Bukarester Zirkus: Vorführungen mit Wildtieren untersagt
Nach dem Brand, der sich im Januar beim Globus“-Zirkus in der Hauptstadt ereignete und bei dem 11 Tiere starben, entstand eine Debatte in Rumänien über Vorführungen mit Wildtieren.
România Internațional, 24.02.2017, 18:22
Genauer gesagt entzweite dieser unglückliche Unfall die rumänische Gesellschaft. Die einen wollen alle Vorführungen untersagen, bei denen Tiere eingesetzt werden, mit der Begründung, man beeinträchtige ihre Würde und ihr Platz sei in der Wildnis. Die anderen meinen, dass diese Vorführungen einen Erziehungszweck für die Kinder hätten und deren Untersagung zum Verschwinden des Zirkus führen würde.
Die Tierschutzverbände nahmen gegen den Einsatz von Tieren im Zirkus Stellung. Diese fordern, dass sich Rumänien den zivilisierten Ländern anschließt, die keine Wildtiere mehr bei Zirkusvorführungen einsetzen. Laut dem Vertreter von WWF Rumänien, Magor Csibi, seien die Tiere, die in Gefangenschaft leben, zu einem kontinuierlichen Leid verdammt, das auf den Platzmangel und auf die schlechte Behandlung während der Dressur zurückzuführen ist. Z.B. verfüge ein Löwe in der Wildnis über mehr als 400 qkm Raum, wo er sich frei bewegen kann, beim Zirkus verfügt er nur über ein Paar qm:
Da sie sehr weite Räume benötigen, Vegetation, da sie Sonderbedürfnisse haben, kann man sie nicht in Gefangenschaft halten. In sehr wenigen Fällen können die Zoos diese Bedürfnisse befriedigen, aber ein Zirkus mit Sicherheit nicht. Z.B. darf ein Tiger nicht mit anderen Tigern zusammen in einem Käfig gehalten werden, denn sie können aggressiv werden, sie können sich gegenseitig verletzen. Der Tiger braucht viel Wasser und ein Zirkus kann ihm so etwas nicht bieten. Sie verbringen 94% ihrer Zeit in Käfigen. Im Übrigen trainieren sie, das heißt Schauspiel, sie müssen bei den Shows anwesend sein. Unter diesen Bedingungen ist es offensichtlich, dass diese Tiere die meiste Zeit leiden.“
Die Zahl der Wildtiere in den rumänischen Zirkussen ist unbekannt, da die meisten davon Wanderzirkusse sind. Man weiß aber, dass diese Tiere sowohl aus speziellen Zuchthöfen stammen, als auch aus der Wildnis. Magor Csibi sagt, dass solange es legal ist, Tiger zu dressieren und man Profit daraus erzielt, wird es auch eine Marktnachfrage geben, was einen zusätzlichen Druck auf die Wildtierbevölkerung darstellt.
In diesem Augenblick haben wir ungefähr 2000 Tiger in der Wildnis. Ihre Anzahl in Gefangenschaft ist dreimal so hoch. Dann die verschiedene Affenarten, die im Zirkus eingesetzt werden. Die Hauptbedrohung für diese Arten, neben der Abholzung der Wälder, ist der Handel. All das trägt entscheidend zum Aussterben dieser Arten bei. Z.B. ist es unserem Team vor 6 Jahren gelungen, in Thailand einen Transport von 12 Tigerjünglingen aufzufangen. So etwas passiert wegen der Zirkusse, der Zoos und der Menschen, die auf ihrem Privatgrund Wildtiere haben möchten. Alle Unterarten des Tigers sind vom Aussterben bedroht. Solange es eine Nachfrage gibt, steigt auch der Druck auf diese Tiere.“
Die Tierschutzverbände sagen außerdem, dass die Jagd- und Renninstinkte der Tiere in Zirkussen vollkommen unterdrückt werden. Sie werden gezwungen, Tricks durchzuführen, die ihrer Natur nicht entsprechen. Magor Csibi:
Wenn die Raubkatzen sich instinktiv sehr stark vor Feuer fürchten und Dompteure sie hingegen dazu bringen, durch einen Feuerzirkel zu springen, ist positive Motivation, also Belohnung, nicht ausreichend. Somit gibt es allerlei Strafen, Methoden, die Tiere zu terrorisieren, um etwas zu tun, was ihrer Natur zuwiderläuft. Kinder sollten schon über Tiere lernen, aber nicht in dieser Weise. Wir leben in einem Technologiezeitalter, wir haben gute Dokumentarfilme, 3D-Filme, bald auch virtuelle Realität. Somit wird jedes Kind die Gelegenheit haben, Wildtiere in ihrem Habitat zu sehen. Es setzt sich den Helm auf und sieht diese Tiere fast wirklichkeitsgetreu. Wenn wir diese Tiere sehen wollen, müssen sie sich nicht in Käfigen quälen. Sie verhalten sich sowieso total anders als in der Wildnis. Wir wollen auch nicht den Eindruck hinterlassen, dass diese Tiere unsere Freunde sind und dass wir ihnen nahe treten können. Denn das ist nicht wahr. Man kann seinen Kopf nicht ins Maul eines Löwen oder eines Tigers stecken. Man kann nicht neben einem Bären stehen, denn diese sind Wildtiere, die nicht an Menschen gewöhnt sind. Mit Sicherheit könnten wir im Wald keinen Bären sehen, der Fahrrad fährt, und keinen Tiger, der sich einem Feuer nähert. Die Tiere würden so etwas niemals aus eigenen Stücken tun.“
Umweltverbände fordern ein Gesetz, das in Rumänien Wildtiervorführungen in Zirkussen verbietet. Magor Csibi stellt einige Initiativen vor, diese Praktik zu stoppen.
Im Generalrat der Hauptstadt Bukarest hat man das Regelwerk des Globus-Zirkus geändert. Somit ist es nun untersagt, dass da noch Tiere während der Vorführungen eingesetzt werden. Ein weiterer geplanter Beschluss, der noch besprochen wird, schlägt vor, in Bukarest alle Wildtiershows zu untersagen. Drittens befindet sich bereits seit der vorigen Legislaturperiode ein Gesetzentwurf im Parlament, der diese Shows landesweit untersagen soll. Bis zum Frühling wird man dieses Gesetz hoffentlich verabschieden. Wenn wir es so nicht schaffen, dann werden wir Abgeordnete zu überzeugen versuchen, einen neuen Entwurf einzureichen. Wir wollen, dass diese Praktiken aus Rumänien verschwinden. Es gibt bereits 14 EU-Länder, in denen solche Schauspiele vollkommen untersagt sind, und 19 weitere Länder, wo diese teilweise verboten sind.“
WWF Rumänien hat auch eine Online-Petition zum Verbot des Tiereinsatzes im Zirkus ins Leben gerufen. Diese wurde bereits von über 30.000 Menschen unterzeichnet. Im Globus-Zirkus in der Hauptstadt hat am letzten Sonntag die letzte Vorführung stattgefunden, bei der Wildtiere eingesetzt wurden.