Parkplätze für Behinderte: Rücksicht will gelernt sein
Wer kennt das nicht: den Stress, wenn man einen Parkplatz in der Großstadt sucht. Deshalb freuen sich viele, wenn sie einen freien Parkplatz ergattern, und sei es auch einer, der normalerweise für Behinderte freigehalten werden müsste.
Christine Leșcu, 31.01.2018, 17:45
Ich gehe nur fünf Minuten da rein“, Diese Plätze stehen sowieso normalerweise leer, denn es gibt nicht so viele behinderte Autofahrer“ — wie kennen alle diese Ausreden. #Echt jetzt?“ (rum. #PeBune) — fragen sich rhetorisch jene, denen diese Sonderparkplätze zustehen sollten. Und diese Frage führte zur Einleitung einer Aufklärungskampagne. Die Stiftung Motivation, die sich Personen mit Behinderungen des Bewegungsapparats annimmt, möchte, dass durch dieses Projekt die nicht behinderten Autofahrer darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig es ist, die Behindertenparkplätze frei zu lassen. Gleichzeitig mit der Information der Öffentlichkeit über die Notwendigkeit eines Sonderparkplatzes nimmt sich die Kampagne #Echt jetzt?“ vor, zumindest einen Teil der Vorurteile gegenüber dem Mobilitätsmangel der Behinderten aus dem Weg zu räumen. Viele dieser Personen sind unabhängig und aktiv und können Autofahrer oder Passagiere in speziell für Behinderte umgebaute Wagen sein. Ihre Zahl ist viel größer, als es der Öffentlichkeit bewusst ist, sagte uns Erika Garnier, Koordinatorin der Presseabteilung der Stiftung Motivation. Als Nachweis übermittelte sie uns Statistiken des rumänischen Fahrzeugmeldeamtes. Erika Garnier:
Bis Oktober 2017 wurden 1.700 Kraftfahrzeuge umgebaut, um von behinderten Personen gefahren werden zu können oder um sie zu befördern. Womöglich ist die Zahl bis Jahresende noch weiter gestiegen. Im Vergleich zu 2012 hat sich die Zahl fast verfünffacht. Deshalb glauben wir, dass es viel mehr Behinderte gibt, die aktiv sind und sich Voraussetzungen schaffen, um sich sozial einzugliedern und an dem Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Behinderte Personen sind in erster Linie Menschen und sie haben selbstverständliche Bedürfnisse, die sie auf natürliche Weise auch befriedigen wollen. Sie möchten an allen Aktivitäten teilhaben, an denen wir alle teilhaben möchten. Z.B. wollen sie einkaufen gehen, Auto fahren, mit Freunden ausgehen — kurzum das tun, was jeder einzelne von uns täglich tut. Damit das möglich ist, benötigen sie Sonderparkplätze.“
Erika Garnier, die ihrerseits auch gehbehindert ist, ist auch Autofahrerin und nicht nur ein Mal fand sie den ihr gewidmeten Parkplatz missbräuchlich besetzt. Die Kampagne #Echt jetzt?“ war eigentlich ein erster Anstoß, um gerade Erfahrungen dieser Art durch Information zu vermeiden. Erika Garnier sendet denen, die unbegründet die Sonderparkplätze besetzen, eine Botschaft:
Erstens brauchen ich und meine Rollstuhlfahrerkollegen oder Personen mit anderen Arten von Behinderungen diesen Sonderparkplatz — und keine Ausrede wie ‚Ich hatte es eilig‘, ‚Es dauert doch nur fünf Minuten‘ oder ‚Dieser Platz wäre sowieso frei geblieben‘ ist gültig. Auch die Tatsache, dass jemand dort für nur fünf Minuten parkt oder es eilig hat, hindert einen Behinderten, etwas Selbstverständliches zu tun, wie z.B. in ein Gebäude reinzugehen, um einzukaufen oder auf ein Treffen.“
Außerdem ist es wichtig, nachzuvollziehen, warum diese Parkplätze sich in der Nähe der Gebäudeeingänge befinden und breiter als die anderen sind. Erika Garnier:
Wenn man im Rollstuhl sitzt, ist man weniger sichtbar für den Fahrer eines Autos, das rückwärts fährt. Deshalb ist es wichtig, dass der Parkplatz sich in der Nähe des Eingangs befindet. Darüber hinaus benötigt man mehr Platz, um sich zu bewegen und für verschiedene Manöver beim Aussteigen. Man kann das nicht zwischen Autos durch tun, die dicht aneinander geparkt sind.“
Tudor Dărvăreanu, Instrukteur der Stiftung Motivation, ist trotz Behinderung sehr sportlich und eine sehr dynamische Person — sein Leben möchte er auch im Rollstuhl normal weiterführen. Als Fahrer wurde er auch oft mit der Situation konfrontiert, in der er keinen freien Sonderparkplatz für Behinderte finden konnte. Tudor Dărvăreanu:
Mein Glück war, dass ich einen Begleiter hatte, der mir geholfen hat, einen anderen Parkplatz am Rande des Parkplatzes zu finden, wo mehr Raum war. Dort konnte ich in Sicherheit parken. Erstens handelt es sich um Informationsmangel und um mangelndes Bewusstsein der Bedeutung der Parkplätze. Man sieht nicht so viele behinderte Fahrer, gerade weil es nicht viele speziell eingerichtete und zugängliche Parkplätze gibt.“
Und das sei nicht das einzige Problem, mit dem Behinderte konfrontiert werden, wenn sie sich durch die Stadt bewegen wollen:
Erstens ist es das Parken, dann die Zugänglichkeit der öffentlichen Behörden. Wenn wir über eine Spazierfahrt durch die Stadt im Rollstuhl sprechen, dann sprechen wir über Gehsteige, auf denen Autos geparkt sind, und das heißt automatisch, dass man keinen Platz für die Durchfahrt mit dem Rollstuhl hat. Die Zugänglichkeit allgemein, behindertengerechte öffentliche Verkehrsmittel… Fehlanzeige.“
In Rumänien besagt ein Gesetz zur Regelung des Zugangs zu öffentlichen Behörden, dass 4% der Parkplätze behinderten Personen gewidmet werden müssten. Außerdem sieh das Gesetz 448/2006, das die Rechte der Behinderten fördert und wahrt, Bußgelder für diejenigen vor, die gegen dieses verstoßen und missbräuchlich auf den Behindertenparkplätzen parken.