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Globalisierung bringt neue Käferarten nach Rumänien

Ein Team von Insektenforschern aus Rumänien und Italien hat bei jüngsten Expeditionen fünf bislang unbekannte Käferarten in Rumänien entdeckt. Experten betonen die Notwendigkeit, die Überwachung fortzusetzen und die Forschung zu intensivieren, um neu einwandernde Arten frühzeitig zu identifizieren – ein Effekt, der durch die Globalisierung verstärkt wird.

Sursa foto: pxhere.com
Sursa foto: pxhere.com

und , 28.02.2025, 14:36

Die Studie zur Katalogisierung der Käferarten (Coleoptera) in Rumänien wurde von Andreea Cătălina Drăghici verfasst – sie ist als Museografin am Grigore-Antipa-Nationalmuseum für Naturgeschichte tätig. Zunächst beleuchten wir die Hintergründe der Entdeckung.

Käfer (Coleoptera) spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem und sind für die Natur von besonderer Bedeutung. Doch im Zeitalter des Anthropozäns, geprägt von rasantem Artenrückgang, sind globale Veränderungen, Urbanisierung und die zunehmende Vernetzung durch internationalen Handel entscheidende Faktoren. Unsere Studie zeigt, dass fünf Käferarten auf diesem Weg nach Rumänien gelangt sind. Diese nicht einheimischen, opportunistischen Arten siedeln sich bevorzugt in der Nähe menschlicher Aktivitäten an. Besonders urbane Gebiete, Häfen und Zollstationen gelten als Hotspots für die Einschleppung neuer Spezies. 

Drei der fünf entdeckten Käferarten wurden in der Dobrudscha nachgewiesen, erklärt Andreea Cătălina Drăghici und unterstreicht die Bedeutung einer genauen Erfassung neuer Coleopterenarten.

Die Dobrudscha ist ein trockenes Steppengebiet und bietet ideale Bedingungen für diese nicht einheimischen Käferarten, die höhere Temperaturen bevorzugen. Daher spielt das Hafengebiet eine zentrale Rolle als Einfallstor nach Rumänien.

Die Erforschung dieser Arten ist essenziell – nicht nur für die wissenschaftliche Gemeinschaft, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt. Vereinzelt wurden solche Käfer bereits in Küchenmehl nachgewiesen. Neben diesen wirtschaftlichen Schäden,  durch Lebensmittelverderb, bergen sie auch ökologische Risiken. Sie können die Artenvielfalt lokaler Ökosysteme stören, was sich oft nur durch aufwendige Studien belegen lässt.

Ein weiteres potenzielles Problem ist die genetische Auswirkung: Durch Hybridisierung mit einheimischen Arten könnte es zu Konkurrenz oder gar zur Verdrängung lokaler Populationen kommen. Ein direkter Beweis dafür steht noch aus, doch langfristig besteht die Gefahr, dass einige heimische Arten dadurch aussterben.

 Ein internationales Forschungsteam führte die Untersuchung der Käferarten im Rahmen einer europäischen Verordnung zur Prävention und Bekämpfung invasiver gebietsfremder Arten durch.

 „Erst 2022 wurde eine nationale Liste erstellt, die 52 nicht heimische oder gebietsfremde Käferarten umfasst. Dabei zeigte sich das Potenzial, weitere Arten nachzuweisen – ein Prozess, der bereits zur Entdeckung von fünf neuen Spezies geführt hat. Ein umfassendes nationales Monitoring ist jedoch schwierig umzusetzen, da es erhebliche finanzielle und personelle Ressourcen erfordert. Die jüngsten Entdeckungen basieren auf zufälligen Funden, die derzeit eine zentrale Rolle spielen. Bis ausgefeiltere Überwachungsmechanismen etabliert sind, bleibt diese Methode entscheidend für die Erfassung neuer Arten.

Zu den fünf neu entdeckten Arten zählt Cis chinensis, die in Bukarest identifiziert wurde – ein Beweis dafür, dass sich neue Spezies nicht nur in abgelegenen Gebieten verstecken, sondern auch in städtischer Umgebung vorkommen. Diese Käferart wurde in Pilzen gefunden, die auf einem Amerikanischen Ahorn gediehen – einer kleinen Baumart, die ursprünglich aus China stammt.

Neben den fünf neuen Käferarten für die rumänische Fauna haben wir 19 weitere Coleoptera-Arten dokumentiert, für die bisher nur unzureichende Verbreitungsdaten vorlagen. Zwar war ihre Präsenz in Rumänien bekannt, doch genaue Informationen über ihre Ausbreitung fehlten. Unsere Studie hat diese Daten aktualisiert, ein wichtiger Schritt für das Verständnis der heimischen Biodiversität.

 Dank seines abwechslungsreichen Klimas und seiner vielfältigen Ökosysteme beherbergt Rumänien eine beeindruckende Insektenvielfalt. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch vermehrt Arten eingeschleppt, die wirtschaftliche, ökologische und landwirtschaftliche Schäden verursachen – meist unbeabsichtigt durch den internationalen Handel mit Pflanzen, Obst oder Holz.

Um ihre negativen Auswirkungen zu begrenzen, sind Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen unerlässlich. Die jüngst entdeckten Käferarten stellen jedoch keinen Grund zur Sorge dar, betont Andreea Cătălina Drăghici, Museografin am Grigore-Antipa-Nationalmuseum für Naturgeschichte.

Nicht jede neue oder nicht-einheimische Art wird zwangsläufig invasiv. Damit sich eine Art massiv ausbreitet und in großer Zahl auftritt, müssen mehrere komplexe Faktoren zusammenkommen. Tatsächlich wird nur ein kleiner Teil der eingeschleppten Arten invasiv, da sie spezifische klimatische Bedingungen und ausreichende Nahrungsquellen benötigen.

Ein wichtiger Ansatz zur Überwachung ist Citizen Science – eine Plattform, die Forschern wertvolle Unterstützung bietet, insbesondere in einem Land wie Rumänien, wo es in diesem Fachbereich nur wenige Experten gibt. Besonders wenig Aufmerksamkeit erhalten Schaben, da sie schwer zu identifizieren sind: Sie sind sehr klein und weisen ähnliche Merkmale auf. Umso wichtiger ist es, wissenschaftliche Informationen über invasive Arten in einem leicht zugänglichen Format bereitzustellen und das öffentliche Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen. Denn derzeit ist das Thema in Rumänien noch wenig präsent.

„Citizen Science“ bezeichnet die Beteiligung von Bürgern an wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Dies kann von der reinen Informationsvermittlung über wissenschaftliche Erkenntnisse und deren gesellschaftliche Auswirkungen bis hin zur aktiven Mitarbeit im Forschungsprozess reichen. Freiwillige können Daten sammeln, analysieren oder sogar Forschungsprojekte finanziell unterstützen.

Foto: Tyler Rutherford / unsplash.com
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