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Verein Samusocial hilft Obdachlosen über den Winter

In Bukarest gibt es etwa 5000 Personen ohne festen Wohnsitz. Sie leben auf der Straße und im Winter wird das Leben für sie viel schwieriger. Organisationen wie Samusocial helfen ihnen.

Verein Samusocial hilft Obdachlosen über den Winter
Verein Samusocial hilft Obdachlosen über den Winter

, 25.01.2017, 18:43

Die eisigen Temperaturen und der Schnee sind im Winter die grö‎ßten Feinde der Obdachlosen, die ohnehin ein schweres Leben auf der Stra‎ße führen. Mehrere Nichtregierungsorganisationen helfen diesen in Bukarest. Sabina Nicolae ist Vorsitzende der Organisation Samusocial und berichtet:



Insbesondere im Winter verteilen wir Schlafsäcke, Winterschuhe, Handschuhe, Mützen sowie warme Suppen und Tee. Dazu bieten wir unsere üblichen Dienstleistungen im sozialen, medizinischen, psychologischen Bereich an. Wir helfen ihnen, sich auch beruflich wieder zu integrieren. Im Winter wie auch im Sommer versuchen wir, für sie eine Unterkunft zu finden. Gesundheitlich sind die Frostbeulen ein Problem. Diejenigen, die sich weigern, Übernachtungsstätten aufzusuchen, haben darunter zu leiden. Wir versuchen ihnen zusätzliche Lebensmittel zu verteilen. Zudem helfen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger mit, indem sie ihnen insbesondere Nahrung schenken.“




Den Obdachlosen wird geholfen, neue Papiere zu bekommen, weil viele von ihnen keine mehr haben. Und sie werden auch ermutigt, sich selbst zu helfen, nachdem ein Arbeitsplatz vermittelt wird. Cristian war einer der Nutznie‎ßer. Er ist 24 Jahre alt und kam mit 18 Jahren von Tulcea nach Bukarest, auf der Suche nach einem besseren Leben. Er hatte aber keine Verwandte oder Bekannte in der Hauptstadt und hat zuerst die harte Seite der Stadt kennen gelernt. Cristian berichtet:



Die Hälfte der insgesamt sechs in Bukarest verbrachten Jahre habe ich auf der Stra‎ße verbracht. Im Winter ist es auf der Stra‎ße sehr schwer. Auch jetzt denke ich an diejenigen, die auf der Stra‎ße leben müssen. Manche wollen nicht, andere können nicht arbeiten. Wo finden sie Schutz? Ich habe diese Erfahrung gemacht, den Winter auf der Stra‎ße zu verbringen. Am Abend spürst du es nicht, aber nachts, nach Mitternacht, wenn sich der Frost zuspitzt… dann ist es schwer. Ernähren konnte ich mich ziemlich gut, denn ich arbeitete ab und zu mal als Tagelöhner und bekam etwas zu essen.“




Seit Ende 2015, Anfang 2016 geht es ihm besser. Mit Hilfe von Samusocial hat er es geschafft neue Papiere — Personalausweis und Geburtsurkunde — zu bekommen. Andere Obdachlose hatten sie von ihm gestohlen. Samusocial hat ihm auch geholfen, einen Arbeitsplatz zu finden. Cristian berichtet weiter:



Ich arbeite für eine Umweltschutz-Organisation. Mein Bereich ist die Papier-Wiederverwertung. Mir gefällt, wie sie das Papier auf Fahrrädern transportieren. Am Anfang zögerte ich ein bisschen, jetzt, nach zwei Monaten, macht es mir viel Spa‎ß, Fahrrad zu fahren. Ich wohne jetzt in einer Wohnung, die ebenfalls einer Nichtregierungsorganisation gehört. Ich zahle eine niedrige Miete, die aber langsam steigt. Die Menschen müssen verstehen, dass die arbeiten müssen, um für sich selbst sorgen zu können, das ist die Idee.“




Nicht alle Obdachlosen-Geschichten haben aber ein glückliches Ende. Călin Niculaie Niculescu ist 59 Jahre alt und lebt seit 13 Jahren auf der Stra‎ße. Infolge der Scheidung hat er die Wohnung verloren. Dann hat er ohne Erfolg sein Glück in Deutschland versucht. Anschlie‎ßend erkrankte er an Tuberkulose. Er ist Metall-Ingenieur, wegen des Alters hatte er aber Probleme, einen Job zu finden. Wie hat er es aber so lange Zeit auf der Stra‎ße ausgehalten?



Wie ich eben nur konnte… In meiner Jugend habe ich Alpinismus betrieben, ich nahm an unterschiedlichen Winter-Camps teil, da habe ich gelernt, unter allen möglichen Bedingungen zu überleben. Ich habe in Parks geschlafen, in einer verlassenen Kapelle, ich fuhr mit dem Zug nach Videle und schlief nachts im Zug. Ich habe in Friedhöfen gebettelt. Seit November 2015 lebe ich in einem Obdachlosen-Heim. Wenn du dort bleibst, gibt es drei Mahlzeiten pro Tag. Es gibt warmes Wasser, Heizung… Es ist gut.“




Dieser Winter hat, neben den üblichen Problemen, auch einen zeitweiligen Job für Herrn Niculescu mit sich gebracht. Dieser passte auch gut zu seinem Bart:



Ich hatte es nicht erwartet, ein Angebot zu bekommen. Es waren sogar mehrere. Ich konnte also wählen. Es war eine tolle Erfahrung. Ich habe den Weihnachtsmann gespielt. Ich habe auch für Coca-Cola gearbeitet. Ich habe keinen Internet-Zugang, Samusocial kann mir aber helfen.“




Manche Obdachlose haben aber nicht mehr die Kraft, etwas in ihrem Leben zu ändern. Die Sozialhelferin Alina Mirea von Samusocial erklärt den psychologischen Mechanismus:



Die meisten haben eine Geschichte voller Traumen, stammen aus Familien, die sie missbraucht haben. Wenn sie auf der Stra‎ße landen, wird es für sie noch schwieriger, ihre Lage zu bewältigen. Aber mit Geduld und mit Hilfe der Psychologen, Ärzte und Sozialhelfer kann die Lage ein bisschen verbessert werden. Auch wenn wir die Welt nicht ändern, können wir das Leben dieser Menschen besser machen. Manche überzeugen wir, zumindest zeitweilig, die Stra‎ße aufzugeben, wir zeigen ihnen, dass das Leben auch anders ausschauen kann, wenn sie sich bemühen. Andere freuen sich, dass sie Essen bekommen und sich waschen können.“




Ab und zu mal passiert es, dass Obdachlose nicht ins Heim wollen oder das Heim verlassen. Nichtdestotrotz geben die Sozialhelfer nicht auf und versuchen weiter, diesen Menschen zu helfen, damit diese die Kraft finden, ihr Leben zu ändern.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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