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Radfahren in rumänischen Großstädten: Infrastruktur nur mangelhaft

Das Radfahren wird, wie in vielen anderen europäischen Ländern, immer beliebter. In den letzten Jahren ist die Zahl der Radfahrer in den Großstädten ständig gewachsen..

Radfahren in rumänischen Großstädten: Infrastruktur nur mangelhaft
Radfahren in rumänischen Großstädten: Infrastruktur nur mangelhaft

, 23.11.2016, 16:27

Das Radfahren wird, wie in vielen anderen europäischen Ländern, immer beliebter. In den letzten Jahren ist die Zahl der Radfahrer in den Gro‎ßstädten ständig gewachsen. Natürlicherweise ist auch die Anzahl der Fahrradläden gewachsen und es werden immer mehr Radfahrer-Events organisiert. Radu Mititean, Vorsitzender der Radfahrer-Föderation in Rumänien, erklärte uns, warum die Rumänen immer mehr Rad fahren.



Es ist normal, dass die Zahl der Radfahrer steigt. Die Menschen haben eingesehen, dass das Auto keine nachhaltige Lösung in den Gro‎ßstädten ist, weil man gewöhnlich mit dem Fahrrad schneller ist. Das ist der Hauptgrund, nicht unbedingt die Gesundheit oder der Umweltschutz. Wir leben in einem Zeitalter der Geschwindigkeit. Zudem scheint das Radfahren die einzige Bewegung zu sein, die man sich leisten kann, wenn man keine Zeit fürs Joggen oder Schwimmen hat. Ich fahre im Anzug mit dem Fahrrad zur Arbeit. Ich lebe in Cluj (Klausenburg), mit den öffentlichen Verkehrsmitteln würde ich eine halbe Stunde brauchen, auf dem Fahrrad schaffe ich es in 15 Minuten.“




Inwieweit sind aber die Städte auf dieses Wachstum vorbereitet? Das haben wir den Programm-Leiter des Verbandes Green Revolution“, Corneliu Belciug, gefragt.



Das Fahrrad wird in Bukarest nur dann ein alternatives Transportmittel werden, wenn man — neben der Förderung des Radfahrens — die Leute entmutigen wird, PKWs zu benutzen. Wir werden niemals von einem unverschmutzten und lärmfreien Bukarest sprechen können, wenn die Behörden nicht zwei zusammenhängende Ma‎ßnahmen treffen werden. Die eine betrifft die Entmutigung des Auto-Verkehrs — durch Steuern oder Parkgebühren in der ganzen Stadt –, die andere den Bau von Radwegen.“




Auch wenn es EU-Politiken gibt, die das Radfahren fördern, und es Finanzierungen für Infrastruktur gibt, sieht die Realität anders aus. Radu Mititeanu erläutert:



In den letzten Jahren haben die lokalen Behörden von mittelgro‎ßen und gro‎ßen Städten angefangen, Radwege zu bauen. Leider gibt es da gro‎ße Probleme, was die Qualität dieser anbelangt. Sie sind nicht kohärent, die meisten sind zu schmal und nicht sicher. Man wollte nur einige Empfehlungen der EU abhaken. Die Radwege sind nicht benutzerfreundlich und fördern nicht das Radfahren. Manchmal sind sie sogar gefährlich für Radfahrer, weil die Normen nicht aktuell sind oder weil die geltenden Gesetze solche Normen nicht durchsetzen.“




Die Radfahrer-Verbände in Rumänien haben versucht, mit den Behörden zu verhandeln, um die nötige Infrastruktur zu bekommen und das Stra‎ßenverkehrsrecht abzuändern. Welche die Ergebnisse waren, sagt uns Radu Mititeanu:



Seit über 20 Jahren versuchen wir diese Probleme mit dem Stra‎ßenverkehrsrecht zu lösen, wir hören aber immer wieder nur Versprechen seitens der Behörden, die die Gesetze aktualisieren müssen. Leider haben die letzten zwei Jahrzehnte nichts gebracht. Die Entscheidungsträger meinen wohl, das Radfahren sei nur eine Grille. Wenn du das Auto verlässt, bist du zweitrangiger Bürger.“




Die Zivilgesellschaft hat jedoch einige Lösungen sogar in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gefunden. Der Verband Green Revolution“ hat vor sechs Jahren angefangen, das Radfahren in Zusammenarbeit mit dem Rathaus des 1. Bezirks in Bukarest zu fördern. Dabei handelte es sich um ein Fahrradverleihsystem. Corneliu Belciug dazu:



Wir haben das Projekt I’Velo ins Leben gerufen, das sind die gelben Fahrräder, die in Bukarest bekannt wurden. Das Projekt wurde in den Parks der Hauptstadt eingeleitet, dann haben wir es auch in anderen Städten eingeführt. Wir hatten auch ein Projekt für Studenten. Auf mehreren Unigeländen haben wir den Studenten kostenlose Fahrräder zur Verfügung gestellt. Es folgte ein Projekt namens »Fahrräder mit Krawatte« für Angestellte von Konzernen. Wir haben ihnen Fahrräder direkt zum Unternehmenssitz gebracht. Letztes Jahr haben wir ein europäisches Projekt — Bike2Work — eingeleitet und im September dieses Jahres haben wir das erste automatische Fahrradverleihsystem in Bukarest gestartet. In den wichtigsten U-Bahn- und Busstationen gibt es Fahrräder, die man mieten kann. Dieses Projekt möchten wir 2017 weiterentwickeln.“




Die Radfahrervereine haben die Hoffnung nicht aufgegeben. Sie möchten weiter mir den lokalen Behörden verhandeln und das Leben der Radfahrer in den Städten leichter machen.

(foto: Anqa / pixabay.com)
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