Hinterland von Buzău zum Unesco-Geopark erklärt
Das sogenannte Buzău-Land (Ţinutul Buzăului“), ein Teil des gleichnamigen Landkreises im Südosten Rumäniens, darf seit kurzem offiziell die Bezeichnung Internationaler Unesco-Geopark“ tragen.
Eugen Coroianu, 29.04.2022, 15:06
Es ist bereits das zweite natürliche Areal in Rumänien, das diese Bezeichnung tragen darf und somit Teil des sogenannten Global Geoparks Network (GGN) wird. Vor wenigen Jahren war das Hatzeger Land in Südwestsiebenbürgen (auch als Wallenthal bekannt) ins globale Netzwerk der Geoparks aufgenommen worden. Das Areal im Landkreis Buzău, das nun ebenfalls als Geopark gilt, umfasst ein ländliches submontanes Gebiet mit einer Fläche von 1000 km² und einer Bevölkerung von über 40.000 Einwohnern. Zu den Attraktionen der Region gehören kuriose Naturphänomene wie die Schlammvulkane in Berca, das sind Gasausstöße, wodurch sich kleine schlammausspeiende Vulkane bilden, oder die sich selbst entzündenden Gasausstöße in der Ortschaft Lopătari, die unter der Bezeichnung Lebendige Feuer bekannt sind. Ferner sind die kreisförmigen Steinformationen în Ulmet erwähnenswert, die von Geologen als Konkretionen bezeichnet werden. Und die Ortschaft Colţi wartet mit den prähistorischen Höhlensiedlungen und mit seinem Bernstein-Museum auf.
Ein Unesco-Geopark ist ein Areal, in dem die menschlichen Gemeinschaften einen erzieherischen, wirtschaftlichen und sozial-kulturellen Wandel erleben, der im Einklang mit dem Umweltschutz und der nachhaltigen Entwicklung steht. Es gibt dennoch einen Unterschied zu den klassischen Naturschutzgebieten, weiß Răzvan-Gabriel Popa, der Manager des Geoparks im Landkreis Buzău:
Ein Geopark ist kein Naturschutzgebiet — es ist wichtig, diesen Aspekt zu kennen. Ein Geopark ist ein natürliches Areal mit nachhaltigen Entwicklungsprinzipien. Das heißt, es gibt keine ausdrücklichen Einschränkungen oder Verbote — nicht einmal im Umweltbereich. Sicherlich gibt es punktuell unter Schutz stehende Objekte oder Bereiche, doch der wesentliche Teil unserer Arbeit ist, einen Mentalitätswandel zu bewirken. Wir arbeiten eng mit den Menschen in den Gemeinschaften zusammen, damit sie anhand praktischer Beispiele und konkreter Ergebnisse verstehen, warum Umweltschutz wichtig für eine nachhaltige Entwicklung ist. Denn die Umwelt ist zugleich eine Ressource für diese Entwicklung. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Sagen wir, irgendwo in der Natur da draußen gibt es einen Felsen, der wunderbare Fossilspuren eingefasst hat. Da gibt es zwei Möglichkeiten. Es könnte jemand mit einem Hammer aufkreuzen, um den Felsen nach und nach zu zertrümmern und die einzelnen Fossilien wegzuschleppen — zwecks späterer, zerstückelter Verwertung. Dann bleibt am Ende aber nichts mehr übrig, die Ressource ist aufgebraucht. Oder: Wir könnten den Felsen unter Denkmalschutz stellen und seine Geschichte erzählen — auch im Zusammenhang mit der Geschichte der Gemeinschaft und der geologischen Entwicklung unseres Planeten. So kann man Urlauber anlocken, es würden Unterkünfte für Touristen entstehen und die Einheimischen könnte man als Fremdenführer einbinden. Somit wird das gesamte kulturelle und natürliche Erbe einer Region verwertet, und die lokalen Gemeinschaften werden wiederbelebt. Mit dem Status eines Unesco-Geoparks kommt auch ein neues Verantwortungsbewusstsein einher, das uns ermöglicht, die Dinge anders als bisher zu betrachten.“
Mit der Mitgliedschaft im Europäischen und Globalen Netzwerk der Geoparks wird der Geopark im Hinterland von Buzău auch von der Unesco beworben. Davon verspricht man sich auch die Anlockung von umweltbewussten Unternehmern, die in Agrotourismus, Kultur- oder Abenteuer-Tourismus investieren würden. Die damit einhergehenden Finanzierungen und Investitionen würden auch der Infrastruktur zugute kommen und zum wirtschaftlichen Aufschwung beitragen. Wie es nun weitergeht im Unesco-Geopark Buzău-Land, erzählt der Manager des Parks und Leiter des dazugehörenden Vereins, Răzvan-Gabriel Popa:
Kurz- und mittelfristig will unser Verein den Entwicklungsprozess weiterhin zusammen mit unseren Partnern managen — das sind der örtliche Landkreisrat, die Gemeinden und die Uni Bukarest. Wir haben mehrere konkrete Vorhaben, beispielsweise wollen wir noch in diesem Jahr eine Recycling-Station für Kunststoff einrichten. Langfristig sind insgesamt fünf Recycling-Stationen im ganzen Areal geplant. Die Einheimischen sammeln ihren Plastikabfall selber ein und bringen ihn zu den Recycling-Stationen; dort wird er eingeschmolzen und zu Haushaltsgegenständen weiterverarbeitet; dabei kann man an vieles denken, durch Recycling könnten z.B. Kämme, Blumentöpfe, Eimer oder Wäscheklammern hergestellt werden. Dadurch wird der Kunststoff-Abfall in eine zirkuläre lokale Ressource verwandelt. Wir möchten auch mehrere Fahrrad- und Wander-Routen einrichten und haben bereits im vergangenen Jahr damit begonnen. Sie führen mitten durch die wilde Natur zu schönen Aussichtspunkten oder zu Orten, an denen man Wildtiere beobachten kann. Im Hinterland von Buzău gibt es einige der unberührtesten Naturflecken in ganz Rumänien — die Tier- und Pflanzenwelt ist wirklich beeindruckend. Zusammen mit den Kommunen erkunden wir auch die Areale, die anschließend zu Schutzgebieten erklärt werden. Vergangenes Jahr haben wir z.B. die Schlammvulkane in der Ortschaft Beciu zum Naturschutzgebiet erklärt. Die sind genauso schön und spektakulär wie jene in Berca, jedoch weniger bekannt und dadurch nicht von Massentourismus betroffen. Wir führen auch Bildungsprojekte mit Schulen und Schulkindern durch, wir richten Labors für Naturwissenschaften ein, in diesem Jahr werden wir höchstwahrscheinlich die vierte naturwissenschaftliche Werkstatt dieser Art einrichten. An interessanten Projekten fehlt es uns bestimmt nicht.“
Die Liste der Unesco-Geoparks umfasst 177 Areale aus 46 Ländern, die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur will einen integrierten Ansatz in der Verwaltung dieser Naturlandschaften erzielen. Damit sollen der naturschonende Tourismus und zugleich die Erziehung im Sinne der Nachhaltigkeit in der Verwertung des natürlichen und kulturellen Erbes gefördert werden.