EU-Kommission nimmt Rumäniens Energie- und Klimapläne auf den Prüfstand
Die Kommission zeigt mehrere Mängel auf und spricht dazu auch Empfehlungen aus.
Eugen Coroianu, 04.12.2020, 17:30
Der rumänische Plan definiert insbesondere im Energiebereich die Handlungsziele Rumäniens im nächsten Jahrzehnt vor dem Hintergrund einer globalen Klimakrise. Nach der Prüfung mehrerer Kapitel kritisierten die Verantwortlichen in Brüssel den mangelnden Ehrgeiz, da die von Rumänien gesetzten Ziele unter den von der EU empfohlenen Standards lägen, auch wenn sie im Vergleich zu den bisherigen Berichten etwas höher ausfallen. Dementsprechend stellt die Kommission in Bezug auf erneuerbare Energien fest, dass Rumänien mit 30,7% Anteil weiterhin ein niedrig gestecktes Ziel beibehält, obwohl das Potenzial des Landes größer ist. Laut Schätzungen könnte Rumänien bis 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien von 34% erreichen. Und der Plan nennt zwar die einzelnen Maßnahmen für die zunehmende Bedeutung der grünen Energie in den Bereichen Strom, Heizung und Verkehr, doch dafür sei keine eindeutige Bemessung vorhanden, so Experten wie auch der Koordinator der Klima- und Energiekampagne von Greenpeace Rumänien, Vlad Cătună:
Rumäniens Strategie im Bereich Energie und Klima konzentriert sich im Wesentlichen auf fossile Brennstoffe und Kernenergie, anstatt sich auf grüne erneuerbare Energiequellen zu konzentrieren, da Rumänien, Europa und die ganze Welt mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind“, meint Cătună. Er meint auch Auswirkungen, die die Menschen hier, in Rumänien, zu spüren bekommen, nicht nur fernes Gletscherschmelzen. Dazu gehören die ausgetrockneten Seen von Nuntași und Iezer oder die Wüstenbildung in Südoltenien, die in vollem Gange ist. Für Rumänien war dieses Jahr eines der trockensten Jahre. Daher müsse Rumänien einen ehrgeizigen Plan vorlegen, in dem grüner Energie auf Kosten der schmutzigen Energie Vorrang eingeräumt werden sollte. Dass im rumänischen Energiemix Kohle immer noch ihren Platz hat und dass es Projekte zum Vorrang von Erdgasförderung im Schwarzen Meer gibt, bedeutet ein sehr ernstes Problem für Rumänien, findet der Klimaaktivist. Der Übergang zu grüner Energie ist kein einfacher und auch kein billiger Prozess. Umweltschutz ist teuer, das zeigen schon die Preise der Bioprodukte in Fachgeschäften. Der große Vorteil Rumäniens ist, dass die Europäische Union diese Umwandlungen finanziert, außerdem hat Rumänien ein gutes Potential, vor allem wegen seiner geographischen Lage, glaubt man bei Greenpeace.
Wir haben ein enormes Potenzial im Bereich der Windkraft, man spricht vom Offshore-Wind-Potenzial der erneuerbaren Energien im Schwarzen Meer, und wir können auch von einem enormen Potenzial der Sonnenenergie im südlichen Teil des Landes sprechen. Sie haben völlig Recht, wenn Sie sagen: Ja, wir brauchen Geld, und das Gute daran ist, dass die Europäische Kommission mit ihrem European Green Deal Rumänien große Summen für diese Art der Energiewende anbietet. Wir wollen, dass es ein Übergang von fossilen Brennstoffen direkt zur grünen Energie wird. Es wird sehr teuer und sehr schwierig für uns sein, einen Übergang mit Erdgas aufzubauen, anstatt direkt zu erneuerbaren grünen Energien überzugehen“, erklärt Vlad Cătună von Greenpeace.
In Sachen Energieeffizienz stellt die Europäische Kommission fest, dass Rumänien in Bezug auf den nationalen Beitrag zum EU-Ziel 2030 weiter geht als ursprünglich vorgesehen. Die Beiträge zum Primärenergieverbrauch und zum Endenergieverbrauch sind jedoch keineswegs ehrgeizig. Positiv ist zu vermerken, dass der endgültige Plan nützliche Informationen über Gebäude enthält und auf die Absicht hinweist, über eine Sanierungsrate von 3 oder 4% hinauszugehen. Den Verantwortlichen in Europa zufolge hat Rumänien jedoch noch keine langfristige Sanierungsstrategie entwickelt.
Die Kommission forderte auch Maßnahmen zur Energieeffizienz der Heizungsnetze. Schließlich bietet der Plan keine ausreichenden Informationen über die Luftqualität und die Wechselwirkung zwischen der Luftqualität und der Emissionspolitik. Es gibt jedoch auch Beispiele für gute Praktiken: Das Dokument übernimmt Elemente des Green Deals für die Landwirtschaft, vor allem bei der Förderung der ökologischen Landwirtschaft und den begrenzten Einsatz von Düngemitteln. Greenpeace-Experte Vlad Cătună klang in diesem Zusammenhang optimistisch und erklärte, dass sich alles ändert, da das neue europäische Klimagesetz viel ehrgeizigeren Ziele setzen werde. Das werde auch die rumänischen Behörden dazu zwingen, die Energiewende zu beschleunigen, auf Kohle und Gas zu verzichten und in grüne Energie zu investieren.