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Wegen Sparzwangs springen Freiwillige auch im Rettungsdienst ein

Ein Held in jedem von uns – hinter diesem etwas pathetisch klingendem Namen versteckt sich ein erfolgreiches Freiwilligenprogramm des Bukarester Notfalldienstes.

Wegen Sparzwangs springen Freiwillige auch im Rettungsdienst ein
Wegen Sparzwangs springen Freiwillige auch im Rettungsdienst ein

, 16.08.2017, 17:30

In der Notfallmedizin kommt es auf jede Sekunde an und es gibt wenige Fachbereiche, wo der Personalmangel solch katastrophale Folgen haben kann. Als die Finanz- und spätere Staatsschuldenkrise Rumänien in den Jahren 2010-2011 erreichte, reagierte die Politik mit Sparma‎ßnahmen und der Bukarester Rettungsdienst sah sich in der Folgezeit vor gro‎ße Schwierigkeiten gestellt. Das war der Hintergrund, vor dem Dr. Cristian Grasu den Freiwilligendienst aufbaute.



Es war damals die schiere Not, die uns dazu geführt hat, aber dann habe ich mich stark emotional auch dank der Freiwilligen engagiert. Am Anfang war der Gedanke, wie wir den Personalmangel in Bukarest und Ilfov überbrücken können — die Regel im öffentlichen Dienst war damals, dass eine Stelle nur dann frei wurde, wenn sieben Beschäftigte den Dienst verlassen. Wir waren also dazu gezwungen, mit Freiwilligen zu arbeiten. Wir waren nach geltenden Vorschriften gehalten, den jeweiligen Patienten in Bukarest innerhalb von 15 Minuten und in Ilfov in unter 20 Minuten zu erreichen, und die Personalressourcen reichten nur für 90 Prozent dieser Leistung aus — also mussten wir auf Freiwillige setzen.“



Dr. Cristian Grasu baute das Programm auf eine sehr funktionale Weise auf, erzählt er:



Wir arbeiten sehr einfach. Bei der Fahrdienstleitung des Rettungsdienstes haben wir eine Schnittstelle und eine Softwareanwendung eingerichtet. Wenn ein Notruf kommt und Alarmstufe Gelb oder Rot gilt, wird die Meldung an die Anwendung weitergegeben und das System sucht im Opferumkreis von 1000 Metern nach verfügbaren Freiwilligen. An diese ergeht dann eine Meldung über den Vorfall. Von da an geht es demokratisch zu — die Freiwilligen sind gut vorbereitet, sie entscheiden selbst, ob sie den Fall übernehmen oder nicht.“




Das Programm besteht seit vier Jahren und innerhalb dieses Zeitraums wurden über 5000 Vereinbarungen mit Freiwilligen abgeschlossen — und je mehr es sind, desto mehr Chancen haben Patienten, dass im Notfall Hilfe sehr schnell da ist. Und das Programm steht kurz davor, auf das ganze Land erweitert zu werden. Die Hardwareteile sind gekauft, die Sicherheitsstandards umgesetzt worden — jetzt fehlt nur die Finanzierung, um die mobile Anwendung mit den aktuellen Fassungen der mobilen Betriebssysteme Android und iOS vereinbar zu gestalten. Hinter den vielen technischen Details stecken aber natürlich Menschen und ihre persönliche Geschichten, sagt Dr. Cristian Grasu.



Eine sehr beeindruckende Story, für mich persönlich zumindest, war eine Begegnung vor zwei Jahren in Poiana Braşov bei dem Jahreskongress der Notfallmediziner: zwischen dem Freiwilligen Mihai Moldoveanu und dem Mann, den er gerettet hat. Das Herz des fast 50-jährigen Patienten hatte versagt, Mihai war als erster am Ort und begann sofort mit der Wiederbelebung und das Herz des Patienten schlug wieder, als die Profi-Mediziner eintrafen. Die beiden verbindet sozusagen eine Freundschaft fürs Leben. Es kommt oft dazu, dass Freiwillige das eine oder das andere Schicksal verändern“, erinnert sich Dr. Grasu.




Für viele Freiwillige war das Programm ein Neustart im eigenen Leben. Sie verzichteten auf die damaligen Berufe, lernten um auf Pfleger oder Assistenzarzt oder begannen sogar ein Medizinstudium an der Uni. Sie fühlten einfach, dass ihre neue Existenz mehr Sinn macht. Und manchmal sind die Freiwilligen sogar schneller an der Stelle, als das System vom Vorfall erfährt, erzählt der Freiwillige Alexandru Andraşi, der auch die Freiwilligen Rettungsdienste in Bukarest leitet:



Ich war unten in der U-Bahn am Universitätsplatz in Bukarest, eine Person war gestürzt, sie war in Herz- und Atemstillstand. Eine Menschenmenge stand da, ich bahnte mir einen Weg durch die Menge und begann nach Protokoll mit der Wiederbelebung. Ich habe dann die Notrufnummer 112 angerufen — und dann meldete mir auch die App auf meinem Smartphone den Vorfall.“




Andraşis Beispiel beweist einmal wieder, dass in diesem Beruf einige Sekunden den Unterschied machen können — zwischen Leben und Tod.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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