Sustenlandia: Die Konferenz zur Nachhaltigkeit der Wirtschaft
Der Kapitalismus im alten Stil muss sich ändern. Die Unternehmen, die nur auf Profit aus sind, müssen sich ändern. Das war Thema der Konferenz eines Verbandes, der sich die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat.
Iulia Hau, 23.10.2024, 13:25
Wer sich weigert, neue Standards zu erfüllen, wird außen vor bleiben. Das behaupteten die Redner bei der Konferenz Sustenlandia: Unternehmen müssen aufgrund der Klimakrise Verantwortung übernehmen, die über die Finanzabteilung hinausgeht.
Neben Vertretern rumänischer Konzerne waren drei weltbekannte Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit auf der Bühne. John Elkington gilt als „Pate der Nachhaltigkeit“, da er sich seit dreißig Jahren mit dem Thema beschäftigt. Er sprach über die aktuelle Unternehmensführung in Rumänien.
„Sie haben in Rumänien zum Beispiel eine Geschichte der Erdölförderung, die problematisch war und noch problematischer werden wird. Die Landwirtschaft ist ein weiterer Bereich, in dem intensive Landwirtschaft mit Pestiziden und Düngemittel, neben den ökologischen Produkten existiert. Es fällt mir sehr schwer, zu verallgemeinern, aber ich bin wirklich überrascht, weil das Niveau der Debatte, zumindest in bestimmten Netzwerken hier, viel fortgeschrittener ist, als ich dachte.“
Für Außenstehende scheint der rumänische Wirtschaftsmarkt immer noch auf einer Nullsummen-Mentalität zu beruhen. John Elkington glaubt, dass der Generationswechsel das Problem beheben könnte.
„In einem Land wie Rumänien, in einer Wirtschaft wie Ihre, ist es vollkommen verständlich. Sie ist aus einer Zeit enstanden, in der es ein ganz anderes Verständnis der Werte gab. Die Menschen haben sich bemüht, zu zeigen, dass sie auf eine Art und Weise Gewinn machen können, die Investoren anzieht. Aber ich denke, wenn man sich andere Teile der Welt anschaut, dann waren es Katastrophen, die die Menschen in den frühen Phasen der Veränderungsagenda wachgerüttelt haben. Jedoch haben sich die Dinge in der Zwischenzeit geändert, und vielleicht ist das auch in Rumänien geschehen.
Unternehmen, die den Wandel nicht nur als Risikomanagement betrachten, beginnen zu verstehen, dass es in Wirklichkeit um die Chancen der Zukunft geht, darum, was die Märkte wollen. Wie können wir neue Arten von Verbrauchern, neue Arten von Kunden und neue Arten von Investoren bedienen? Viele derjenigen, die traditionelle, rein gewinnorientierte Unternehmen führen, werden sich nicht ändern, sie werden nur gehen, wenn sie in Rente gehen oder nicht mehr da sind. Die Frage ist also: Wie können wir den Prozess beschleunigen, der junge Menschen in einflussreiche Positionen bringt? Denn im Allgemeinen nehmen junge Menschen die Welt um sie herum besser wahr.“
Die Diskussionen auf der Bühne der Veranstaltung wurden von Charlie Cox moderiert. Sie ist die Gründerin eines britischen Unternehmens, das den Managern hilft, eine klimafreundliche Einstellung zu entwickeln. Charlie Cox versuchte zu erklären, welche Kräfte Unternehmen bewegt und wie man die Umwelt ganz oben auf die Prioritätenliste setzen könnte.
„Wenn wir über Veränderungen nachdenken, denken wir oft an die Aktionen. Wir müssen auch die Motivation berücksichtigen. Es geht darum, an die inneren Werte der Menschen anzuknüpfen, an ihren Zweck, man könnte sagen, an ihre moralische Faser. Es geht darum, den Teil in den Menschen ansprechen, die schon als Vierjährige Astronaut werden wollten, den Traum, die Liebe, das Gefühl, einen Marienkäfer auf einem Blatt befreien zu wollen. Dieser Teil von uns ist immer noch lebendig, aber als Erwachsene haben wir ihn unterdrückt, und es ist sehr wichtig, ihn wieder zu erreichen. Ich würde idealistisch klingen, wenn ich nicht zwei andere Dinge erwähnen würde: Knappheit und Relevanz, die fast zwei Elemente derselben Seite der Medaille sind. Die eine ist die Aktivierung des Gefühls der Angst. Wie groß ist das Risiko für Ihr Unternehmen, wenn Sie sich zurücklehnen und nichts tun?
Wir können zum Beispiel über die alten Unternehmen von vor 30 Jahren sprechen, von denen wir dachten, dass es sie für immer geben würde, und die nun aufgrund des technologischen Wandels völlig veraltet sind. Das andere Element ist es, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie relevant bleiben und Teil einer Veränderungsbewegung sein werden, wenn sie sich dafür entscheiden. Das müssen wir den Menschen vermitteln: Tun Sie nichts Ungewöhnliches, wenn sie keine Pionierarbeit leisten wollen. Sie sind eigentlich Teil einer Welle von Unternehmen, die sich in die gleiche Richtung bewegen. Das schafft ein Gefühl der Sicherheit, dass man dazugehört, dass man als CEO oder vom Managementteam nicht entlassen wird, weil man sich in die Richtung bewegt, in die sich alle anderen bewegen, und dass man in Sicherheit ist.”
Wayne Visser ist einer der 100 führenden Denker der Rangliste für vertrauenswürdiges Geschäftsverhalten der Harvard School. Er war der dritte ausländische Redner der Sustenlandia-Konferenz. Visser ist der festen Überzeugung, dass kein Mensch allein die Welt verändern kann, sondern dass jeder Mensch seinen Einflussbereich verändern sollte.
„Meiner Meinung nach kann lokales Handeln in diesem Bereich sehr wirkungsvoll sein. Wenn man sich anschaut, was einige Bürgermeister auf städtischer Ebene zum Thema Klimawandel unternommen haben, war das viel effektiver als das, was einige nationale Regierungen oder internationale Kooperationen getan haben. Und das zu Recht, denn die Bürgermeister können die Auswirkungen auf lokaler Ebene sehen, sie haben oft mehr Entscheidungsbefugnis und es ist für sie einfacher, das Problem und die Lösung zu verwalten. Wir brauchen zwar Maßnahmen auf allen Ebenen, und alle sollten zusammenarbeiten, aber ich glaube nicht, dass wir warten sollten, bis wir die ideale Gesetzgebung haben und sich alle einig sind. Sie wissen ja, was man sagt: Perfektion darf kein Hindernis für Veränderungen sein.“