Soziologische Studie: Rumänische Lehrer wenig empfänglich für Demokratie
Der Anteil der Lehrer, die ein geringes Engagement für Demokratie haben, ist besorgniserregend. Die soziale Toleranz von Lehrern ist gering und die Ablehnung mancher Bevölkerungsgruppen ist unter Lehrern sogar noch größer als in der übrigen Gesellschaft.
Christine Leșcu, 28.11.2018, 17:30
Das sind zwei Schlussfolgerungen einer kürzlich abgeschlossenen soziologischen Studie zum Thema demokratische Werte, zu denen sich das rumänische Lehrpersonal bekennt. Die Schlussfolgerungen der soziologischen Studie sind nicht nur besorgniserregend, sondern haben auch zu ernsthaften Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit geführt. Selbst die Autoren der Studie — eine Gruppe angesehener Soziologen und Psychologen, die unter der Schirmherrschaft der Friedrich-Ebert-Stiftung arbeiteten — räumten ein, dass die Schulbildung für die Bildung einer demokratiefreundlichen politischen Kultur von Bedeutung ist“. Aus dieser Perspektive spielen die Werte der Lehrer, besonders in einer Zeit, in der ein Teil Europas von autoritären Strömungen beeinflusst wird, die die Demokratie in Frage stellen, eine wichtige Rolle. Was die Autoren der Studie herausgefunden haben, erzählt uns Gabriel Bădescu, Leiter der Abteilung für Politikwissenschaften an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg):
Wir wollten sehen, inwieweit sie der Meinung sind, dass die Gesellschaft nach demokratischen Regeln regiert werden sollte. Insgesamt gaben rund 90% an, sie würden demokratische Systeme mögen und das klingt beruhigend. Das Problem ist, dass bei etwas detaillierteren Fragen ein ziemlich hoher Prozentsatz — etwa 40% — angegeben haben, dass es selbst in einer Demokratie gut wäre, einen starken Führer zu haben, der sich nicht mit freien Wahlen und dem Parlament beschäftigt.“
Obwohl dies eine Minderheit ist, glauben 14% der Lehrer, dass der Austritt Rumäniens aus der Europäischen Union eine positive Angelegenheit wäre. Derselbe Prozentsatz würde die Existenz eines Militärregimes gutheißen, und 11% würden das Vorhandensein eines Systems religiöser Gesetze befürworten (was das Fehlen politischer Parteien und das Fehlen von Wahlmechanismen bedeuten würde). Obwohl diese Studie zeigt, dass die Werte der Lehrer weniger demokratisch sind, als wir es erwartet hätten, ist der Soziologe Claudiu Tufiş der Ansicht, dass diese Daten in den breiteren Kontext der Ansichten der Bevölkerung gestellt werden müssen. Aus dieser Perspektive erscheinen die Lehrer in einem günstigeren Licht, nicht die Gesellschaft insgesamt. Der Soziologe Claudiu Tufiş:
Die Daten im Bericht wurden nur durch Vergleich mit den Daten der Lehrkräfte in der voruniversitären Ausbildung interpretiert. Es wurde kein Vergleich mit der Gesamtbevölkerung oder mit der Bevölkerung mit höherer Bildung gemacht. Ich habe mir ähnliche Daten angesehen, die Anfang 2018 in Rumänien in Rahmen internationaler Forschungen gesammelt wurden. So sind wir zu dieser Schlussfolgerung gekommen: Auch wenn sie relativ intolerant und wenig demokratisch sind, sind die Lehrer in Rumänien, verglichen mit der Bevölkerung mit Hochschulstudium, offener und demokratischer. Das Problem ist nicht, dass Lehrer undemokratisch sind, sondern dass wir als Bevölkerung so sind. In den 30 Jahren nach dem Fall des Kommunismus haben wir die mit der Demokratie verbundenen Werte nicht verinnerlicht.“
Hinzu komme der breitere europäische Kontext, meint der Soziologe Claudiu Tufiş.
Das Problem aus dieser Sicht ist, dass in Rumänien einerseits die Unterstützung der Demokratie abnimmt und andererseits die Bevölkerung noch nicht gelernt hat, was Demokratie bedeutet und was ihre Werte sind. In Ländern mit einer demokratischen Tradition von mehr als 50 Jahren funktioniert das demokratische System, selbst wenn das Vertrauen in die Demokratie nachlässt.“
In Bezug auf die soziale Toleranz weichen die Rumänen jedoch nicht zu viel vom europäischen Trend ab. Die von den Lehrern am häufigsten abgelehnten Gruppen sind Drogenabhängige (58,7%) und Alkoholabhängige (53,6%). An dritter Stelle stehen die Roma (42,5%), andere Kategorien, die einen hohen Prozentsatz negativer Einstellungen ihnen gegenüber aufweisen, sind Homosexuelle (38,3%), Sprecher einer anderen Sprache (33,7%) und unverheiratete Paare (33,1%). In Bezug auf Roma-Schüler gehen einige rumänische Lehrer jedoch weiter, laut der Studie Bildung für Demokratie in den Schulen in Rumänien“. Gabriel Bădescu dazu:
Wir haben eine Frage zu der Meinung der Lehrer in Bezug auf die Ausbildung von Roma-Kindern. Ist es angebracht, gemeinsam mit anderen Kindern unterrichtet zu werden, oder wäre es wünschenswert, in separaten Klassen zu sein? In diesem Fall haben die Antworten Diskussionen ausgelöst, sie sind aber auch besorgniserregend, denn jeder achte Befragte, der seine Meinung geäußert hat, glaubt, dass die Roma in getrennten Klassen lernen sollten. Das ist ein Problem. In der Erziehungswissenschaft besteht seit langem Einigkeit darüber, dass die Schüler unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht, Unterschieden oder körperlichen Behinderungen zusammen lernen sollten. Die Schule sollte inklusiv sein.“
Am beunruhigendsten ist jedoch die Einstellung junger Lehrer unter 35 Jahren. 54,5% von ihnen glauben, dass Rumänien einen starken Anführer haben sollte, und 17,9% meinen, dass es positiv wäre, wenn unser Land nicht mehr Mitglied der EU wäre. Der Soziologe Claudiu Tufiş erklärt:
Dies sind Personen unter 35 Jahren, die zum Zeitpunkt des Falls des Kommunismus 5–6 Jahre alt waren und sich an nichts von früher erinnern konnten. Sie entwickelten sich in der schwierigen Zeit der postkommunistischen Übergangszeit. Sie haben unangenehme wirtschaftliche Erfahrungen gemacht, Ungleichheit erfahren, ihnen fehlten jedoch nicht die politischen Freiheiten und ihre Grundrechte wurden nicht verletzt. Die Erklärung könnte diese Erfahrung sein, verbunden mit Enttäuschung darüber, wie die Demokratie in Rumänien jetzt funktioniert.“