Der Naturpark Putna im Landkreis Vrancea
Der Naturpark Putna in Vrancea befindet sich im nordwestlichen Teil des Vrancea-Gebirges in den Äußerden Ostkarpaten. Er erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 38.000 Hektar. Auf dem Parkgebiet ist eine reiche biologische Artenvielfalt anzutreffen.
România Internațional, 25.09.2015, 17:09
Im Naturpark Putna leben große Fleischfresser, Amphibien, Reptilien und wirbellose Tiere, jedoch auch 12 in Europa geschützte Vogelarten. Weil die Habitate größtenteils im Waldgebiet liegen, sind sie übersichtlich und schwer zugänglich, und stellen deshalb ideale Lebensräume für die großen Fleischfresser dar. Die natürlichen Habitate auf dem Parkgebiet sind unterschiedlich: Buchenwälder, alpine und boreale Sträucher, Weiden und alpine Heuwiesen.
Das bedeutendste Naturschutzgebiet hier ist das Naturreservat Tişiţa. Dieses befindet sich in einer Höhe von 850 Metern und umfasst das mittlere und niedere Becken des gleichnamigen Flußes Tişiţa. Die Tişiţa-Klamme hat ein canyon-artiges Aussehen, mit hohen Felswänden, sie führt aber auch entlang mehrerer Einzugsgebiete. Der Zugang in die Klamme ist dank einer Waldbahn-Strecke möglich. Allerdings gibt es eine eineinhalb Kilometer lange Strecke, die nicht zugänglich ist, weil sie an extrem engen Stellen zwischen 3-10 Metern vorbeiführt, wo mehrere Felsschwellen und steile Abhänge den Zugang unmöglich machen. An manchen Stellen ist der Fluss sehr tief, die Landschaft ist aufgrund der Reliefformen atemberaubend. Das Naturreservat ist insgesamt 4,5 Kilometer lang und damit eines der größten Naturschutzgebiete im Landkreis Vrancea. Beim Parkleiter in Putna Ion Militaru erkundigten wir uns nach den Merkmalen des Gebiets.
Das Naturreservat Tişita erstreckt sich über 2700 Hektar, hier sieht man den in niedrigster Höhe gedeihenden Edelweiß in Rumänien. Außerdem wächst hier der Gelbe Frauenschuh und eine endemische Schmetterlingsart, die nur in bestimmten Regionen in Rumänien anzutreffen ist, etwa in der Region um Klausenburg und eben hier bei uns. Und als ein Kuriosum, in diesem Gebiet wurden seit 1981 und 1983 Gämsen angesiedelt. Einigen Dokumenten ist zu entnehmen, dass die Gämsen hier wieder angesiedelt wurden, denn ein Archiv des österreichisch-ungarischen Reichs soll belegen, dass die letzte in Tişiţa erlegte Gämse 1902 lebte. Überhaupt leben hier mehrere Grasfresser, etwa der Gemeine Hirsch, dessen Genom sehr gut definiert ist im Vergleich zu anderen Hirscharten in den Karpaten. Und ferner lebt hier die Otter, leider hatten die starken Regefälle von 2005 dessen Lebensräume im Wasser zerstört. Seit diesem Jahr sind wir bemüht, das Habitat zu regenerieren, durch die Einführung der Forelle – das würde die Otter-Population in ein optimales Gleichgewicht bringen. Und überhaupt ist die Tişiţa voll von Forellen. Dann wachsen hier noch die Alpenrose, der Gemeine Flieder und die Trollblume. Die großen Fleischfresser sind der Bär, der Luchs und der Wolf, sehr wichtige Arten auf europäischer Ebene und deshalb gilt das Gebiet als Europaschutzgebiet. Weil es ein relativ abgelegenes Gebiet ist, in dem menschliche Einflüsse kaum zu bemerken sind, ist die Artenvielfalt in einem guten Zustand, ja fast unberührt. Auf dem Parkgebiet gibt es nur zwei Gemeinden.
Ein weiteres Naturschutzgebiet, das seit 1970 auf der Liste geschützter Gebiete steht, ist die sogenannte Kieferngrube, die sich auf 11 Hektar erstreckt. Das wahre Juwel für den Fremdenverkehr hier sind die prähistorischen Fische, die vor allem Experten anziehen, berichtet Parkleiter Ion Militaru:
Es ist ein Fossilienreservat. In den Gesteinschichten kann man die Spuren vor Jahrtausenden ausgestorbener Arten erkennen, Fische, Reptilien oder Schnecken. Deshalb wurde hier ein Reservat eingerichtet. Der Zugang ist einfach, es gibt eine touristische Wanderroute. Insgesamt gibt es hier 7 Naturreservate. Der Wald Lepsa Zboina erstreckt sich über 200 Hektar, in diesem Fall ist es ein Blumenreservat. Der Putna-Wasserfall ist ein geomorfologisches Reservat. Den Wasserfall besuchen jährlich ganz viele Touristen, er ist einer der schönsten im ganzen Land. Er ist ungefähr 80 Meter lang, das Wasser staut sich in einem etwa 12 Meter tiefen See. Dann ist hier noch der Coza-Engpass, der infolge natürlicher Phänomene entstand, die Felswände sind schräg angeschnitten und weisen wunderschöne Pastellfarben auf. Dann haben wir das Naturreservat am Goru-Gipfel, das ist auch der höchste Gipfel des Vrancea-Gebirges in 1787 Metern Höhe. Hier und nur hier wächst die Bergkiefer. Und dann ist noch der Rote Berghang auf der Liste, hier spielt die Landschaft des Reservats eine Rolle, infolge von Erosionen sind turmartige Gebilde zu erkennen.
Ein Förderprojekt der EU hatte den Naturpark Putna als Nutznießer, es ging dabei um die Erhaltung der biologischen Vielfalt des Gebiets. Das Projekt sei 2010 angelaufen und habe drei große Aktionslinien gehabt, berichtet Ion Militaru.
Zum Einen ging es um eine Bestandsaufnahme aller Pflanzen- und Tierarten, eine Kartenaufzeichnung in den Waldhabitaten, die Schaffung eines Verteilsystems für die Europaarten. In einem weiteren Bereich ging es um die Schärfung des Bewusstseins. Man startete Veranstaltungen für Kinder und Interessierte, die für die Verwaltung unterschiedlicher Waldgebiete zuständig sind. Dann trafen wir auch Verwalter von Jagdgebieten, um zu gewährleisten, dass das geltende Gesetz möglichst gut respektiert wird. Die dritte Ebene des Projekts bezog sich auf die Stärkung der institutionellen Kapazitäten mithilfe von Fortbildungskursen für das Personal oder die Verbesserung der Ausstattung der Verwaltungsgebäude. Der Gesamtwert des Projekts betrug 360.000 Euro, die Laufzeit endete letztes Jahr.
Eines ist wohl klar, verspricht der Parkleiter: Besucher des Nationalparks Putna im Landkreis Vrancea finden hier wunderschöne Flecken der Natur vor – und anständige Unterbringungsmöglichkeiten in den umliegenden Ortschaften für einen angenehmen Aufenthalt.