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Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

Der Schauspieler Ionuţ Oprea organisiert Theatergruppen und Literaturwerkstätten für Kinder und Jugendliche in Ferentari, mehrere NGO helfen auch Erwachsenen aus sozial schwachen Milieus.

Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder
Problem-Viertel Ferentari: Soziale Projekte für benachteiligte Kinder

, 25.07.2018, 17:30

Ferentari — das ärmste und problematischste Viertel von Bukarest. Bekannt für häusliche Gewalt, Prostitution, Drogenkonsum und -handel, Armut und Analphabetismus. Welche Chancen auf ein normales Leben haben die hier geborenen und aufgewachsenen Kinder? Im Stadtteil Ferentari gibt es mehrere soziale Projekte zur Unterstützung dieser Kinder, aber auch der erwachsenen Roma.



Ionuţ Oprea ist Schauspieler. Vor sechs Jahren begann er, als Freiwilliger für den Klub für alternative Bildung der NGO Policy Center for Roma and Minorities“ zu arbeiten. Der Klub wurde für Kinder in Risikosituationen, die in den Ghettos wie Ferentari leben, geschaffen. Ionuţ Oprea hat es im Laufe der Zeit geschafft, die kulturellen Unterschiede zu überwinden und näher an diese Kinder heranzukommen. Für diese ist das Theater Therapie geworden.



Ich kam mit meinen Werten, meinem Wissen und meiner Bildung, und ich kam an einen Ort, an dem meine Werte nicht allzu gültig waren. Hier ist die Welt irgendwie auf den Kopf gestellt. Da, wo ich herkomme, wird Bildung als etwas Gutes angesehen, von dem man so viel wie möglich haben sollte. Hier muss man sowohl die Kinder, mit denen man arbeitet, als auch ihre Eltern davon überzeugen, dass die Bildung ein Weg und eine Lösung sein kann, um aus einer schwierigen Situation herauszukommen. Ich wei‎ß nicht, ob ich sie schon überzeugt habe. Alles, was ich tun kann, ist jeden Tag hierher zu kommen und dieselben Dinge zu sagen. Und darauf bestehen. Niemand garantiert mir den Erfolg, niemand garantiert, dass ich etwas verändert habe.“




Der Erfolg wird jedoch sichtbar, und man sieht schon, dass die Tätigkeit von Ionuţ Oprea etwas bringt:



Insbesondere Nicoletas Fall bringt mir Freude. Von Anfang an bemerkte ich in ihr eine Einstellung gegenüber dem Leben, mir selbst, und dem Theater, die mich denken lie‎ß, dass sie eine Anführerin werden könnte. Ich habe gesehen, wie andere mit ihr umgehen, wie sie mit anderen umgeht. Sie gibt mir die grö‎ßte Hoffnung, denn sie hat angefangen, zu schreiben, sich zu informieren, Musik zu komponieren, ein Theaterstück zu schreiben. Und sie ist nur ein Beispiel. Es gibt in der Truppe noch weitere Jugendliche, die jetzt, nach einigen Jahren, anfangen, verschiedene Fähigkeiten zu entdecken und einen Platz in der Gruppe zu finden. Einer spielt den technischen Leiter, ein anderer beschäftigt sich mit dem Poster und dem Bild, einer ist für die Probendisziplin zuständig. Jeder entdeckt seine Rolle in der Gruppe. Und das bringt mich dazu, weiter zu machen.“




Nicoleta Ghiţă, einer der gro‎ßen Erfolge von Ionut Oprea, ist 18 Jahre alt und hatte Theaterkurse besucht, bevor Ionuţ Oprea nach Ferentari kam. Als Kleinkind fühlte sie schon, dass das Theater ihre Leidenschaft ist, und sie hat bereits gezeigt, wie talentiert sie ist. Sie hat eine harte Kindheit hinter sich und fing an, mit 15 Jahren zu arbeiten.



Jetzt kann ich sagen, dass ich mich irgendwie erfüllt fühle, weil ich mich sehr weiterentwickelt habe. Von diesem elenden Kind, das niemand mochte und auch selber niemanden mochte, zu einer Person mit Freunden und Bekannten, die überall gut aufgenommen wird. Jetzt mag ich auch Leute! Es ist eine totale Veränderung. Und ich kann sagen, dass, wenn ich sehe, dass Ionuţ stolz auf mich ist, ich mich auch stolz fühle. Nach drei oder vier Monaten hat mich Ionuţ überredet, mit dem Geschichtenerzählen anzufangen. Ich bemerkte, dass ich mich dadurch aussprach, dass ich mich dadurch entspannte. Oft sind es ein paar Geschichten, die ich auf Facebook schreibe und poste. Dann gibt es andere, die ich für mich selbst schreibe, um meine Probleme los zu werden. Au‎ßerdem liebe ich die Musik und ich würde gerne in den Musik- und Theaterbereich gehen.“




Daniela Vlăsceanu ist 34 Jahre alt und hat drei Kinder. Sie wurde in Ferentari geboren und ist dort aufgewachsen. Seit über acht Jahren hilft sie Menschen in Not. Im Juni 2016 trug sie zur Gründung eines Gemeinschaftszentrums bei. Hier organisiert sie Freizeitaktivitäten für Kinder, hilft ihnen bei den Hausarbeiten, organisiert Feste, sammelt Spenden. Jetzt will sie Geld für ein Ferienlager sammeln, sie arbeitet mit ungefähr 25 Kindern, die meisten von ihnen im Alter von 6 bis 12 Jahren. Sie hat sich vorgenommen, mit ihnen bis zum Ende“ zu gehen, das hei‎ßt, sie möchte sehen, dass die Kinder weiter das Gymnasium und eine Hochschule besuchen.



Zum Gemeinschaftszentrum kommen auch Erwachsene. Viele haben keine Identitätspapiere, manche haben Kinder, die Drogen nehmen. Das Hauptproblem? Die Armut, natürlich. Daniela Vlăsceanu dazu:



Wegen der Armut haben sie keine Krankenversicherung, sie können nicht zum Arzt gehen, sie können nicht ins Krankenhaus gehen. Sie haben kein Einkommen. Krank und arm. Ich habe und werde das Ferentari-Viertel nicht ändern können, aber ich denke schon, dass wir alle ein kleines Bisschen tun können. Entweder haben wir jemanden mit den Papieren geholfen, oder es gab Projekte von anderen Organisationen. Jetzt bekommen fünf ältere Menschen einmal in der Woche Essen von einer anderen Organisation. Es ist nicht viel, aber wenn ich wei‎ß, dass jemand einmal in der Woche zu ihnen geht und ihnen zwei Tüten Lebensmittel bringt, ist es besser als nichts. Oder wenn sie keine Papiere haben, und du hilfst ihnen, ein Zertifikat, einen Personalausweis zu bekommen, und sie können dann medizinische Hilfe oder eine Rente bekommen…“




Ebenfalls von Daniela Vlăsceanu erfuhren wir, dass es im Ferentari-Viertel mehrere NGO gibt, die Drogenkonsumenten helfen und bei der Beschaffung von Papieren helfen. Wie könnte sich die Lage in Ferentari noch mehr ändern?



Ich wei‎ß nicht einmal, womit ich anfangen soll… Arbeitsplätze, damit sie etwas zum Leben haben. Besser ausgestattete Schulen, wo die Decken nicht mehr einstürzen. Wir haben ein paar Schulen in der Nachbarschaft, aber sie sind auf dem Standard von… Ferentari eben. Kinder kommen zur Schule, aber sie scheinen nicht allzu viel zu lernen. Ich denke, es besteht ein Bedarf an besser ausgebildeten Lehrern. Polikliniken… Von einem Krankenhaus kann nicht die Rede sein, für Ferentari wäre das schon zu viel.“

(foto: Anqa / pixabay.com)
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