Seniorenhotline: Hilfe für alleinstehende Betagte
Das Bewältigen der alltäglichen Probleme wird für Senioren immer komplizierter, und in schwierigen Lebenssituationen oder einsamen Stunden kann ein Gespräch mit einem verständnisvollen Menschen helfen und erleichtern.
România Internațional, 03.08.2016, 17:30
Die Alterung der Bevölkerung macht sich in ganz Europa bemerkbar. Das Bewältigen der alltäglichen Probleme wird für Senioren immer komplizierter, und in schwierigen Lebenssituationen oder einsamen Stunden kann ein Gespräch mit einem verständnisvollen Menschen helfen und erleichtern. Nach dem Beispiel anderer europäischer Länder funktioniert jetzt auch in Rumänien ein Seniorentelefon“.
Laut dem Nationalen Institut für Statistik leben in Rumänien mehr als 3 Millionen Menschen, die über 65 Jahre alt sind. Manche leben in Altersheimen, aber die meisten Senioren wohnen allein, ohne jegliche Hilfe. Um ihnen unter die Arme zu greifen, hat die Stiftung Prinzessin Margareta von Rumänien ein Seniorentelefon“ eröffnet, eine kostenlose Hotline, wo die Senioren über 65 anrufen können, wenn sie Probleme haben. Seit ihrer Rückkehr in Rumänien vor 25 Jahren kümmert sich Prinzessin Margareta um die Senioren und versucht, ihnen mit Programmen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität zu helfen. Das Seniorentelefon ist ein Projekt, das unseren älteren Mitmenschen entgegenkommt, wenn es darum geht, Informationen zu verschaffen, emotionelle Unterstützung zu bieten, die Einsamkeit zu erleichtern, sagte uns der Geschäftsführer der Stiftung Prinzessin Margareta von Rumänien, Mugurel Enescu:
Die Senioren können die Nummer 0800 460 001 anrufen, und wir sind mit ganzem Herzen für sie da. Unsere Kolleginnen, die den Bereitschaftsdienst sichern, sind für den Dialog mit älteren Menschen speziell trainiert, sie sind ausgebildete Sozialarbeiterinnen und tun alles Mögliche, um den Senioren bei der Bewältigung ihrer Probleme zu helfen. Das Seniorentelefon ist ein Anschluss zwischen älteren Leuten und den Dienstleistungen, die ihnen angeboten werden. Wir dachten uns, dass die Senioren nicht so gut informiert sind wie die jungen Leute, die das Internet benutzen. Ältere Menschen können mit dem Computer nicht so gut umgehen, sie kennen sich mit dem Internet nicht aus. Wir haben eine sehr gut strukturierte Datenbank geschaffen und wir stellen sofort die Verbindung zwischen Senioren und Organisationen oder Einrichtungen her, die ihnen helfen könnten. Ferner können wir unseren älteren Mitmenschen Seniorenklubs oder andere Dienstleistungen empfehlen, die in ihrer Nähe funktionieren.“
Sehr viele ältere Menschen leben sozial isoliert, leiden unter Einsamkeit und wissen nicht, wo sie ein offenes Ohr und eine verständnisvolle Seele finden können. Inzwischen hat sich aber die Nachricht über das Seniorentelefon verbreitet, sagte uns Mugurel Enescu:
In den ersten drei Monaten seit der Eröffnung des Seniorentelefons hatten wir etwa 1.000 Anrufe. Am wichtigsten war es aber, dass über 500 Senioren uns um Hilfe baten oder mit einem Menschen sprechen wollten, der ihnen in den einsamen Stunden behilflich sein sollte. Es waren mehr als 120 Stunden, die wir am Telefon in Gesprächen mit älteren Menschen verbrachten. Die Senioren haben uns angerufen, weil sie finanzielle Unterstützung oder medizinische Hilfe bekommen wollten, weil sie praktische Informationen suchten, weil sie Fälle von Misshandlungen gegen ältere Menschen melden wollten. Wenn eine ältere Person sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet, stellen wir sofort die Verbindung zwischen dieser Person und einer naheliegenden NGO oder einen Sozialdienst in der Nähe her, der sich um ältere Bürger kümmert.“
Frau Elisabeta ist 62 Jahre alt, in der Stadt Baia Sprie in der Marmarosch zu Hause und sehr zufrieden mit der Seniorenhotline:
Ich habe von dieser Initiative Anfang des Jahres im öffentlich-rechtlichen Radio gehört, den ich oft einschalte. Am 7. Januar habe ich dann selbst angerufen, ich war sehr neugierig, zu erfahren, wie das funktioniert. Ein junges und sehr zuvorkommendes Fräulein namens Roxana hat sich gemeldet, ich habe ihr gesagt, was ich brauche, und sie hat mir mit einer Telefonnummer weitergeholfen. Sie ließ mich die Nummer wiederholen, um sicherzugehen, dass ich sie richtig aufgeschrieben habe. Man fühlt sich wie in einer Familie, ich rufe immer voller Vertrauen an, dass man mir weiterhilft. Die Ratschläge sind immer willkommen und nützlich.“
Lucia Felicia ist 77 Jahre alt und in der Donaustadt Galaţi zu Hause. Ihre Einsamkeit bekämpft sie mit Malen und hin und wieder greift sie zum Hörer, um die Seniorenhotline anzurufen:
Ich habe immer diverse Ratschläge zur Lösung meiner Probleme erhalten. Vor allem im hohen Alter gibt es vieles, was dich bedrücken kann. Als die Briefträgerin kam und mir die Broschüre über das Seniorentelefon brachte, hatte ich großen Ärger, weil die Heizung nicht funktionierte. Ich habe ja mein Hobby, ich male gerne, aber wegen der Kälte in der Wohnung konnte ich das nicht mehr tun. Ich habe also angerufen und mir Rat geholt, an wen ich mich zur Lösung meines Problems wenden muss. Das Seniorentelefon ist also absolut nützlich. Und die Mitarbeiter interessieren sich auch für meine Malerei, ich wollte ja auch eine Ausstellung machen. Nach dem Tod meines Ehemannes bin ich allein und ich brauche diese Unterstützung und Ermutigung.“
Ende 2015 gründete die Stiftung Prinzessin Margareta auch den ehrenamtlichen Verein Niciodată singur“ (Niemals allein“), der sich vorgenommen hat, die Lebensbedingungen der Senioren über 65 durch die Entwicklung und Verbreitung gewisser Dienstleistungen zu verbessern. Der Geschäftsleiter der Stiftung Prinzessin Margareta von Rumänien, Mugurel Enescu, dazu:
Das ist ein Verein mit über 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die die Senioren zu Hause oder in den Altersheimen besuchen, um mit ihnen zu reden und ihnen aus der Einsamkeit und der Isolation herauszuhelfen. Der Verein versucht, die älteren Leute zu verschiedenen Aktivitäten zu ermuntern, und wenn wir zu Ostern oder zu Weihnachten Schenkungen von Firmen oder Organisationen erhalten, machen wir auch Geschenkpakete für die Senioren.“
Der neue Verein wurde infolge einer Studie des GFK-Instituts gegründet, welche die akuten Probleme der älteren Menschen in Rumänien hervorgehoben hat. Laut besagter Studie leiden etwa 1,5 Millionen Senioren in Rumänien unter Einsamkeit. Mugurel Enescu über weitere Resultate der Untersuchung:
In Rumänien lebt einer von zwei Senioren in Einsamkeit. Ferner haben sehr viele ältere Menschen ein großes Problem damit, dass sie sich nutzlos fühlen. In der Gemeinschaft, in der sie leben, spielen sie keine Rolle mehr, und das trifft sie sehr hart. Die Senioren wollen auch nicht von anderen Leuten abhängig sein, sie schämen sich darüber, dass sie für andere Menschen eine Last sind. Das hat uns auf den Gedanken gebracht, dass unsere Gesellschaft, die sich in einem Alterungsprozess befindet, sich unbedingt ändern sollte. Wir müssen uns dieses Problems annehmen, wir müssen uns ans Altwerden anpassen, wir müssen den Senioren die Möglichkeit geben, eine aktive Rolle in der Gemeinschaft zu übernehmen, sich als ehrenamtliche Mitarbeiter zu betätigen, sich sozial einzusetzen. Wir müssen ihnen Teilzeit-Jobs verschaffen, auch wenn sie schon Rentner sind, wenn sie ein bisschen Extra-Geld verdienen wollen.“
Das Seniorentelefon ist eine Partnerschaft zwischen der Stiftung Prinzessin Margareta von Rumänien und der Stiftung Vodafone Rumänien.