Kreislaufwirtschaft: nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ökodesign
Jedes Jahr fallen in der Europäischen Union schätzungsweise 2,2 Milliarden Tonnen Abfall an. Daher werden die Rechtsvorschriften zur Abfallbewirtschaftung ständig aktualisiert, um einen radikalen Wandel hin zu einem nachhaltigeren Modell der so genannten Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Daniel Onea und Sorin Georgescu, 27.12.2024, 17:30
Wenn wir über die Kreislaufwirtschaft sprechen, denken wir in der Regel an Abfall, doch die circular economy, wie sie auf englisch genannt wird, sei viel mehr als das, erklärt Liliana Nechita, Leiterin des Interkommunalen Entwicklungsverbunds für Abfallwirtschaft:
„Es stimmt, dass zunächst die Abfälle sichtbar sind, und es sind die Abfälle, die vielleicht in größerem Umfang bewirtschaftet werden können, um in diese Kreislaufwirtschaft zu passen. Doch Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass die Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf bleiben. Wir sprechen von festen Ressourcen, und da kommt uns der Abfall in den Sinn, aber wir sprechen auch von Wasser und Boden. Im herkömmlichen, linearen Modell des Wirtschaftens haben wir uns daran gewöhnt, Ressourcen abzubauen, Güter zu produzieren, sie zu verbrauchen und dann wegzuwerfen, was wir nicht mehr brauchen. Im Grunde genommen haben wir der Natur Ressourcen entnommen, und die daraus resultierenden Abfälle beanspruchen dann durch ihre Lagerung das Land und verursachen gleichzeitig Umweltverschmutzung.“
Die Kreislaufwirtschaft sei als Konzept nicht vom Himmel gefallen, sondern inspiriere sich direkt aus der Natur, führt Liliana Nechita weiter aus:
„Im Grunde genommen basierte die Kultur der alten Zivilisationen auf Kreislaufwirtschaft. Die Menschen lebten früher in Harmonie mit der Natur, und in unserer heutigen Gesellschaft kamen viel später, erst in den 1960er und 70er Jahren, die ersten Sorgen um die Umwelt, um die Erschöpfung der Ressourcen auf. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Abfallvorschriften der Europäischen Union. Erst viel später, um das Jahr 2000 herum, wurde der Grundsatz des recycelbaren Designs der Produkte eingeführt. Das bedeutet, dass bereits in der Design- und Prototypenphase Waren entstehen, die wiederverwendet und recycelt werden können. Zehn weitere Jahre später definiert die Ellen MacArthur Foundation die Kreislaufwirtschaft als ein System, das auf drei Prinzipien beruht. Das war im Grunde die Geburtsstunde dieses Konzepts der Kreislaufwirtschaft, das von dieser Dame und der von ihr gegründeten Stiftung gefördert wird. Als Seglerin hatte Ellen MacArthur die Gelegenheit, die negativen Auswirkungen wahrzunehmen, die Abfälle, vor allem Plastikmüll, auf die biologische Vielfalt und die Natur im Allgemeinen haben.“
Die Ellen MacArthur Foundation definiert die Kreislaufwirtschaft als ein System, in dem Güter niemals zu Abfall werden und die Natur sich in der Praxis selbst regeneriert. Sehr wichtig sind die Grundsätze, die schon in der Entwurfsphase berücksichtigt werden, erläutert weiter unsere Gesprächspartnerin.
„Es geht um Ökodesign, der Grundsatz ist, Produkte und Materialien in einen Kreislauf zu bringen, ob wir nun von einem technischen Kreislauf oder einem biologischen Kreislauf sprechen. Im Grunde ist das Ziel, den inhärenten Wert eines Produkts zu erhalten. Worauf zielt dieser Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft eigentlich ab? Zunächst einmal geht es darum, für die europäischen Unternehmen und für die Bürger der Europäischen Union den Übergang zu einer Wirtschaft zu gewährleisten, in der die Ressourcen nachhaltig genutzt werden. Nicht alle Ressourcen, die wir heute in Europa verwenden, stammen aus Europa. Einige kommen aus sehr weit entfernten Ländern, andere Ressourcen sind für uns aus verschiedenen Gründen nicht zugänglich oder nicht ausreichend verfügbar. Um unsere Unabhängigkeit und letztlich unseren Fortbestand zu sichern, ist es daher sehr wichtig, dass wir diese Ressourcen hier behalten, sie hier bewirtschaften und sie ebenfalls hier nutzen. Die Pläne, die diesem Aktionsplan untergeordnet sind, zielen im Wesentlichen darauf ab, die Rohstoffe optimal zu nutzen, die Energieeinsparung zu fördern und gleichzeitig die Treibhausgase zu reduzieren, die sich auf den Klimawandel auswirken.“
Es geht also um einen Ansatz, der sich radikal von dem traditionellen Modell der linearen Wirtschaft (auch Wegwerfwirtschaft genannt) unterscheidet. Dieses traditionelle Modell basiert auf großen Mengen an billigen Materialien und Energie, die heute zunehmend knapp werden. Daher gibt es gibt auch ein wachsendes Interesse an grüner Energie, an Energie aus erneuerbaren Quellen, erklärt zum Schluss Liliana Nechita, Direktorin des Interkommunalen Entwicklungsverbunds für Abfallwirtschaft.
„Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft unterstützt den Wandel der Wirtschaft, indem er alle verfügbaren Instrumente nutzt, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wenn man sich vornimmt, die Umweltkosten in die eigene Produktion oder in den Preis seiner Produkte einzubeziehen, wirkt sich das natürlich auf die Wettbewerbsfähigkeit aus, insbesondere im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften, die dies nicht tun. Doch die Kreislaufwirtschaft schafft auch neue Arbeitsplätze in Sektoren, die im Wachstum begriffen sind, etwa in neuen Sektoren wie der grünen und erneuerbaren Energie. Die Kreislaufwirtschaft schont auch wertvolle Ressourcen, die entweder sehr weit von Europa entfernt oder sehr schwer zugänglich sind, vor allem, weil sie in sehr geringen Mengen vorhanden sind.. Derzeit wird in der Öffentlichkeit immer häufiger von kritischen Rohstoffen gesprochen. Und diesen kritischen Rohstoffen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit, weil sie in die Produktion von Gütern einfließen, auf die wir nur sehr schwer verzichten können. Dies erfordert jedoch einen korrekteren und besser organisierten Umgang mit diesen Rohstoffen, die aus wertvollen und knappen Quellen stammen. Die Verringerung der Umweltauswirkungen scheint nur ein Nebeneffekt zu sein, ist aber in Wirklichkeit eines der Hauptziele der Kreislaufwirtschaft.“