare aus Böhmen, Deutschland und Österreich hierher gebracht. Die Aristokraten kamen regelmäßig für Jagdpartien ins Banater Charlottenburg. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden der Wald und der Jagdwildpark in Charlottenburg unter staatliche Verwaltung gestellt. Der Damhirsch ist der absolute König der Wälder in Charlottenburg, die von unzähligen rumänischen und ausländischen Jägern besucht werden. Das rumänische Forstamt Romsilva eröffnete neulich das Jagdmuseum des Jagdwildparks im Banater Charlottenburg als Informationsquelle für das interessierte Publikum. Nach dem Modell in Charlottenburg verwaltet Romsilva zurzeit 11 Jagdwildparks in Rumänien, in denen hauptsächlich Damhirsche, Rothirsche, Wildschweine und Mufflons leben.