Zivilgesellschaft unterstützt Bildung am Land
Dort, wo das Eingreifen staatlicher Behörden längst überfällig ist, schafft es die Zivilgesellschaft immer wieder, Hilfe zu leisten. Gemeinnützige Vereine sind dabei angewiesen, verschiedene Sponsoren zu mobilisieren. Ein gutes Beispiel ist der Verein Bookland, dem es gelungen ist, eine Situation zu verbessern, die in Rumänen seit vielen Jahren ein Problembereich ist: den Zustand der Schulen auf dem Lande.
Christine Leșcu, 12.06.2024, 08:45
In nur vier Jahren hat Bookland 80 Schulen und Kindergärten saniert und ausgestattet. Den Anstoß dazu gaben Statistiken über massive Schulabbrüche in ländlichen Gebieten. Und die Gründe für die vernachlässigte Schulbildung gehen Hand in Hand mit der Vernachlässigung von Schulgebäuden, sagt Mihaela Petrovan vom Bookland-Verein.
„Die Bildungslage in ländlichen Gebieten ist ernst. So besucht beispielsweise jeder zweite Schüler nach der 8. Klasse keine weiterführende Schule. Und sogar jeder vierte Schüler vom Dorf macht kein Abitur. Es ist also schwierig, aber wir geben nicht auf. Wir Bürgerrechtler kämpfen weiter und es geht vorwärts. Wir haben einen Traum, sind vielleicht ein bisschen naiv, ein bisschen verrückt, mutig und glauben daran, dass wir es schaffen, auch wenn es nicht einfach ist. Und deshalb beginnen wir nach vier Jahren mit der Sanierung von Schulen in allen Landeskreisen, mit Ausnahme von Ilfov. Dort haben wir lange nach einer Schule gesucht, die unsere Hilfe braucht, aber es scheint, dass absolut alle mit Ermutigung des Schulamts in Eigenregie EU-Mittel beantragt haben. Und das ist gut so. Aber wir von Bookland haben eben eine besondere Formel. Wir arbeiten nicht mit EU-Geld. Aber wir kommen zurecht mit heimischen Mitteln, es klappt.“
Aber der größte Erfolg von Bookland war, die Gemeinden, die oft resigniert haben, zu mobilisieren, sagt Mihaela Petrovan und erklärt, wie der Verein vor Ort arbeitet.
„Wir haben in jedem Landeskreis mindestens eine und bis sechs Schulen renoviert. Der Durchschnitt liegt bei zwei pro Landeskreis, aber es gibt Kreise wie Vrancea mit sechs renovierten Schulen und Kindergärten. Wir sind froh, dass wir dort einen Wandel herbeigeführt haben, der sich fortsetzt. Wir haben Gemeinden vorgefunden, die sich bei unserer Ankunft in einem Zustand der Lethargie befanden und satt von Lügen und Versprechungen resigniert hatten. Und wir haben es geschafft, absolut jeden dort mitzunehmen. Die Eltern kochen eine warme Mahlzeit für die Arbeiter, die Schüler engagieren sich und malten mit Händen und Pinseln verschiedene Motive auf den Zaun oder auf die Wände. So wurden alle von klein bis groß einbezogen; die Priester, der Dorfarzt, der Bäcker, alle haben mitgemacht.“
Und diese Leistungen fallen den Einwohnern schnell auf, wie zum Beispiel einer Mutter aus dem Kreis Neamț, an die sich auch Mihaela Petrovan erinnert.
„Sie sagte: Wie schön, wir wollen ein geeintes Rumänien für unsere Kinder sehen, als sie die Spenderliste mit etwa 40-50 Namen bemerkte, die alle beigetragen hatten. Diese Mutter aus Păstrăveni im Kreis Neamț beeindruckte mich, und mir wurde klar, dass sie Recht hat, denn wir brachten 150-200 Pakete für die Schule, nicht nur aus dem eigenen Landeskreis, sondern auch aus Arad und Bihor. Die Waren kamen an, und wir konnten Unternehmen mobilisieren, Produkte oder Geld zu schicken, damit wir die Arbeiter bezahlen können. Wir haben immer auch die Ortsverwaltung mobilisiert, sich zu beteiligen. Und die meisten von ihnen haben mit ihrem Steuergeld beigetragen. Es floss also Geld nicht einmal vom zentralen Haushalt, sondern die Leute aus der Kommune haben für die Schule bezahlt. Wir sind stolz darauf, dass dieses erfolgreiche Trio – Unternehmen, Kommunalverwaltungen und Menschen am Ort – ohne europäische Gelder arbeitet.“
Der nächste Schritt, den Bookland vorbereitet, ist die Unterstützung der dualen Berufsausbildung, d. h. der Kurse, die Handwerker in verschiedenen, von der Wirtschaft nachgefragten Bereichen ausbilden. Unternehmen sind bereit, in die Ausbildung dieser Schüler zu investieren. Laut Mihaela Petrovan wäre dies der erste Campus im dualen System und könnte im Kreis Argeș, in der Gemeinde Vulturești, errichtet werden. Solche Räume werden hierzulande dringend gebraucht. Laut dem jüngsten OECD-Bericht ist die berufliche und technische Bildung in Rumänien beliebter als in anderen Ländern: 32 % der rumänischen Schüler im Alter von 15 bis 19 Jahren besuchen diese Art der Sekundarbildung.