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Zivilgesellschaft gegen Bullying: Bekämpfung institutionell geregelt

Kinder werden in unserer Gesellschaft längst nicht mehr allein in der Familie sozialisiert. Eltern stellen mit der Zeit entgeistert fest, dass in der Schule und im Freundeskreis Gewalt zum Alltag ihrer Kinder gehört.

Zivilgesellschaft gegen Bullying: Bekämpfung institutionell geregelt
Zivilgesellschaft gegen Bullying: Bekämpfung institutionell geregelt

, 13.11.2019, 17:30

Belästigung oder Aggression unter Kindern — oder Bullying, wie dieser Begriff auch in der rumänischen Sprache alltäglich geworden ist –, ist in den letzten Jahren zu einem in der Öffentlichkeit gut bekannten Thema geworden. Dieses negative Phänomen wurde durch Artikel in der Presse und durch Kampagnen der Zivilgesellschaft dem Publikum präsentiert und es wurde in der Öffentlichkeit diskutiert, wie man Bullying bekämpfen kann. Eine der Kampagnen hei‎ßt Cartoon Network Friendship Club“, sie wird in Zusammenarbeit mit der NGO Kindertelefon“ durchgeführt und hat bereits die fünfte Auflage erreicht. Das Motto, das die Kinder ermutigt, Schikanen zu bekämpfen, lautet: Sei freundlich, nicht böse“. Die Turnerin Cătălina Ponor, mehrfache Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin, ist die Sprecherin dieser Kampagne, die sie für sehr nützlich hält. Cătălina Ponor:



»Sei freundlich, nicht böse« ist eine schöne Botschaft, voller Freundschaft, die uns lehrt, nicht böse, sondern freundlicher zueinander zu sein, einander zu helfen. Alles basiert auf Freundschaft. Das Kindertelefon des Kindes unterstützt die Bullying-Opfer, und ich hoffe, dass unser Motto auch bei Erwachsenen mehr Freundschaft bringt. Glücklicherweise hatte ich keine persönlichen Bullying-Erfahrungen — die Trainer und die Kollegen waren wie meine Familie. Aber ich sah Bullying-Situationen vor dem Sportsaal, wo ich trainierte, in der Nähe von Schulen oder auf der Stra‎ße, und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Es ist aber nicht in Ordnung, nicht zu wissen, was man in solchen Situationen tun sollte. Es ist viel besser, Mut zu fassen und den anderen zu sagen, was man gesehen hat. Und man muss auch die Person, die belästigt wird, unterstützen und ihr in irgendeiner Weise helfen.“




Die NGO Kindertelefon” hilft seit vielen Jahren den Kindern, die von anderen Kindern angegriffen und misshandelt werden. Die Bullying-Opfer können die Angriffe unter der Rufnummer 116111 melden. In letzter Zeit hat es immer mehr Anrufe gegeben, es wurden Fälle von Belästigung und Bullying aufgedeckt und somit änderten sich die Statistiken auf beunruhigender Weise. Aber auch wenn die Beschwerden zahlreicher wurden, gehen die Fachleute davon aus, dass die Anrufe nur die Spitze des Eisbergs beim Phänomen Bullying darstellen. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern rufen bei 116111 an und reklamieren Bullying-Situationen im Kindergarten, was einem Anteil von 8,76% entspricht. In den Grundschulen (Klassen 1 bis 4) lag der Prozentsatz der Eltern, die Bullying gegen ihre Kinder reklamierten, bei 40,29%, in der Hauptschule (Klassen 5 bis 8) bei 48% und im Gymnasium (Klasen 9 bis 12) bei 2,95%. Mehr dazu von der Koordinatorin des Kindertelefons, Cătălina Surcel:



Viele Eltern, die uns in solchen Situationen kontaktiert haben, hatten Kinder in der Grundschule und in der Hauptschule. Was das Geschlecht der Opfer betrifft, so waren die Kinder, deren Eltern das Kindertelefon genutzt haben, zu 70% Jungen in den Altersgruppen 3 bis 6 Jahre bzw. 7 bis 10 Jahre. Warum haben die Eltern mit unserem Verband Kontakt aufgenommen? Vor allem, um nach rechtlichen Lösungen zu suchen. Fast 65% der Anrufer brauchten Rechtshilfe. Da es jedoch keinen entsprechenden Rechtsrahmen für solche Situationen existiert, gab es auch Eltern, die bei uns Rechtsberatung suchten, um dann individuell die notwendigen Schritte zu unternehmen. Dies war in 22,86% der gemeldeten Bullying-Situationen der Fall. 14,85% der Eltern forderten die Intervention der Institutionen, die auf der Grundlage einer internen Regelung der Bildungseinrichtungen befugt sind, in Fällen von Belästigungen und Bullying im schulischen Umfeld zu intervenieren. 55,24% der Eltern hatten sich bereits bei der Schulleitung oder beim Schulinspektorat beschwert, waren aber mit den erhaltenen Antworten unzufrieden. Da es keinen nationalen Rechtsrahmen in diesem Bereich gibt, konnten auch keine Ma‎ßnahmen ergriffen werden, um Bullying-Situationen angemessen zu lösen.“




Wenn es um Lösungen geht, wollen 44% der Eltern von Kindern, die Opfer von Bullying werden, dass die Schule durch Zwangsma‎ßnahmen gegen das gewalttätige Kind vorgeht, und 27% fordern dessen Ausschluss von der Schule. Ein durch Mobbing oder Bullying ausgelöster Schulwechsel für das Opfer nehmen 29% der Eltern in Betracht. Deshalb ist es dringend notwendig, ein Anti-Bullying-Gesetz zu verabschieden, um nicht mehr chaotisch zu handeln. Der Vorschlag zur Änderung des Bildungsgesetzes durch Ma‎ßnahmen gegen Mobbing und Bullying in der Schule wurde vom Parlament angenommen und soll vom Staatspräsidenten promulgiert werden. Die Empfehlungen des Kindertelefon-Verbandes, die nach Gesprächen mit Eltern und Kindern formuliert wurden, sind in diesem Projekt enthalten, sagt Cătălina Surcel:



Es ist höchst notwendig, dass die Schulen Verfahren zur Identifizierung von Mobbing und Bullying entwickeln. Ferner sollten in allen Schulen des Landes spezialisierte Schulberater für Mobbing und Bullying tätig sein, die klare Befugnisse für die Lösung solcher Fälle haben. Das Bullying-Thema sollte in den Lehrplan und in die Lehrbücher für Bürgererziehung aufgenommen werden und von den Klassenlehrern in den Erziehungsstunden mit den Kindern diskutiert werden. Die Audio- und Videoüberwachung muss nicht nur in Schulen, sondern auch in Kindergärten verwendet werden. Au‎ßerdem müssen die Lehrer darauf vorbereitet sein, sich dieser Herausforderung in der Schule zu stellen. Die Gesetzesinitiative, die vom Staatspräsidenten promulgiert werden soll, beinhaltet auch diese Empfehlung. Es ist auch notwendig, die Eltern durch eine effektive Zusammenarbeit zwischen Schule und Familie einzubeziehen.“




Die Wünsche der Kinder müssen berücksichtigt werden. Die Kinder wollen vor allem gehört und verstanden werden. Sie wollen nicht, dass andere Leute ihre Probleme lösen, ohne sie zu fragen. Cătălina Surcel:



Was Kinder wirklich nicht wollen, ist, dass die Eltern dem ersten Impuls nachgeben, indem sie zur Schule gehen, um das Problem selbst zu lösen. Die Kinder wollen zusammen mit ihren Eltern entscheiden, was zu tun sei und welche Schritte man unternehmen sollte.“




Dies sind weitere Gründe dafür, dass die Intervention zur Bekämpfung des Mobbing- und Bullying-Phänomens institutionell geregelt und nicht auf dem Niveau der individuellen Abklärungen belassen wird.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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