Grünes Bauen immer mehr nachgefragt in Rumänien
Nachhaltig, gebaut nach ökologischen Standards und Normen, mit modernem Design, thermisch isoliert und mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt. So haben grüne Häuser zu sein.
România Internațional, 26.01.2018, 17:58
Wichtige Städte auf der ganzen Welt haben diese nachhaltige Initiative seit vielen Jahren angenommen. Sie setzen auf Begrünung, auf eine angenehme Mischung aus grüner Architektur mit hohen Wohn- oder Büroblocks oder historischen Gebäuden. Der Trend des nachhaltigen Bauens wird auch von Unternehmen gefördert, die sich mit der Zertifizierung von Wohnprojekten als umweltschonend und energieeffizient befassen. Nach Angaben der Organisation Build Green Romania, einem der größten Zertifizierungsanbieter, kann sich Rumänien sehen lassen. Zu den besten Beispielen zertifizierter Bürohäuser in Rumänien, die die weltweit anerkannten und anspruchsvollen BREEAM- und LEED-Standards erfüllen, gehören hauptsächlich Bauwerke in Bukarest und Cluj (Klausenburg).
Doch der Markt entwickelt sich unterschiedlich, je nachdem, ob wir über Bürogebäude oder Wohngebäude sprechen, meint Elena Raștei, Umweltaktivistin und Spezialistin für Nachhaltigkeit:
Bei Wohngebäuden ist der Trend zum nachhaltigen Bauen neu. Einer der ersten Immobilienentwickler, der zertifizierte Wohnanlagen baute, war Studium Green in Cluj. Ein 2012 angefangenes Gebäude wurde erst 2013-2014 fertiggestellt. In Bukarest sind grün gebaute Wohnanlagen erst vor sehr kurzer Zeit entstanden, 2016-1017. Zertifizierte Gewerbegebäude erschienen schon 2009-2010 und der Trend entwickelt sich gut. Zurück aber zu den Wohngebäuden — die Menschen suchen nach besseren und gesünderen Angeboten und nach etwas, das ihnen auch innerlich zusagt. Hier geht es beispielsweise um die Umsetzung bioklimatischer Strategien in der Planungsphase, wobei der Einfall von natürlichem Licht und natürlicher Zuluft maximiert wird und giftige Chemikalien wegbleiben. Die Qualität des Innenausbaus wird beeinflusst von der Wärmedämmung — bestimmte Dämmungen begünstigen zum Beispiel Schimmel. Die Baustoffe spielen eine extrem wichtige Rolle — wo und wie sind sie produziert, wie giftig sind sie, das sind relevante Fragestellungen“, sagt die Umweltplanerin.
Einige Gebäude können vollständig mit Pflanzen bedeckt werden und so entstehen sogenannte vertikale Gärten. Die Pflanzen sind nicht nur ästhetisch schön, sie schirmen auch vor Geräuschen ab, sorgen für Kühle und frische Luft und nicht zuletzt für die gute Laune der Bewohner. In einem solchen Gebäude hat jede Wohnung Zugang zu einer grünen Oase, mit zentral gesteuerten Bewässerungs- und Beleuchtungsanlagen. Eine neue Wohnanlage in Bukarest verfügt über so viel Grünfläche, dass einige Apartments sogar eigene Terassen haben. Elena Raştei sagt, dass alles Grüne im Moment in Mode ist:
Wenn wir über Grünflächen reden, dann gibt es zwei Arten von Grundstück. Wenn es eine Brachfläche ist, dann besteht mehr Nachhaltigkeit — denn da wird ein Gelände renaturiert. Umgekehrt ist es so, dass, wenn eine Grünfläche bebaut wird, eine Zerstörung stattfindet. Auf dem Dach der Bauwerke können dann zwei Arten von Gärten entstehen, intensive und extensive. Bei intensiven Gärten werden Bäume gepflanzt und die Erde hat deshalb ein Substrat von mindestens 30 cm, um die Wurzeln zu sichern. Damit sind höhere Kosten verbunden, denn die Statik muss ein höheres Gewicht aushalten können und auch eine Tropfbewässerung muss her. Extensiv ist dafür eine Grünfläche mit weniger als 10 cm Substrat, die manuell bewässert werden kann und wo die Pflanzen auch weniger Wasser brauchen. Die Central District Wohnanlage in Bukarest hat eine Kombination der beiden“, erläutert die Expertin.
Die Anlage wurde letzten Herbst als leistungsstärkstes Wohngebäude in Rumänien bei den European Property Awards ausgezeichnet, einem internationalen Wettbewerb in London. Rumänien leistet auch dahingehend Pionierarbeit, dass bei grünen Gebäuden die Immobiliensteuern stark reduziert werden. Eine grüne Hypothek soll zudem Entwickler motivieren, umweltfreundliche Projekte zu bauen, weil Kunden für den Kauf umweltfreundlicherer Wohnungen billigere Kredite bekommen. Die Baukosten liegen zwar um 20% höher als bei herkömmlichen Wohnungen, doch der Hausbewohner zahlt dafür weniger für Heizung oder Kühlung im Sommer.
Rumänien steckt trotz guter Anfänge noch in den Kinderschuhen solcher Bauarten. Bis 2015 gab es in Rumänien 200 grüne Wohnungen, heute sind immerhin in 22 Wohnanlageprojekten über 6000 Wohnungen vorgesehen, die als grün zertifiziert werden könnten. Zudem tragen 50 Gewerbegebäude ein amerikanisches LEED-Zertifikat und fast 80 sind nach dem britischen Standard BREEAM zertifiziert.